Ferfating fun Saxia (in Säxisch)

Fertig ist meine säxische Verfassung! Und das in vierzehn Tagen geschafft in einer neuen Sprache, verfasst von einem Rentner, der als einfacher Sachbearbeiter mit kaufmännischem Abschluss gearbeitet hatte, ohne ein juristisches Studium.

 

Meine Verfassung ist sozialistisch, freiheitlich, und nichtbürgerlich. Die Beziehungen der einzelnen Rechtssubjekte habe ich ausbalanciert und darauf geachtet, dass die einzelnen Rechte auch realistisch sind und klar formuliert und eindeutig sind.

 

Die Grundrechte der säxischen Verfassung bestehen aus 30 Artikeln und sind den Artikeln der Menschenrechte der Vereinten Nationen sowie ergänzend aus der deutschen Verfassung, dem Grundgesetz von 1949, nachgebildet. Ich habe sie sprachlich neu ausformuliert und lange Sätze verkürzt. Wiederholungen oder Verfahrensanweisungen gemäß der Zivilprozessordnung ZPO vermieden. Auch Überregulierungen bis ins kleinste Detail, was sowieso schon allgemein geregelt wurde, habe ich weggelassen. Eine Verfassung sollte nicht abschweifen und sich in Eventualitäten verlieren.

 

Die Menschenrechte zu formulieren war ziemlich einfach. Ich gehe ja von einem freiheitlichen Menschen aus, der in einer Gemeinschaft lebt, in der die Beziehungen untereinander nach bestimmten Regeln definiert werden und zwar freundlich und mit gegenseitigem Respekt unter Beachtung rechtstaatlicher Prinzipien.

 

Die aktuelle Verfassung der BRD besteht aus einem Wust von langen Sätzen, die mich ermüden. Ich ziehe lieber die Urfassung von 1949 zurate, die noch kein Parteiprogramm mit blumigen Wunschvorstellungen der verschiedensten bürgerlichen Parteien war. Im Laufe von Jahrzehnten hat sich doch ein Wortmüll in der deutschen Verfassung angesammelt. Ich muss sagen, gewählte demokratische Parlamentarier haben keinen Sinn für sprachliche Schönheit oder Klarheit von Begriffen.

 

Nur bei gutem Willen der Parlamentarier funktioniert überhaupt eine Verfassung. Es gibt keine Möglichkeit, sie so zu formulieren, dass kein Missbrauch möglich ist. Böswillige Parlamentarier kann keine noch so gut gemeinte und ausgereifte Verfassung stoppen. Sie erfinden neue Bedeutungen für die benutzten Begriffe und hebeln deren ursprünglichen Sinn aus.

 

Ich werde die Verfassung aber noch akribisch prüfen, ob ich doch noch etwas vergessen habe oder Zuständigkeiten noch offen sind. Sie enthalt ca. 100 Artikel und umfasst einen Wortschatz von ca. 1300 säxischen Wörtern mit vielen juristischen Begriffen.

 

Die Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen und die deutsche Verfassung von 1949 konnte ich als Vorlagen gut gebrauchen und habe sie sprachlich ans Säxische angepasst. Ich hatte mir auch andere Verfassungen angeschaut. Besonders die kommunistischen Verfassungen sind ein Traumland der politischen Wünsche und der Diktatur des Proletariats mit einer absoluten Partei, die alles regeln soll. Auch ihre dümmliche Zentralverwaltungswirtschaft kommt in meiner Verfassung nicht vor. Der Bevölkerung soll es doch gut gehen und nicht vor leeren Geschäften warten.

 

Die Befugnisse des Bundes und der Länder habe ich ausgearbeitet und auf wenige Rechtsprinzipien reduziert. Der Text des Grundgesetzes von 1949 und die Neufassungen nach der Wiedervereinigung sind arg unübersichtlich und manchmal schwer zu interpretieren, besonders wenn es um finanzielle Leistungen zwischen den Bundesländern geht. Er ist auch viel zu detailliert, was eigentlich in Bundesgesetze ausgegliedert werden könnte.

