Deutsche und Türken haben viel gemeinsam, auch einiges in der Morphologie. Mein damaliger Vortrag im Hörsaalgebäude der Universität zu Köln ist immer noch aktuell.
Die türkische Sprache findet bei den Deutschen kaum Anklang oder Sympathie, obwohl so viele Türken oder Türkischstämmige in Deutschland mit oder ohne deutschen Pass leben. Das sind mittlerweile fast 2,8 Millionen Personen. Das Verhältnis beider Völker ist kompliziert. Das ist heute nicht mein Thema. Vielmehr interessiert mich die türkische Sprache mit ihrer gänzlich anderen Struktur als das Deutsche. Charakteristisch ist die Anordnung der grammatischen Endungen. Sie sind werden hinter die Wörter geschrieben. Auch befindet sich das Verb hinten im Satz, übrigens wie im Lateinischen. Irgendwie erinnert mich Türkisch ans "grausame" Sanskrit, nur ist die Morphologie bedeutend einfacher und daher leichter erkennbar. Die Indogermanisten sollten mal einen typologischen Vergleich zwischen beiden Sprachen machen. Das habe ich mit meiner Sprache gemacht und liste einige Beispielsätze auf.
Nere-de-sin? – Okul-da-y-ım. (Wo bist du? Ich bin in der Schule.)
nere (wo?), -de-, -da- ist der Lokativ, -sin (du bist), -y-im (ich bin)
Kenner sehen sofort die Ähnlichkeit zwischen der ersten Person im Indoeuropäischen (m) und der zweiten Person (s). Das hatte ich auch für meine Sprache benutzt.
Pé estas? Estam nel scolo. (Wo bist du? Ich bin in der Schule.)
pé (wo?), estas (du bist), estam (ich bin), nel (in der), scolo (Schule)
Wenn ich die türkischen Struktur in die Struktur meiner Sprache transformiere, ergibt sich:
*Pé to? Mo in scolo. (Wo bist du? Ich bin in der Schule.)
pé (wo?), to (du), mo (ich), in (in) scolo (Schule)
Großzügig wie ich bin habe ich den Artikel "la" und die Kopula "sein" weggelassen, wie dies auch im Türkischen der Fall ist. Das Verständnis der kurzen Sätze wurde dadurch nicht herabgesetzt.
Nere-de-siniz? – Bahçe-de-yiz. (Wo seid ihr? – Wir sind im Garten.)
Struktur meiner Sprache: Pé estis? Estim nel horto.
Türkische Struktur: *Pé ti? Mi in horto.
Grundsätzlich ist völlig egal, ob eine Sprache eine Kopula expressis verbis benutzt oder nicht. Jedoch erleichtert der Einsatz einer Kopula das Verständnis bei längeren Sätzen.
Mektup yazı-yor-um. (Ich schreibe einen Brief.)
Struktur meiner Sprache: Est-am pen-e mailo-n.
Türkische Struktur: *Mo est-u pen-e mailo-n
pene (schreiben), -em, mo (ich), estu (gerade), mailo (Brief), -n (Akkusativendung Singular)
Die beiden Strukturen unterscheiden sich nur in der Anordnung der Personalendung bzw. des Personalpronomens für die erste Person Singular ("m"). Auch hier finde ich den Klang in der türkischen Struktur "besser". Man braucht nur die beiden Strukturen laut lesen und den Klang miteinander vergleichen. Allerdings könnte eine zu große Kompression der sprachlichen Codes im Satz zu einem erschwerten Verständnis der mündlich aufgenommen Informationen führen.
Um eine neue Sprache zu planen, sollten die Erfinder sich mit vielen Sprachen beschäftigen und selbstkritisch sein und es auch fertig bringen, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Es ist wirklich nicht einfach, eine für einen bestimmten Zweck optimierte Sprache zu schaffen. Die Entropie ist viel wahrscheinlicher als die geordnete Struktur.
Beispiele mit der Kopula "esta" (gerade sein) und Artikel "la":
*Pé esta to? Mo esta nel scolo. (Wo bist du? Ich bin in der Schule.)
