Dakota

Die Sprache der Dakota-Indianer

Bevor die weißen Invasoren die originären Bewohner des nordamerikanischen Kontinents systematisch überrollten, ihren Lebensraum besetzten und ihre technologisch überlegene Kavallerie gegen Frauen und Kinder einsetzten, lebten die Dakota, das zu dem Volk der Sioux gehörte, im später so genannten Minnesota, North und South Dakota. Häuptling Sitting Bull war der berühmteste Dakota.

Obwohl sie eine einfache Lebenswesen führten, war ihre Sprache sehr komplex aufgebaut. Sie wird typologisch zu den polysynthetischen Sprache gezählt, die durch eine Fülle von Bildesilben charakterisiert ist, mit denen sich feinste Bedeutungsnuancen ausdrücken lassen, die sich in dieser Prägnanz in der Sprache der europäischen Immigranten im Indianerland Amerika nicht wiedergeben lassen. Die englische Sprache der zumeist aus der europäischen Unterschicht stammenden Eindringliche ist dazu nicht in der Lage.

Die religiösen "Spinner", die im damaligen Europa mit ihrem "Aberglauben" auf nicht allzu viel Sympathie stießen hatten sich aufgemacht, ihre religiösen Utopie eines sterblichen Menschengottes allen anderen zu predigen und ihnen ihre Lebensweise gewaltsam aufzuzwingen. Mit einem heiligen Buch im Gepäck hatten sie tatsächlich Erfolg gegen die technisch unterlegenen Indianer, die sich anders als die schwarzen Sklaven wenigsten in "Schutzgebiete" (eigentlich "Menschenzoo")  zurückziehen konnten. Das Faktum des militärischen Sieges über die originären Amerikaner bestärkte die weißen Siedler in ihrem ursprünglich Juden eigenen "Auserwähltheitsglauben", der bis auf die Gegenwart nachwirkt. Voller Insbrunst zitieren sie ihren Gott bei jeder Gelegenheit in Verbindung mit ihrer Nationalhymne. Wie aber die Geschichte der Religionen lehrt, werden alle Götter einmal schwach und verschwinden in den Geschichtsbüchern. Auch der "christliche Gott" wird nicht davon verschont bleiben. Bisher sind alle Großreiche einmal untergegangen, auch der Staat der Weißen in Amerika wird davon nicht ausgenommen bleiben.

Zum Glück für Europa verstehen sich die meisten indianischen Amerikaner als Angehörige ihres jeweiligen Volkes oder Stammes und haben ihre Sprachen bewahrt, die ein Schatzkästlein für die Menschheit sind. Gäbe es nur noch die plumpe Sprache der weißen Eroberer, wäre dies ein großer kultureller Rückschritt in der Menschheitsgeschichte. Wer sich mit indianischen Sprachen beschäftigt, wird mit Respekt von den Sprechern sprechen und ihre Art, die Welt zu interpretieren, bewundern. Das englisch-amerikanische "Gequake" ihrer Nachbarn erscheint dagegen als eine Degeneration, beginnend bei der Schlacht bei Hastings (1066), als die französisch sprechenden Normannen die britische Insel eroberten und die dortige Sprache durcheinander brachten. Infolge der Indolenz der einheimischen britischen Bevölkerung wurde daraus eine grausige Mischsprache mit wenig intellektuellem Anspruch, die Jahrhunderte später den originären Amerikanern aufgezwungen wurde.

Hinzu kamen die naiven Missionare, die den gedemütigten indianischen Amerikanern eine auf Geld und Reichtum fixierte Klassengesellschaft schmackhaft machen wollten. Anstatt von den erfahrenen Einwohnern des amerikanischen Kontinents zu lernen, stülpten sie ihnen eine völlig fremde Denkweise über und hatten nichts Eiligeres im Sinn als ihre heiligen Schriften anderen aufzudrängen, die keineswegs religionslos waren, im Gegenteil sehr spirituell waren und die keine orientalischen Geschichten eines auf Erden wandelnden "Halbgottes" brauchten. Jeder mag glauben, was er will. Eine solche zwiespältige "Siegerreligion" wie die der Weißen brauchten die Indianer nun doch nicht. Das war eine doppelte Demütigung für sie, eine militärische und eine religiöse.

Natürlich kann man den heutigen Weißen nicht das vergangene Elend und die Verbrechen an den originären Amerikanern anlasten. Wie sie aber mit ihnen in der Gegenwart umgehen, liegt in ihrer Verantwortung.

Komme ich auf das Dakota zu sprechen. Es besitzt drei Lokative:
a- = auf
o- = in
i- = gegen

Erstaunlich ist die Anzahl der Instrumentale. Es sind neun (!). Russisch schafft es nur auf einen Instrumental.

ya- = mit dem Mund
wa- = mit einem Messer
wo- = Aktion aus der Entfernung
yu- = durch Stoßen
pa- = durch Weiterstoßen
ka- = durch einen plötzlichen Stoß
na- = mit dem Fuß oder Bein
(ein zweites)
na- = durch innere Kraft
pu- = durch Druck

Diese Bildesilben treten vor den Stamm.

"Dazu kommt das Präfix wa-, das unbestimmte Objekte anzeigt ("etwas" , "Dinge" u. dgl.) und neun Suffixe, ausgestattet mit ebensolchen feinen Bedeutungsschattierungen."

Das Dakota-Sprachkonzept kann man im Zusammenhang von mathematischen Relationen betrachten. Was ist eine Relation?

