Konjunktiv Aktiv (Chinalinga)

Der Imperfekt Konjunktiv –îs ist anlehnt an den lateinischen Imperfekt Konjunktiv der Kopula esse (sein).

Beispiele

Lat. Chin. Deutsch

essem
拟ま îsam (ich wäre)
esses
拟す îsas (du wärest)
esset
拟被 îsa (er, sie, es wäre)

essemus
拟いま îsim (wir wären)
essetis
拟いす îsis (ihr wäret)
essent
拟あい îsai (sie wären)

 

Der Plusquamperfekt Konjunktiv fu îs ist anlehnt an den lateinischen Plusquamperfekt Konjunktiv der Kopula esse (sein).

Beispiele

Lat. Chin. Deutsch

fuissem
拟ま fu îsam (ich wäre gewesen)
fuisses
拟す fu îsas (du wärest gewesen)
fuisset
拟被 fu îsa (er, sie, es wäre gewesen)

fuissemus
拟いま fu îsim (wir wären gewesen)
fuissetis
拟いす fu îsis (ihr wäret gewesen)
fuissent
拟あい fu îsai (sie wären gewesen)

 

 

Neu 12.06.2024

Analytische Bildung des Konjunktivs

 

-ís- kommt ans Wortende

 

Tempus

Kopula

haben

werden

Vollverb

Präteritum

mu íse (ich wäre)

mu habíse (ich würde haben, ich hätte)

mu uríse (ich würde werden)

mu laudíse (ich würde loben)

Pluperfekt

mu ebísa (ich wäre gewesen)

mu hatísa (ich hätte gehabt)

mu urebísa (ich wäre gewesen)

mu laudebísa (ich hätte gelobt)

 

 

Das lateinische und deutsche Zeitverständnis sind nicht immer deckungsgleich. In manchen Fällen bevorzugt der Römer den Indikativ, weil er sich von den tatsächlichen Gegebenheiten leiten lässt. Anders ist dies im Deutschen, wo dann der Konjunktiv ("würde") benutzt wird.

Beispiele
Hoc facere possum. (Ich könnte das tun.)
Paene cecidi. (Beinahe wäre ich gefallen.)

In der Chinalinga lehne ich mich da lieber ans Deutsche an. Die beiden Sätze lauten dann:

Abilîsam face hon. neu (12.06.2024):
Mu eblísa face hun.
Proxu fu cadîsam. neu (12.06.2024):
Mu praedu cadevísa.

Wörter
abile (können = Möglichkeit), face (tun), ho (dies), proxu (beinahe), cade (fallen)

Grammatik
-e (Infinitiv)
-îsa (Imperfekt Konjunktiv)
fu -îsa (Plusquamperfekt Konjunktiv)
-am (1.Person Singular)
-o (Nominativ Singular)
-n (Akkusasativ Singular)
-u (Adverb)

Wie man unschwer sieht, wird die 1. Person in der Chinalinga durchgängig mit -m bezeichnet. Im Lateinischen tauchen zwei Endungen auf: -m und -i. Als Argument zum Erlernen dieser alten Sprache wird immer wieder die "Logik" angeführt, was jedoch nur ein Scheinargument ist. So richtig regelmäßig ist lateinisch nun mal nicht. Wer sich intensiv mit dieser Sprache beschäftigt, wird feststellen, dass ihr "Sprachgeist", die Denkstrukturen dahinter, in den Zeiten oder dem Gebrauch von Ablativ- oder Pronomalverbindungen ganz anders als in dern romanischen Sprachen ist, genauso fremd wie etwa das Türkische, das in der heutigen Ausprägung einer Plansprache ähnelt.

Das Lateinische ist nicht so präzise bei den Präpositionen wie das Deutsche. Auch der fehlende Artikel - wie auch im Türkischen - lässt vieles so unbestimmt. Der Sprecher muss aus dem Kontext heraus für Klarheit sorgen. In den Tochtersprachen des Lateinischen wurden diese Defizite ausgeglichen.

Im modernen Türkischen ist das aber nicht gelungen. Diese Sprache vergleiche ich eher mit dem Esperanto, das ein Konglomerat aus verschiedenen Sprachen mit vereinfachter Grammatik ist. Die hehren Ziele der türkischen Sprachreformer sind nicht aufgegangen. Man kann einfach nicht behaupten, dass ein Rekurs auf echt türkische Sprachwurzeln zu einem modernen Türkentum führt. Dadurch verbleibt man doch in der Vergangenheit. Das mag in der Umgangssprache genügen, für eine Wissenschaftssprache reicht das aber niemals. Schließlich muss man sich doch den europäischen Sprachtraditionen öffnen. Viele technische und wissenschaftliche Begriffe sind aus den lateinischen und griechischen Wortwurzel neu gebildet worden, weil sie in ihrer Prägnanz gut zu gebrauchen sind. Sie haben die deutsche Sprache bereichert. Diese Begriffe zu verdeutschen kann niemals gelingen. Dann würden lächerlich wirkende Begriffe herauskommen, die zudem sehr unpräzise sind.

In der Chinalinga habe ich einen konsistenten Wortschatz geschaffen, der die Bedürfnisse des Alltags und der Wissenschaft und Technik befriedrigt. Es gibt hier keinen Bruch wie im Deutschen zwischen den "deutschen Wörtern" und "Fremdwörtern". Die Begriffe in der Chinalinga werden aus den vorhandenen Wortwurzeln gebildet. Damit kann jeder auch ohne höhere Schulbildung verstehen, was gemeint ist. Das wird ein echter Fortschritt sein.