 

Die Verfassung ist zwar ein änderungsgehemmtes Recht, doch bei den unzähligen Änderungen scheint es sehr leicht gewesen zu sein, die Artikel immer mehr aufzublähen. Entsprechende Mehrheiten Im Parlament und im Bundesrat haben sich also gefunden. Jede Partei und Modeströmungen haben sich darin verewigt, bis sich das deutsche Volk eine andere Verfassung geben würde, wie Artikel 146 geschrieben ist. Hier liegt aber ein Widerspruch zu anderen Artikeln vor, in denen verfassungswidrige Handlungen verboten sind. So richtig logisch haben die Verfassungsväter nicht gedacht.

 

Der Staatsname Saxia rührt von seiner Sprache her, hat aber nicht viel mit den alten Sachsen in Norddeutschland zu tun und schon gar nichts mit dem heutigen Bundesland Sachsen.

 

Was die Deutschen mit ihrer zerrütteten BRD machen und wie sie diese über ihre Wahlpräferenzen versuchen zu erhalten, ist belanglos für mich. Ein solcher Staat hat langfristig ein Stabilitätsproblem mit dem Nebeneffekt, dass die neuen Staaten in Zentraleuropa sich davon distanzieren werden. Nach meiner Meinung hat sich herausgestellt, dass die meisten Deutschen mit einem großen Land politisch überfordert sind, wohl aber kleinere Staaten managen können, wie dies schon in ihrer neuzeitlichen Geschichte der Fall war.

 

Übrigens habe ich meine deutsche Literatur entsorgt und zur Büchertauschbörse gebracht. Ich brauche sie nicht mehr. Mögen sich andere daran erfreuen.

 

Mein Säxisch ist ein Gegenentwurf zum Deutschen, das für die Etablierung einer neuen sozialistischen Gesellschaft ungeeignet ist, linguistisch oder vom Deutschtum her gesehen. Die Hoffnung der kleinen Leute auf ein neues Deutschland, was sich über eine ausgegrenzte nationale Partei ausdrückt, ist schon antiquiert. Die lieben Deutschen reproduzieren sich ja nur ungenügend, so dass man bequem ausrechnen kann, wann die ursprüngliche Bevölkerung auf wenige Millionen geschrumpft ist. Drastische Änderungen stehen in Zentraleuropa in diesem Jahrhundert bevor. Daran können auch naive Demonstrationen und Diffamierungskampagnen gewisser Gruppen nichts mehr ändern. Der Zug ist abgefahren.

 

Die Väter der deutschen Verfassung haben es fertiggebracht, in vielen Artikeln zu den allgemeinen Rechten und Freiheiten gleich im nächsten Satz eine Einschränkung festzulegen. Das ist unlogisch, wenn auch in der Praxis oftmals nötig. Es gibt nun mal keine absolute Freiheit und kein absolutes Recht des Individuums. Wohlwollende Einschränkungen sind notwendig, was ich im Artikel 30 formuliert habe.

 

Die deutsche Juristensprache passt zum Deutschen, das ja eher eine Kunstsprache der Adelsklasse war und später von der bürgerlichen Klasse weiter geführt wurde. Säxisch ist lebendig, klar und eindeutig und klingt auch viel besser, was mein persönlicher Eindruck ist. Es ist die Sprache für das Volk und würde auch von ihm gut verstanden, wenn sie sich durchsetzte.

 

In diese Verfassung fließt mein über Jahrzehnte erarbeitetes Wissen aus verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten ein. Es ist ja nicht so, dass man sich an den Tisch setzt und mal eben eine komplexe Verfassung schreibt. Die Literatur dazu habe ich nun entsorgt und zu einer Büchertauschbörse gebracht. Ich habe schon hunderte Bücher weggebracht. Das stärkt die Armmuskulatur. Bücher sind ziemlich schwer.

 

Meine Verfassung habe ich durchgängig in Säxisch geschrieben mit einem Wörterbuch am Schluss. Wer also Interesse hat, kann sich den Wortschatz erarbeiten. Eine deutsche Übersetzung biete ich nicht an. Die deutsche Juristensprache klingt in meinen Ohren so fade und veraltet mit allerlei Bandwurmsätzen, im Gegensatz zur Darstellung in meinem prägnanten und leicht verständlichen Säxisch.

 

Saxia ist noch eine Utopie. Wo und wann sie realisiert wird, ist noch offen. Das ist von bestimmten historischen Faktoren abhängig, die ich hier nicht näher erläutern werde.

 

Meine sozialistische Verfassung, geschrieben in Säxisch (Nüplatt):

 

Web-Link: Ferfating fun Saxia