"Eine Relation ist allgemein eine Beziehung, die zwischen Dingen bestehen kann. Relationen im Sinne der Mathematik sind ausschließlich diejenigen Beziehungen, bei denen stets klar ist, ob sie bestehen oder nicht. Zwei Gegenstände können also nicht 'bis zu einem gewissen Grade' in einer Relation zueinander stehen. Damit ist eine einfache mengentheoretische Definition des Begriffs möglich: Eine Relation R ist eine Menge von n-Tupeln. Dinge, die in der Relation R zueinander stehen, bilden ein n-Tupel, das Element von R ist.

Wenn nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist, versteht man unter einer Relation eine zweistellige oder binäre Relation, also eine Beziehung zwischen je zwei Dingen; diese bilden dann genau geordnete Paare." (siehe: Relation)

Die Dakota bilden über ihre Instrumentale bestimmte Relationen zwischen Handlung und dem Ereignis. Dabei benutzen sie Präfixe, die Dinge oder Körperteile des Menschen beinhalten (Messer, Mund, Fuß, Bein), oder bestimmte Aktionen beinhalten (Stoßen, Weiterstoßen, plötzlicher Stoß) oder einen Kraftaufwand benötigen (innere Kraft, Druck).
Das Besondere an diesen Instrumentalen ist, dass sie eine bestimmte Denkweise grammatikalisieren. In europäischen Sprachen benützt man stattdessen mehrere Wörter mit bestimmten Präpositionen (mit, durch, aufgrund). In der Morphematik der Dakota sind die oben aufgelisteten Relationen fest eingebettet und können auf Handlungen angewandt werden, die in europäischen Sprachen als ungewöhnlich empfunden werden.

Die Dakota-Instrumentale sind nicht das einzig Besondere an dieser Sprache. Die Dakota können mit Leichtigkeit Fortbewegungen sprachlich darstellen, die jedem Weißen große Schwierigkeiten bereiten und die in europäischen Sprachen nur sehr umständlich wiedergegeben werden können.

Das Teton (eine Sioux-Sprache) wartet mit nicht weniger als acht Arten des 'Gehens' auf.

Der Sprecher unterscheidet den Handlungsort, ob er sich irgendwo befindet oder ob er zu Hause ist. 

Außerdem wird der Verbaspekt mit angegeben. Hier sieht man klar an den Endvokalen, ob eine imperfektive Handlung ("
u") oder eine perfektive Handlung ("i") vorliegt. Die Dakota-Begriffe werden also nach den Aspekten imperfektiv / perfektiv unterschieden. Die imperfektiven Verben sind charakterisiert durch dunkle Vokale:>". Die perfektiven Verben haben immer als Endvokal ein >

A.) Sprecher befindet sich
nicht an dem Ort, wo die Handlung stattfindet:

-->
imperfektiv: (anderer auf dem Weg zu einem beliebigen Ort sein) - gelá (anderer heimgehen, auf dem Weg nach Hause sein)

--| perfektiv: í (anderer an einem beliebigen Ort weilen, angekommen sein) - khi (anderer zu Hause angekommen sein)


Hier sieht man, dass die Endvokale "
á" und "i" in den Verbaspekt wiedergeben. Das Verb "" passt lautlich zum Verb "gelá", ebenso passen "í" und "hki" zusammen.

B.) Sprecher
befindet sich an dem Ort, wo die Handlung stattfindet:

--->
imperfektiv: ú (selber + gehen zu einem Ort, irgendwohin) -
--| perfektiv: hi (selber + ankommen an einen Ort; irgendwo) - geli (selber + zu Hause angekommen)

Hier sieht man, dass die Endvokale
"ú" und "i" in den Verbaspekt wiedergeben. Das Verb "ú" passt lautlich zum Verb "", ebenso passen "hi" und "geli" zusammen.

Das ist kein Zufall. Die Dakota haben hier ein schönes Sprachschema erfunden, das deutlich zwischen den jeweiligen Aufenthaltsorten unterscheidet. Wichtig für ihn ist der Wohnort und die Referenz zu seinem Wohnort sowie ob eine Handlung abgeschlossen ist oder nicht.

Referenz zum Aufenthalt des Sprechers:
1. Am Ort des Geschehen (ja / nein)
2. Ort des Geschehens ist sein Wohnort (ja / nein)
3. Aufenthalt in einiger Entfernung vom Geschehen  (ja / nein)
4. Bewegung zum Ort des Geschehens (ja / nein)

Diese Referenzen werden miteinander verknüpft zu genauen Angaben zum Geschehen und welche Rolle der Sprecher in dem Geschehen spielt. Würde diese Denkweise auf physikalische Gegebenheiten angewandt, käme man schnell zur modernen Relativitätstheorie.

Der Dakota kann mit Leichtigkeit Relationen angeben, die seinem englischsprechenden weißen Nachbarn schwer fallen. Mit erstaunlicher Präzision kann er auch andere Fortbewegungen angeben und diese mit anderen Verben kombinieren. Da ist ein wahre Freude an Begriffsschöpfungen zu beobachten, die mich mitreißt und zu der Erkenntnis führt, dass die Euralinga noch nicht am Ende ihrer Entwicklung steht und tatsächlich von indianischen Denkprozessen profitieren kann. Mit Demut und Respekt den originären Amerikaner zu begegnen und von ihnen zu lernen, wird den Europäern viel geben und ihnen zurückgeben, was sie im Laufe ihrer Sprachgeschichte verloren haben.

Wie die Dakato-Relationen in die euralingische Grammatik integriert werden können und wie sich das auf die wissenschaftliche Anwendung in der Physik auswirken würde, bleibt ein spannendes Kapitel. Besonders die Dakota-Instrumentale, die bestimmte Impulse, Kräfte und Entfernungen ausdrücken, könnten für die quantitative Beschreibung für Phänomene in der Mechanik, Elektrizitätslehre oder Quantentheorie herangezogen werden.