Arabisch

Ich sammle wieder Bananen ein, diesmal in Arabisch. Mit dieser schönen App von Ling kann man verschiedenste Sprachen wiederholen. Man sollte die jeweiligen Sprachen und Schrift schon halbwegs kennen, sonst ist man überfordert. Grammatik wird hier nicht gelehrt. Das Niveau bewegt sich auf dem Wortschatz von Reiseführern, was bei einfachen Gesprächen im Ausland nützlich ist. Besonders anstrengend sind die Übungen im eigenen Sprechen und Schreiben. Die App bewertet das, was ein Anreiz ist, sich zu verbessern. Schließlich will man ja auch verstanden werden.

Arabisch - die zip-Sprache

Arabisch ist eine ausgesprochen wohl klingende und emotionale Sprache, was ich während meines Studiums der orientalischen Sprache selbst erlebt hatte.

Das gesprochene Arabisch weicht z.T. erheblich von der Sprache des Qur'an, der klassischen Sprache, ab. Es gibt das sogenannte Hoch-Arabisch, das auf der klassischen Sprache beruht, doch nicht mehr die voll lautenden Endungen besitzt. In Zeitungen, Radio und Fernsehen wird sie benutzt, um eine allgemeine Verständigung im arabischen Raum zu ermöglichen. Doch das einfache Volk spricht es nicht und müsste es erst lernen.

Arabisch ist nicht einfach zu lernen. Es hat nicht die sprachlichen Möglichkeiten durch Affigierung, wie in europäischen Sprachen, d.h. durch Präfixe und Suffixe aus einfachen Stämmen komplexe Wortfamilien aufzubauen. Stattdessen hat diese semitische Sprache auf eine auf zehn Typen beschränkte Wurzelflektion, auch im Deutschen zu finden, z.B. seh-en, sah.

Wurzel S - H

s-e-h-en

s-a-h

Die Konsonanten "s" und "h" werden mit den beiden Vokalen "e" und "a" variiert.

Durch diese Ablaute kann man im Arabischen wunderbar rhythmische Sätze bilden, wie in

"Lam jalid wa lam julad."

(Er zeugte nicht und wurde nicht gezeugt).

Das Arabische ist nicht leicht in eine europäische Sprache zu übertragen, die religiösen Begriffe entsprechen nicht genau den Übersetzungen. Die Beschäftigung mit dem Arabischen erhellt und macht vieles klarer als in allen deutschen Übersetzungen. Vieles ist von den islamischen Ländern in Europa übernommen worden:

Café, Jacke, Sofa, Matratze, Tasse, Zucker, Karaffe, Limonade, Alkohol, Aprikosen, Bananen, Sorbett, Orangen, Artischocken, Spinat, Zimt, Arrak, Mokka, karminrot, kandiert etc.

Diese Wörter stammen aus dem Arabischen. Die Liste ließe sich noch weiter fortführen. Arabisch - viel Information auf wenig Raum codieren (Zip-Charakter)

Bevor es soweit ist, stelle ich die arabischen Verbstämmen vor.

Wurzel: k-t-b (schreiben)

1. Stamm: kataba

2. Stamm: kattaba - 5. Stamm: takattaba

3. Stamm: kátaba - 6. Stamm: takátaba

4. Stamm: aktaba

7. Stamm: inkataba

8. Stamm: iktaba

9. Stamm: iktatabba

10. Stamm: istaktaba

Jedes arabische Wort besteht aus einer Wurzel, meistens sind es drei Konsonanten, manchmal auch vier, aber selten. Die Wurzelkonsonanten habe ich farblich markiert. Die doppelte Konsonanten werden gelängt gsprochen, wie dies auch im Italienischen oder Türkischen vorkommt. Unschwer erkennt man, dass die drei Wurzelkonsonanten im Wort hin- und hergeschoben werden und mit bestimmten Präfixen versehen werden: a-, i-, ista-, ta-.

Der 2. und 3. Stamm haben entsprechende Äquivalente beim 5. und 6. Stamm, die mit dem Präfix ta- augmentiert sind. Dadurch erhalten sie eine andere Bedeutung.

Die zehn arabischen Stämme haben eine eigene Bedeutung für die Wortbildung, wie im Lateinischen oder Deutschen die verschiedenen Affixe. Die Bedeutungen möchte ich hier darstellen.

1. Stamm: kataba

Die Grundform des ersten Stammes lautet: kataba. Hier wird also drei Mal ein "a" gebraucht. Das muss aber nicht so bleiben.

Die Vokalisierung der Wurzel k-t-b nach dem Schema katiba steht für durchweg zufällige, vorübergehende oder für wesentliche, dauernde Eigenschaften. Nach dem ersten Konsonanten steht also ein "a", nach dem zweiten Konsonanten ein "i".

Intransitive Bedeutung haben Verben der Form katuba, also -a-u-a.

2. Stamm: kattaba

Er kennzeichnet eine intensive, extensive oder wiederholte Tätigkeit. Es macht bestimmte Grundstämme auch kausativ.

Bsp. 'alima (wissen): 'allama (wissen machen, lehren)

Das Apostroph ' soll einen Konsonanten symbolisieren, den es in europäischen Sprachen nicht gibt.

Manche Wörter werden werden durch den zweiten Stamm deklarativ.

Bsp. kadhaba (lügen): kadhdhaba (für einen Lügner halten, erklären)

Die Buchstabenkombination dh wird wie das englische th in this gesprochen.

Auch sind denominative Bedeutungen möglich.