*Pé esta ti? Mi esta nel horto. (Wo seid ihr? – Wir sind im Garten.)
Normals Struktur:
Pé estas? Estam nel scolo.
Pé estis? Estim nel horto.
Ob es überhaupt Sinn macht, für das heutige Europa eine Plansprache zu schaffen, bezweifele ich mittlerweile. Wenn ich mir die verkrusteten bürgerlichen politischen Strukturen und die ergraute breite Masse anschaue, kann ich keine Anstalten erkennen, dass irgendjemand von den Akteuren an einem grundsätzlichen Wechsel und einer radikalen Neustrukturierung ihrer veralteten Gesellschaft interessiert ist. Intelligenzbefreit arbeiten sie aber heftig am Untergang ihrer eigenen Lebensgrundlage, was mir während der jetzigen Grippe-Pandemie ins Auge gesprungen ist. Es genügen noch weitere Lockdowns, um diesem hohlköpfigen System den Todesstoß zu versetzen und das ohne eine pseudorevolutionäre, bis auf die Knochen verbürgerlichte Arbeiterklasse. Die einschneidenden Umbrüche werden auch ohne sie erfolgen. Auf dem europäischen Kontinent wird sich eine neue Gesellschaft etablieren mit mehreren Zehnmillionen von Immigranten, die neue Werte, neue Symbole und eine neue Sprache benutzen werden. Die alten Ideologien des Faschismus, Sozialismus und Kommunismus sind out. Sie taugen nicht für die zukünftigen Herausforderungen einer vom Klimawechsel bedrohten Menschheit. Der europäische Kontinent wird völlig umgewälzt mitsamt seiner divergierenden Historien der alten souveränen Staaten und seiner dominanten christlichen Religion, deren theologische Aussagen nicht mehr zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen passen.
Meine Sprache passt nicht zum heutigen bürgerlichen Europa. Sie ist nicht geografisch gebunden und kann in solchen Staaten eingesetzt werden, deren Führer die Einsicht haben, dass nur durch eine beschleunigte effektive Bildungsvermittlung der breiten Masse über eine ausgereifte Plansprache eine starke Nation und für die Einwohner ein angenehmes Leben ermöglicht wird. Sie basiert ja auf dem kulturellen Erbe verschiedener Völker und vereint die besten Elemente aus ihm. Ich arbeite solange an meiner Sprache, bis sie diesen Ansprüchen genügt. Ich nenne sie Eurésa.
Heute habe ich einen "Stresstest" gemacht, nicht an mir persönlich, sondern mit meiner Plansprache. Und sie hat diesen Test bestanden. Das kann ich vorab konstatieren. Ob auch die Banken nach der Corona-Pandemie einen "Stresstest" mit ihrer Liquidität nach der Ausschüttung des monetären Füllhorns durch die bürgerlichen Regierungen bestehen werden, liegt nicht in meinem Verantwortungsbereich. Je mehr und gravierendere Fehler die Regierungen machen, umso ungewolltere Folgen werden sich für sie ergeben. Und damit sind wir beim Konditional, der Bedingungsform. Ich dachte, das wäre eine einfache Sache, ist es aber nicht, nachdem ich mir das Türkische mit seinem ausgefeilten Konditionalsystem angeschaut hatte. Die Transformation des türkischen Konditionals in meine Sprache war echter "Stress". Die Türken können mit wenigen Silben feinste Nuancierungen ausdrücken, wofür das Deutsche erklärende Sätze braucht.
Ich stelle ein paar Beispiele vor. Für meine Sprache habe ich Suffixe oder Partikel gewählt. Im Türkischen erscheint der Marker -se (wenn), der an romanisches "se, si" erinnert. Welcher Zufall! Dann erscheinen die Suffixe -di (narrative Funktion), -miş (dubitative Funktion), -er (generalisierende, repetitive Funktion). In meiner Sprache habe ich die entsprechenden Marker bei den jeweiligen Punkten aufgeführt.
