Die Verwandten Jesu

Mittlerweile ist es für mich einfacher, religiöse Texte in meine Sprache Eurésa zu übersetzen, weil der Wortschatz schon ziemlich groß ist. Dabei ergeben sich auch Änderungen oder Korrekturen an den verwendeten Wörtern. Wer meint, einen Wortschatz könne man entwickeln, indem man nur jedes Wort einer gegebenen Sprache anders codiert, der irrt sich. Durch den Gebrauch in Texten zeigt sich, ob die neu gebildeten Wörter Bestand haben oder nicht. Das hängt von ihrem Inhalt und dem Klang der benutzten Silben im Satz ab. Hier braucht man ein Gespür für "Schönheit", was natürlich subjektiv ist. Ich habe immer den Klang des Italienischen im Ohr, eine wirklich klangvolle Sprache, und gleiche die Wörter und Sätze intuitiv ab. Wenn man meine Sprache mit einem deutschen Akzent liest, wie mein Sohn, schöpft man ihr Klangpotential nicht aus.

 

Heute habe ich ein paar Sätze aus dem Lukas-Evangelium übersetzt, die von Verwandtschaftsbeziehungen handeln.

 

Da gibt es zunächst die "ámo" (Mutter) und den "ápo" (Vater), die Kinder "filo", "filíno" (Tochter) oder „filéro“ (Sohn).

 

Die Schwiegereltern sind die Folge der Heirat, der "gameo". Deshalb wird dieses Wort des Glücksgefühls als Attribut gebraucht: "gama ámo" (Schwiegermutter) bzw. "gama ápo" (Schwiegervater).

 

Die Geschwister werden ausgedrückt mit "fratíno" (Schwester) oder "fratéro" (Bruder). Die entfernteren Verwandten werden mit Hilfe des Präfixes „par“ (neben) ausgedrückt, also „parfratíno“ (Cousine) und „parfratéro“ (Cousin).

 

Deutsche erkennen an den Suffixen -íno (weiblich) und -éro (männlich) ihre gewohnten Geschlechterbezeichnungen wieder. Ein bisschen Deutsches bleibt also in Eurésa erhalten. Der Rest ist Lateinisch oder Romanisch mit Einsprengseln aus anderen Sprachen.

Um die religiösen Texte zu übersetzen, versuche ich, den Pathos herauszunehmen und überflüssige Wörter zu vermeiden. Auch vermeide ich, die deutsche angestaubte Stilistik nachzubilden. Sie klingt oft verkrampft und fern eines wirklich gesprochenen Deutsches. Oft falle ich in alte Lesegewohnheiten zurück und bemerke nicht, dass es noch eine bessere Übersetzung geben könnte, die dem klaren und nüchternen Charakter der Eurésa entspricht. Es gibt noch viel zu tun. Haha.

 

So, jetzt komme ich zur Interpretation der herausgeschriebenen Sätze aus dem Evangelium.

Jesus war der erstgeborene Sohn von Maria und Josef. Er hatte noch vier (!) Brüder und mehrere Schwestern, deren Namen nicht überliefert wurden. Je nach Konfession gelten Jesu Brüder auch als „Cousins“, eine Anschauung, die nicht mit den Texten vereinbar ist. Jakob, der Bruder von Jesus, spielte später in der jungen Gemeinde von Jesus nach dessen Tod eine wichtige Rolle, was aus der Apostelgeschichte hervorgeht.

 

Bei religiösen Interpretationen sollte man sich immer an belegbaren Fakten orientieren und nicht blindlings Dogmatikern folgen.

 

Die nächste Verwandte von Maria war ihre Cousine Elisabeth, deren Sohn der berühmte Johannes, genannt der Täufer war. Wie man das Geschlecht ihres Kindes vor der Geburt festgestellt hatte, erschließt sich mir nicht ohne den Einsatz eines Ultraschallgerätes. Bei religiösen Texten sollte man immer kritisch sein und nicht sein Gehirn ausstellen. Eine echte Biografie Jesu müsste auf so manche Ungereimtheiten verzichten und dadurch an Glaubwürdigkeit gewinnen.