Bsp. kabura (groß sein): kabbara (Allah preisen)

3. Stamm: kátaba

Er drückt das Streben oder den Versuch aus, die Handlung an einer Person auszuüben, auf eine Person oder Sache einzuwirken. Er heißt deshalb auch Zielstamm.

Bsp.

qatala (töten): qátala (zu töten suchen, jemanden bekämpfen)

kataba (schreiben): kátaba (mit jemandem korrespondieren)

Der Akzentstrich deutet die Längung des Vokals a an.

Bei Eigenschaftswörtern bringt er die Eigenschaft einer Sache oder Person gegenüber in Anwendung. Das entspricht einem Adverb.

Bsp. lána (weich, milde sein): láaina (jemanden milde behandeln)

Ist es Ihnen schon aufgefallen? Es sind nur zwei Konsonanten vorhanden, nämlich l und n. Wo ist der dritte Konsonant? Das kann ich Ihnen gerne verraten. Er versteckt sich in dem langen á und ist der Halbvokal i bzw. j. Das sieht man schön in der arabischen Schrift nachvollziehen. Die lateinische Umschrift kann das nicht nachbilden.

4. Stamm: aktaba

Er hat kausative oder deklarative Bedeutung.

Bsp. salacha (in gutem Zustand sein): aslacha (in guten Zustand versetzen)

Arabisch hat so manche Phoneme, die man in europäischen Sprachen nicht kennt und nur schwer mit dem normalen lateinischen Buchstabeninventar darstellbar sind. So auch in dem Wort salacha. Das "ch" klingt nur ungenau wie das deutsche "ch" in lachen. Man muss hier die Luft ganz tief durch den Rachen strömen lassen und diesen Laut genießen wie ein scharfes Pfefferminzbonbon.

Der vierte Stamm gibt Verben auch die Bedeutung "an einen Ort gehen oder kommen, in eine Zeit oder einen Zustand eintreten".

Bsp.

gharbi (westlich): aghraba (nach Westen gehen)

qáma (aufstehen, stehen): aqáma (zum Stehen kommen, Station machen, verweilen)

Der Buchstabe gh ist kein "g", sondern ein "r" wie es die Franzosen aussprechen. Das "r" hingegen ist ein rollendes "r" auf der Zungenspitze. Wie man bemerkt, hat Arabisch ein Phoneminventar, das ganz anders ist als man aus europäischen Sprachen gewöhnt ist.

Der vierte Stamm kann auch bedeuten, das man auf eine Tätigkeit eingeht oder auf sie zulässt.

Bsp. talaba (fordern): atlaba (eine Forderung erfüllen)

Das t in dem Wort talaba wird emphatisch ausgesprochen. Dazu krümmt man die Zunge nach hinten gegen den Gaumen und spricht t. Gar nicht so einfach, gibt aber einen schönen dumpfen Klang. Gerade solche fremden Laute unterscheiden das Arabischen von anderen Sprachen. Wer ein Ohr für Melodie und Musik hat, kann das genießen.

5. Stamm: takattaba

Er ist das Reflexiv zum zweiten Stamm, unterscheidet sich äußerlich nur um das Präfix ta-.

Bsp. 'alima (wissen): ta'allama (sich lehren lassen = lernen)

Nicht selten drückt der fünfte Stamm ein sich Stellen aus.

Bsp. nabi (Prophet): tanabbaa (sich als Prophet stellen, gerieren)

6. Stamm: takátaba

Er ist das Reflexiv des dritten Stammes und hat daher reflexive, aber auch reziproke Bedeutung.

Bsp. qatala (töten): taqátala (sich gegenseitig bekämpfen)

Er hat selten die Bedeutung des sich Stellens.

Bsp. náma (schlafen): tanáwama (sich schlafen stellen)

7. Stamm: inkataba

Er ist das Reflexiv zum ersten Stamm und bezeichnet öfter das Erleiden und die Geneigtheit dazu.

Bsp. kasara (brechen): inkasara (in Stücke gehen, zerbrechen)

8. Stamm: iktataba

Er ist eine zweite Reflexivform zum ersten Stamm, hat manchmal die Bedeutung der Rezipozität.

Bsp.

kasaba (verdienen): iktasaba (für sich erwerben)

chásama (streiten): ichtsama (miteinander streiten)

9. Stamm: iktabba

Er wird bei Farben oder körperlichen Gebrechen benutzt.

Bsp. s-f-r: isfarra (gelb werden, sein)

10. Stamm: istaktaba

Er ist ein Reflexivum zum vierten Stamm.

Bsp. auchasha (betrüben): istauchasha (sich betrüben)

Sehr hat er die Bedeutung für sich etwas wollen oder erbitten oder das für etwas halten.

Bsp.

ghafara (verzeihen): istaghfara (um Verzeihung bitten)

wadschaba (notwendig sein): istaudschaba (etwas für notwendig halten)

Das war eine kurze Darstellung der arabischen Stämme. Es gibt noch weitere, die aber selten sind.

Der Gebrauch dieser Stämme ermöglicht es Arabern, in kompakter Form zu kommunizieren. Man beachte mal, wie viele deutsche Wörter für die Übersetzung der umgeformten arabischen Wörter nötig sind. Mit wenigen Handgriffen kann ein Araber mehr ausdrücken als wir im Deutschen. Er braucht bloß die Konsonanten verschieben, Vokale kurz oder lang zu sprechen und ein paar Präfixe zu setzen.

Der Zip-Charakter des Arabischen ist offensichtlich. Der Begriff "zip" ist angelehnt an die moderne, häufig benutzten Zip-Dateien, die komprimierten Dateien.