1) Einfaches Konditional: -e
If il face (Wenn er macht.)
Türkisch: Eve git-se. (Falls er zum Haus geht.)
2) Narratives Konditional: naru
If il face naru (Man erzählt sich, falls er macht.)
Türkisch: Eve git-sey-di. (Man erzählt sich, falls er zum Haus geht.)
3) Dubatives Konditional: -eu
If il faceu (Man vermutet, falls er es macht, dann ...)
Türkisch: Eve git-sey-miş. (Man vermutet falls er zum Haus geht, dann ...)
4) Habituelles Konditional: -uz
If il facuze (Wenn er im Allgemeinen zum Haus geht.)
Türkisch: Eve gid-er-se. (Falls er im Allgemeinen zum Haus geht.)
Das sind aber noch nicht alle türkischen Formen, die ich hier aus Platzgründen nicht en detail besprechen werde. Ich musste meine letzten grauen Zellen bemühen, um das türkische Denkmodell zu verstehen. Es ist von der Idee her genial. An wenigen Stellen gibt es logische Unschärfen, die ich in meiner Sprache aber ausgemerzt habe. Wenn man das Konzept in meiner Sprache verstanden hat, ist es ein Leichtes, den Konditional oder die anderen Aspekte und Aktionsarten der Verben zu verstehen und anzuwenden.
Das Türkische hat mich auch vor einem Denkfehler bewahrt, der durch eine schematische Übernahme des Tempus aus dem Lateinischen aufgetreten war. Es betrifft das Futur II (perfektives Futur). Unbedarft wie ich war, hatte ich das Futur II durch Gebrauch des Perfektiv-Partikels "fu" aus dem Futur I gebildet.
Il sera face. (Er wird machen) => Futur I
*Il fu-sera face. (Er wird gemacht haben) => Futur II
Im Türkischen hatte ich die entsprechende Zeitstufe in dem folgenden Beispiel gefunden: Eve git-miş olarak. (Er wird zum Haus gegangen sein.) Das Suffix -miş deutet den Dubitativ an, also eine Vermutung oder einen Zweifel, was ja auch richtig ist, wenn man darüber nachdenkt. Die Ereignisse in einer fernen Zukunft können ja nur vermutet werden. Sie sind keineswegs so greifbar wie die bevorstehende Zukunft. Deshalb habe ich auf einen Indikativ Futur II verzichtet und gebrauche den Dubitativ Futur II, was ihr an dem Suffix -eu ersehen könnt:
Il fu-ser-eu face (Er wird wohl getan haben) => Futur II
Wem die obigen linguistischen Ausführungen nicht so liegen, dem schreibe ich es als allgemeine Lebensweisheit. Was immer schon so war und was man blindlings akzeptiert hat, ist noch lange keine "Wahrheit". Man sollte aufpassen und bei Bedarf kritisch hinterfragen, ob eine bestimmte Entität "Wahrheit" ist oder nur historische Konvention. Das betrifft nicht nur die Sprache, auch das persönliche Leben unterliegt mitunter einem "Stresstest", der von jedem Einzelnen zu meistern ist, oder er scheitert. Mein Rat: Wenn man fällt, spricht nichts dagegen, wieder aufzustehen und weiter zu gehen.
Noch ein langes Wort zum Türkischen, einer in Asien weit verbreiteten Sprache und auch heute heimisch in Deutschland. Der Fokus der Türkischsprecher liegt auf der interpersonellen Interaktion und Bewertung, wie sich dies deutlich in den grammatikalisierten Formen ergibt. Solches gibt es auch in anderen europäischen Sprachen, aber nicht so ausgeprägt wie im Türkischen. Das Türkische hat aufgrund seiner regelmäßigen Agglutination eine hochentwickelte kompakte Grammatik entwickelt, die man in europäischen Sprachen vergeblich sucht. Diese sind schrecklich flektierend oder so rudimentär grammatikalisiert wie das Englische, dem dadurch bestimmte prägnante Ausdrucksmöglichkeiten komplett fehlen. Man könnte annehmen, das Englische habe die Köpfe eingequetscht, damit möglichst wenig reinpasst. Es reicht aber aus, um sich verständlich zu machen.
