https://blogs.transparent.com/esperanto/3rd-gen-native-esperanto-speaker-nicole/
Plansprachen sind ein Phänomen, das sogar generationsübergreifend stattfindet. Als Beispiel habe ich die Familie Klünder genommen, wo es drei Generationen native Esperanto-Speakers gibt. Dies zeigt, dass die Plansprache Esperanto auch als Muttersprache taugt und dass keineswegs nur natürliche Sprachen für die Kommunikation notwendig sind. Das ist ein interessanter Aspekt für die Etablierung einer Plansprache als Staatssprache. Die Esperantisten betrachten ihre Sprache als Zweitsprache für die internationalen Kontakte mit ihren Anhängern. Dies ist natürlich nur kleinbürgerlich gedacht und als unpolitisch individualistisches Ziel in den jeweiligen dominierenden Gesellschaften geeignet. Für die Vereinigung verschiedensprachlicher Völker in einer Nation reicht eine reine Lingua Franca nicht aus. Erst eine echte Muttersprache kann diese neue Nation festigen. Das war historisch in vielen Nationen der Fall. Auch das Neuhochdeutsche ist nicht über Nacht die Standardsprache der Deutschen, der Österreicher und eines Teils der Schweizer geworden. Ein solcher Standardisierungsprozess verläuft schleichend und in Generationen über politische Beeinflussung und der reinen Zweckmäßigkeit. Eine Standardsprache hat sehr viele pragmatische Vorteile, auch wenn Dialektsprecher gerne an ihrer jeweiligen angestammten Sprache festhalten wollen. Eine gut gemachte Plansprache könnte leistungsfähige Nationen schaffen, in denen sich die Menschen richtig verstehen können und nicht nur partiell oder sich stammelnd mit Händen und Füßen verständigen. Ein wichtiger Aspekt ist das Bildungssystem, ohne das es keine moderne Gesellschaft geben kann. Wer glaubt, ererbte Sprachen würden dazu ausreichen, der irrt. Ohne die seit dem europäischen Mittelalter mühsam erarbeitete Wissenschaftssprache, die sich heute im Englischen wiederfindet, könnten nicht die schönen Dinge des heutigen Lebens entstehen. Keine aus alten Zeiten ererbte natürliche Sprache kann an sie heranreichen. Auch das Deutsche muss auf Begriffe zurückgreifen, die nicht aus dem Germanischen stammen. Wer das nicht glaubt, braucht sich nur mal in eine linguistische Vorlesung in der Universität begeben und versuchen, dem Professor bei seinen Ausführungen geistig zu folgen. Das ist eine ganz andere Sprache als jene, die Menschen auf der Straße benutzen. Reine Dialektsprecher kämen hier gar nicht zurecht. Sie müssten neben der Standardsprache auch noch die Wissenschaftssprache beherrschen. Komme ich auf das native Esperanto zurück. Diese Plansprache hat den Beweis dafür erbracht, dass es prinzipiell möglich ist, auch eine künstlich geschaffene Sprache generationsübergreifend einzusetzen. Dafür danke ich den esperantistischen Enthusiasten, deren Einsatz ein interessantes Forschungsgebiet eröffnet haben.