Quran

Die Kultur des Abendlandes ist nicht denkbar ohne die Kultur des Morgenlandes. Nicht die Germanen haben eine Hochkultur geschaffen, sondern die Bewohner des fruchtbaren Halbmondes in Mesopotamien und ihre Nachkommen, die später verschiedenen Religionen folgten. Heute sind die bekanntesten das Christentum, das Judentum und der Islam, die einander sehr ähnlich sind. Der Islam ist im christlich geprägten Europa eine unbekannte Religion geblieben, obwohl Millionen Muslime hier wohnen. Das ist paradox. Während der Buddhismus exotisch wirkt und vor allem Esoteriker anzieht, blieb der Islam eine black box, ein schwarzer Kasten. Wie es in diesem Kasten aussieht, möchte ich euch gerne darstellen. Das kann ich nur an einem kleinen Beispiel tun und zwar der ersten Sure und wichtigsten Sure der islamischen Religion. Geschrieben ist sie im klassischen Arabisch, in einer rhythmischen und sehr klangvollen Versform. Das erkennt man, wenn man diese Verse laut vorliest oder ihnen einfach nur zuhört.

 

So sieht die Fatiha, die eröffnende Sure, aus. Kaligrafisch hervorragend gestaltet, optisch ein Meisterwerk der Farben, Formen und Symmetrie. Wenn ich mir diese Seite aus dem Quran anschaue, wird mir bewusst, warum die arabische Kultur damals die europäische Kultur übertraf.

https://de.wikipedia.org/wiki/Koran#/media/Datei:FirstSurahKoran.jpg

Dies ist ein historischer Fakt. Die arabische Kultur strahlte auch nach Norden aus, was man an arabischen Fremdwörtern im Deutschen gut erkennt. Die arabischen Einflüsse lassen sich auch überall in anderen kulturellen Bereichen noch nachweisen.

Nun komme ich auf den Inhalt der ersten Sure zu sprechen. Das geht nur im arabischen Original. Die Schrift ist linksläufig. Man liest also von rechts nach links, was nicht so schwer ist. Übung ist wie immer bei jeder neuen Schrift aber notwendig. Die kleinen Striche sind Vokale, die dem Leser helfen, die Wörter richtig auszusprechen.

Habt ihr den Rhythmus und den Reim miterlebt, der in diesen kurzen Versen steckt? Das kann keine Übersetzung nachahmen. Mir ist das Arabische nicht mehr fremd, das ich anhand eines Lehrbuchs selbstständig soweit gelernt hatte, dass ich den Quran übersetzen konnte und mir einen Überblick verschaffte.

In der obigen Sure werden die gleichen religiösen Grundsätze wie im Christentum vertreten. Es gibt einen barmherzigen Gott, dem man dient und um Hilfe bittet. Außerdem bittet man um Rechtleitung. Im Grunde könnte diese Sure in jeder Kirche gesprochen werden.

Klanglich wäre dies ein Gewinn, denn wie die christlichen Priester die Gebete in der Liturgie rezitieren könnte ein wenig optimiert werden. Ich habe oft genug ihren Singsang angehört. Einfach furchtbar. Sie sollten mal in die Lehre der Spitzenimame gehen, die den Quran meisterlich beherrschen und eine ehrfürchtige Stimmung bei den Gläubigen erzeugen können. Der Klang des Arabischen und vor allem die sprachliche Struktur des Qurans sind unübertrefflich. Warum dies die Europäer ignorieren, ist mir unbegreiflich.

An den Muslimen führt in Europa kein Weg vorbei. Ein wenig mehr Respekt und Anerkennung haben sie aber verdient. Doch devot zu sein und die europäische Kultur zu verleugnen, wirkt ein wenig befremdlich und erheiternd für die Muslime, die durchaus tolerant sein können. Sie werden nicht böse sein, wenn der Papst sie einlädt und die Bilder nicht verhängen lässt. Haha.

Ich kann nur empfehlen, der Quran-Rezitation zu lauschen.

Koran-Video

 

Die arabische Kultur und religiöse Aspekte des Korans, exemplarisch an der ersten Sure des Korans dargestellt, mit Rezitation in Arabisch.