Hätte das Türkische zu einer Wissenschaftssprache werden können? Ein klares Nein. Dazu ist seine unkomplizierte Silbenstruktur nicht geeignet. Es fehlen auch die konzisen, aber reichhaltigen Affigierungen wie im Lateinischen oder Griechischen. Das ist übrigens auch im originären Deutschen (Germanischen) schwammig ausgeprägt. Die Türken hätten historisch durchaus Anschluss an der wissenschaftlich technischen Entwicklung teilhaben können, wenn sie sich nicht von Europa abgeschottet hätten. Das ottomanische Reich war eine Militärmacht, aber hatte nicht auf den Errungenschaften der Byzantiner mit ihren alten griechischen Philosophen aufgebaut, wie es der Westen tat. Der arabische Islam tat sein Bestes dazu, neue Entwicklungen und Erkenntnisse, die dem quranischem Text oder den Hadithen des Gründers dieser Religion widersprachen, abzuwürgen. Der rigorose Monotheismus mit seinem Bilderverbot und der totalen Kontrolle des privaten und öffentlichen Lebens verhinderte eine Weiterentwicklung wie in Europa, die dort auch gegen die herrschende christliche Religion stattfand. Theologen sind eben keine Wissenschaftler. Der Gründer der modernen türkischen Republik, Kemal Atatürk, hatte dieses Dilemma klar erkannt. Sein ausgeprägter türkischer Nationalismus führte schließlich nicht zu einer echten Einheit der Türkei oder einer echten Integration der Auslandstürken und ihrer Nachkommen in Europa. Übertriebener Nationalismus oder Rassismus sind wahre Übel.
Aus dem Potential des Türkischen habe ich die brauchbaren Elemente herausgenommen und in meine Sprache integriert. Sie ist damit keine ausschließlich europäische Sprache, wenn auch der Wortschatz weitgehend romanisch, lateinische oder altgriechisch ist. ihr sprachlicher Kosmos reicht über Europa hinaus.
Die Türken in Deutschland werden viel zu wenig beachtet. Sie wurden anfangs als sogenannte Gastarbeiter seit den 1960-er Jahren als Arbeitskräfte angeworben, was ich als Jugendlicher noch miterlebt habe. Ich sah sie bei ihrer Arbeit als Straßenarbeiter oder Müllmänner, wie sie unfreundlich von ihren deutschen Kollegen behandelt wurden. Warum eigentlich? Die türkischen Zeitungen mit den unverständlichen Wörtern konnte ich nicht verstehen. Der Klang ihrer Sprache war so uneuropäisch. Auffallend waren die vielen ö und ü, die es auch im Deutschen gibt, welch ein Zufall. Das Türkische spielt im deutschen Schulunterricht keine Rolle, obwohl es doch so viele Türken und ihre Nachkommen in Deutschland gibt. Das ist sehr seltsam, zumal eine zweite Fremdsprache auf dem Gymnasium Pflicht ist. Bei einer Elternversammlung begründete die Französischlehrerin meines Sohnes, warum Französisch und nicht eine andere Fremdsprache, z.B. Türkisch als Zweitsprache in der Schule angeboten würde, dass dies unter anderem auch politisch vom Kultusministerium so gewollt sei. Bis dahin war ich blauäugig der Meinung gewesen, dass dies nur aus praktischen Gründen der Fall wäre. Nun gut, auch eine neue Erkenntnis. Ich hatte mich während meiner Schulzeit erst mit Lateinisch, dann mit Französisch abgeplagt. Englisch war sowieso die Hauptfremdsprache. Im Berufsleben habe ich weder Lateinisch noch Französisch gebraucht, also alles umsonst gelernt, nur brauchbar für die spinnerte Idee einer Plansprache, aber auch nicht ausreichend, wie ich festgestellt habe. Die Nachfolgesprachen des Indoeuropäischen sind in ihrer