 

Jesus war eine bedeutende geschichtliche Persönlichkeit, die keine legendenhafte Zusätze und schmückende Attribute braucht. Diese Persönlichkeit aus dem Wust von frommen Legenden und falschen historischen Angaben herauszuschälen ist sehr spannend und lehrreich. Ein Jesus und seine Lehre, wie sie wohl wirklich war, können das Abendland aus der derzeitigen Misere von Unglauben, Unfreiheit und Dummheit befreien. Wir können uns an die historische Wahrheit stark annähern. Das reicht für menschliche Dimensionen. Die Vollkommenheit hingegen können nur Dogmatiker erreichen und sich dann gegenseitig zerstreiten und bekämpfen.

 

Europa ist mit der Person dieses Juden gewachsen und hat dadurch große kulturelle Ziele erreicht, auch weil es nicht bei der national-religiösen Enge des Judentums stehen geblieben ist. Religion sollte allen Menschen nützen, nicht nur den Gläubigen. Deshalb ist eine weitgehende Toleranz gegenüber Andersgläubigen oder Ungläubigen nötig, die jedoch nicht Gewalttaten und Unterdrückung von Personen einschließt. Die Freiheit ist ein wichtiges Gut.

Die bisherige schlechte Gewohnheit der Christenmenschen, den Staat von der Ethik Jesu auszunehmen wäre äußerst schädlich und nachteilig für eine neue Gesellschaftsordnung.

Manche Dogmen werden noch zwangsläufig fallen, wenn man sich an den Fakten in den Evangelien orientiert. Bei einer kurzen Notiz wird die Schwiegermutter "gama ámo" des Petrus erwähnt, die wohl einen grippalen Infekt hatte. Dieses Ereignis und besonders der Umstand, dass Petrus verheiratet war, machte meinen Religionslehrer, einen katholischen Geistlichen, nicht stutzig oder nachdenklich, der ja ehelos leben musste. Der Zölibat ist ja eine Voraussetzung in der Stellenbeschreibung eines katholischen Priesters.

 

Denkt man über den Fakt nach, dass der Apostel Petrus, auf den sich der Papst der katholischen Kirche beruft, verheiratet war und dies bei den katholischen Priestern verboten ist, dann kommt man unweigerlich zu dem Schluss: Martin Luther hatte recht.

Verheiratete Priester wären besser für die katholische Kirche. So würden nicht gehäuft bestimmte Männertypen diesen Berufswunsch haben, die da nicht reinpassen bzw. unter dem religiösen Deckmantel kriminelle Handlungen an Schutzbefohlenen begehen. Die Nachrichten über solche schändliche Taten ließen sich ja in letzter Zeit nicht mehr verhindern.

 

Man braucht nur selber die Evangelien aufmerksam lesen und Randbemerkungen aufgreifen, um Dogmen zu hinterfragen.

 

Jetzt könnt ihr meine Übersetzungen der Verse aus dem Evangelium rein klanglich genießen.

 

„Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.“

 

Átu ca evai pau, la tempádo eva ca el nateva ilon.

 

ᚨᛁ ᚨᚢ 永久 产了 ᛟᚾ

 

„Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln.“

 

Cai el nateva séa prota filéron cai velopíte ilon in velopátos

 

产了 兄丁ᛟᚾ 裹复 ᛟᚾ 裹代.

 

„Und seine Mutter sprach zu ihm: Mein Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.“

 

Cai ila ámo diceva ilé: "Ma filo, pró cé has face hun? Ta ápo cai mo habim busce ton doliter.

 

言了 他へ 么へ ᚨᛋ ᚻᚢᚾ ᛁᛗ ᛟᚾ .

 

„Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses,

Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm.“

 

Eso na e la domergisto, la filéro da Mirjam cai la fratéro da Jacov, Jose, Jehudah cai Shimon, ca? Ila fratíni na vivei inter mi, ca? Cai récolerevai oba ilon.

 

室工 兄丁 Mirjam 哥丁 Jacov Jose Jehudah Shimon 哥女 ᛖᛁ 归愠了ᚨᛁ ᛟᚾ.

 

„Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, sie, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei.“

 

Elisheva, ta syngeníno, esta ancu anograva syn filéro in ela vetádo cai el esta in hexíma lunádo, el, hu eu unfrutebla.

 

Elisheva 共世女 丿 兄丁 ᛖᛚᚨ ⽼久 六最 月久 ᚻᚢ 是乙 不果可.

 

„Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen sogleich mit Jesus über sie.“

 

La gama ámo da Petrus succumbeva febriter. Dicevai persegu syn Jeshua oba elon.

 

Petrus 下躺了 言了ᚨᛁ 完夂 Jeshua ᛟᚾ.