Europa wird langsam ein entchristlichter Kontinent, nicht ein atheistischer. Das ist der Trend, der sich nicht mehr umkehrt. Die säkularen Demokratien machen jede Religion letztlich kaputt. Wenn die religiösen Kinder auf staatliche Schulen mit dem normalen Unterricht ohne den Einfluss der religiösen Lehren geschickt würden und auch die Normen der Mehrheitsgesellschaft übernehmen müssten, würden sie ebenfalls säkularisieren. Nichts stört die Sekten und Großreligionen mehr als ein klares wissenschaftliches Denken mit der Forderung nach stichaltigen Beweisen für ihre religiösen Heilslehren. Nichts stört sie mehr, wenn sich die Kinder und Jugendlichen von den einengenden sexuellen Lehren, Bekleidungsvorschriften oder bestimmten Essgewohnheiten abwenden, eigenständige widerborstige Fragen stellen, einen Gott kritisieren, der so viele Widersprüche in sich trägt, nicht mehr die alten Antworten akzeptieren, die ihnen ihre Eltern und die religiösen Autoritäten vorbeten. Jede Generation definiert ihre eigenen Götter. Wenn der moderne Facharzt und Apotheker besser heilt als ein beliebiger Gott, dann sind schon die ersten Kratzer an einer Religion vorhanden, die man nicht mehr glätten kann. Wenn in einer wachsenden Klassengesellschaft der herrschende Klerus den Reichtum bei steigender Armut legitimiert über bestimmte Sprüche aus heiligen Büchern darf er sich nicht wundern, wenn die Zahl der Anhänger schrumpft. Evolutionär ist der Zerfall von Religionen inhärent, denn auch Religionen bilden Herrschaftssysteme aus, die irgendwann bekämpft werden und damit diese Religion beseitigen. Es gibt ja keine Wirkkraft hinter den religiösen Lehren, wie es von ihren Anhängern behauptet wird. Die Symbole vereinen nur ideologisch. Letztlich dienen sie der Gesellschaftsbildung, allerdings immer mit einem Verfallsdatum. Jedenfalls hat das Herrschaftssystem Christentum, das den europäischen und amerikanischen Imperialismus immens förderte, heute seinen Zenith überschritten, was ganz deutlich in Europa zu beobachten ist.