Sichtweise der Welt beschränkt und verstellen durch ihre abartigen Flektionen den Blick für neue Sichtweisen und Zusammenhänge. Außerdem mangelt es häufig an logischer Stringenz, Eindeutigkeit und Vollständigkeit. Vom Standpunkt eines Maya-Sprechers oder anderer uramerikanischer Sprecher sind sie echt primitiv in ihrer Wahrnehmung der personalen Interaktionen und Referenzierung von Wahrnehmungsakten. Das habe ich sehr abstrakt geschrieben. Es ist leider nur denjenigen verständlich, die sich damit intensiv beschäftigt haben. Anfangs war mir das auch unbekannt. Auch das Türkische hat grammatikalisierte Sprechakte, die ungenau als Dubitativ charakterisiert werden. Sie sind nur periphrastisch oder mittels Adverbien im Deutschen nachbildbar und nicht unbedingt konstitutiv für meine Muttersprache. Für Türken sind sie aber in der Alltagssprache sehr präsent. Vom heutigen Wissensstand hätte ich mir gewünscht, dass die obligatorische zweite Fremdsprache im Gymnasium oder der Gesamtschule Türkisch statt Französisch oder Spanisch oder einer sonstigen europäischen Sprache wäre. Die große kulturelle Zeit des Französischen ist eh abgelaufen. Englisch als Sprache des weltweiten Kapitalismus ist wichtiger als Spanisch. Nur antiquierte Vorstellungen in der bürgerlichen Elite und ihrer Entscheidungsträger halten ein gesellschaftliches Weltbild aufrecht, das wirklich hinterherhinkt. Sie werden umso schneller in der Historie verschwinden, je mehr Lockdowns sie zukünftig verordnen und je mehr gravierende ökonomische Fehler sie machen.
Die türkische Sprache findet bei den Deutschen kaum Anklang oder Sympathie, obwohl so viele Türken oder Türkischstämmige in Deutschland mit oder ohne deutschen Pass leben. Das sind mittlerweile fast 2,8 Millionen Personen. Das Verhältnis beider Völker ist kompliziert. Das ist heute nicht mein Thema. Vielmehr interessiert mich die türkische Sprache mit ihrer gänzlich anderen Struktur als das Deutsche. Charakteristisch ist die Anordnung der grammatischen Endungen. Sie sind werden hinter die Wörter geschrieben. Auch befindet sich das Verb hinten im Satz, übrigens wie im Lateinischen. Irgendwie erinnert mich Türkisch ans "grausame" Sanskrit, nur ist die Morphologie bedeutend einfacher und daher leichter erkennbar. Die Indogermanisten sollten mal einen typologischen Vergleich zwischen beiden Sprachen machen. Das habe ich mit meiner Sprache gemacht und liste einige Beispielsätze auf.
Nere-de-sin? – Okul-da-y-ım. (Wo bist du? Ich bin in der Schule.)
nere (wo?), -de-, -da- ist der Lokativ, -sin (du bist), -y-im (ich bin)
Kenner sehen sofort die Ähnlichkeit zwischen der ersten Person im Indoeuropäischen (m) und der zweiten Person (s). Das hatte ich auch für meine Sprache benutzt.
Pé estas? Estam nel scolo. (Wo bist du? Ich bin in der Schule.)
pé (wo?), estas (du bist), estam (ich bin), nel (in der), scolo (Schule)
Wenn ich die türkischen Struktur in die Struktur meiner Sprache transformiere, ergibt sich:
*Pé to? Mo in scolo. (Wo bist du? Ich bin in der Schule.)
pé (wo?), to (du), mo (ich), in (in) scolo (Schule)
Großzügig wie ich bin habe ich den Artikel "la" und die Kopula "sein" weggelassen, wie dies auch im Türkischen der Fall ist. Das Verständnis der kurzen Sätze wurde dadurch nicht herabgesetzt.
Nere-de-siniz? – Bahçe-de-yiz. (Wo seid ihr? – Wir sind im Garten.)
Struktur meiner Sprache: Pé estis? Estim nel horto.
Türkische Struktur: *Pé ti? Mi in horto.
Grundsätzlich ist völlig egal, ob eine Sprache eine Kopula expressis verbis benutzt oder nicht. Jedoch erleichtert der Einsatz einer Kopula das Verständnis bei längeren Sätzen.
Mektup yazı-yor-um. (Ich schreibe einen Brief.)
Struktur meiner Sprache: Est-am pen-e mailo-n.
Türkische Struktur: *Mo est-u pen-e mailo-n
pene (schreiben), -em, mo (ich), estu (gerade), mailo (Brief), -n (Akkusativendung Singular)
Die beiden Strukturen unterscheiden sich nur in der Anordnung der Personalendung bzw. des Personalpronomens für die erste Person Singular ("m"). Auch hier finde ich den Klang in der türkischen Struktur "besser". Man braucht nur die beiden Strukturen laut lesen und den Klang miteinander vergleichen. Allerdings könnte eine zu große Kompression der sprachlichen Codes im Satz zu einem erschwerten Verständnis der mündlich aufgenommen Informationen führen.
Um eine neue Sprache zu planen, sollten die Erfinder sich mit vielen Sprachen beschäftigen und selbstkritisch sein und es auch fertig bringen, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Es ist wirklich nicht einfach, eine für einen bestimmten Zweck optimierte Sprache zu schaffen. Die Entropie ist viel wahrscheinlicher als die geordnete Struktur.
Beispiele mit der Kopula "esta" (gerade sein) und Artikel "la":
*Pé esta to? Mo esta nel scolo. (Wo bist du? Ich bin in der Schule.)
*Pé esta ti? Mi esta nel horto. (Wo seid ihr? – Wir sind im Garten.)
Normals Struktur:
Pé estas? Estam nel scolo.
Pé estis? Estim nel horto.
Ob es überhaupt Sinn macht, für das heutige Europa eine Plansprache zu schaffen, bezweifele ich mittlerweile. Wenn ich mir die verkrusteten bürgerlichen politischen Strukturen und die ergraute breite Masse anschaue, kann ich keine Anstalten erkennen, dass irgendjemand von den Akteuren an einem grundsätzlichen Wechsel und einer radikalen Neustrukturierung ihrer veralteten Gesellschaft interessiert ist. Intelligenzbefreit arbeiten sie aber heftig am Untergang ihrer eigenen Lebensgrundlage, was mir während der jetzigen Grippe-Pandemie ins Auge gesprungen ist. Es genügen noch weitere Lockdowns, um diesem hohlköpfigen System den Todesstoß zu versetzen und das ohne eine pseudorevolutionäre, bis auf die Knochen verbürgerlichte Arbeiterklasse. Die einschneidenden Umbrüche werden auch ohne sie erfolgen. Auf dem europäischen Kontinent wird sich eine neue Gesellschaft etablieren mit mehreren Zehnmillionen von Immigranten, die neue Werte, neue Symbole und eine neue Sprache benutzen werden. Die alten Ideologien des Faschismus, Sozialismus und Kommunismus sind out. Sie taugen nicht für die zukünftigen Herausforderungen einer vom Klimawechsel bedrohten Menschheit. Der europäische Kontinent wird völlig umgewälzt mitsamt seiner divergierenden Historien der alten souveränen Staaten und seiner dominanten christlichen Religion, deren theologische Aussagen nicht mehr zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen passen.
Meine Sprache passt nicht zum heutigen bürgerlichen Europa. Sie ist nicht geografisch gebunden und kann in solchen Staaten eingesetzt werden, deren Führer die Einsicht haben, dass nur durch eine beschleunigte effektive Bildungsvermittlung der breiten Masse über eine ausgereifte Plansprache eine starke Nation und für die Einwohner ein angenehmes Leben ermöglicht wird. Sie basiert ja auf dem kulturellen Erbe verschiedener Völker und vereint die besten Elemente aus ihm. Ich arbeite solange an meiner Sprache, bis sie diesen Ansprüchen genügt. Ich nenne sie Eurésa.