Eltern

Das ist mein Vater in jungen Jahren. Er war schon immer dynamisch und bildete sich bis ins hohe Alter fort. Sein schönes Hobby ist das Malen. Er ist viel belesen und geistig rege.

 

Mal so richtig arbeiten tut gut, vor allem, wenn man etwas selber machen kann. Ich hatte meine beste, mit einer schicken Falte gebügelte Hose angezogen, um meine Arbeit zu zelebrieren und hob mit der Schippe Erde aus, damit wir ein Abwasserrohr verlegen konnten. Mein Vater war ein geschickter Handwerker, der vieles alleine erledigen konnte. Wer nichts kann, ist aufgeschmissen und muss eine Stange Geld für die Dienstleistungen ausgeben. Man verschätzt sich leicht beim Erdaushub. Das sieht so wenig aus, bedeutet aber tatsächlich, zig Schubkarren voll zu machen. Vergleicht mal, wie wenig in die Schubkarre passt, obwohl sie ganz schön schwer wird. Erst wird die Erde ausgebuddelt und danach der Graben wieder zugeschüttet. Spaß macht das nicht, muss aber getan werden. Wie heißt es so treffend, von nichts kommt nichts.

Was man sich vornimmt, kann man auch erreichen. Jedenfalls hat mein Vater aus eigener Kraft und eigenem Geschick einen Anbau hochgezogen, Erdreich ausgehoben, gemauert, den Boden gegossen, die Wände verputzt und das Dach mit Ziegeln gedeckt. Ich war sein lernwilliger Assistent. Man braucht zum Bauen nicht nur Muskelkraft, sondern muss auch die Arbeitsabläufe voraussehen und die richtigen Materialien und die richtige Menge davon bestellen. Schließlich hat er die Fenster und die Tür noch selber eingesetzt. Dabei muss man sich an die Vorgaben des Bauplans akribisch halten. So einen Vater hat nicht jeder. Ich bin stolz auf ihn. Er ist auf dem ersten Foto zu sehen. Auf dem zweiten Foto bin ich. Es war nicht warm zu der Zeit, aber beim Arbeiten wird‘s einem schnell warm.

Mein Vater hatte das alles bei den Maurern und aus Fachbüchern gelernt. Eigentlich hatte er eine Ausbildung als Autoschlosser gemacht. Er konnte ein Auto nicht nur reparieren, sondern auseinander nehmen und wieder fachgerecht zusammensetzen.

Das Maurerhandwerk setzt schon einiges an geometrischem Verständnis und deren praktische Umsetzung voraus. Ich konnte mir einen tiefen Einblick verschaffen, wie man mit einfachen Werkzeugen, einem Lot, einer Messlatte und einem Zollstock sowie einer Wasserwaage exakte Tiefen, Längen und Breiten im Erdreich ausmisst und bin deshalb nicht überrascht über die gleichen Methoden der alten Ägypter beim Bau von Pyramiden. Wie man Hebel an geeigneten Stellen ansetzt, um schwere Brocken zu bewegen, habe ich persönlich erlebt. Die Aliens braucht man also nicht. Das sind nur Hirngespinste von Dummen, die mal richtig körperlich arbeiten sollten.

Die gute Zusammenarbeit mit meinem Vater möchte ich nicht missen. Dadurch habe ich erkenntnistheoretisch so viel gelernt und kann nur kurz sagen, dass die bürgerliche Gesellschaftsordnung, wie wir sie momentan erleben, eine transitorische Gesellschaft ist. Dieses Monstrum steht wirklich auf wackligen Beinen.

Mein Vater spricht mit seinem Enkel über die Bombensplitter, die ihm nach einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg aus dem Schädel operiert wurden. Das machte ungeheure Schmerzen danach. Aber mein Vater steckte sie weg. Nur fitte Männer schaffen das. Nicht jeder, der aus dem Krieg gekommen war, konnte das. Fürs Überleben ist ein starker Wille und eine gesunde Psyche notwendig.

Wenn ich die heutige Generation mit seiner Generation vergleiche, fallen mir eklatante Unterschiede auf. Wer in einem Himmelbett des Wohlstands gebettet wurde, der fürchtet sich vor einem Grippevirus und vor Krankheit oder dem Tod. Solche Leute sind auch anfällig für Parolen der Politiker und ihrer willfährigen journalistischen Helfer, mit ewigen Lockdowns vor einem Virus davonlaufen zu können. Was für ein Quatsch! Blödheit wird von der Historie abgestraft. Das ist gewiss.

Wenn ich so alt werde wie mein Vater, kann ich noch die abrupte Transformation der bürgerlichen Gesellschaft in eine neue Gesellschaftsordnung miterleben, in der andere Werte gelten und das Volk nicht in die Verelendung getrieben wird.

Diesen Bus hat mein Vater nach dem Zweiten Weltkrieg Krieg jahrelang gefahren. Dafür musste er schon sehr früh aus dem Bett aufstehen. Die Leute waren auf seine pünktlichen Fahrten abgewiesen. Einen solchen extensiven Autoverkehr wie heute gab es damals nicht. Dementsprechend waren die Busse proppenvoll. Die Lenkung ging schwer. Eine Servolenkung gab es nicht. In steilen Kurven stand mein Vater am Lenkrad auf, um es herumzureißen. Man brauchte also einiges an Muskelkraft.

Die körperliche Arbeit hat massiv in der bürgerlichen Gesellschaft abgenommen und wird immer mehr ersetzt und gleichzeitig auch die Menschen, die dahinstehen. In der Sprache der Ökonomen ist das die fortschreitende Substitution des Humankapitals. Ein Naturgesetz ist das natürlich nicht. Ich habe den Eindruck, dass die Absolventen der Universitäten zunehmend an Verblödung leiden und nicht mehr holistisch denken können. Sie plappern die Ansichten ihrer Professoren nach, kriegen dadurch gute Noten, sind aber betriebsblind.

Im Alter sieht man vieles anders als in der Jugendzeit, weil einem die Lebenserfahrung und nötige Reife, die Fähigkeit fehlte, in größeren Dimensionen zu denken. Nunmehr im höheren Alter fallen mir immer mehr Zusammenhänge auf und ich sage, so, wie es momentan in unserer Gesellschaft läuft, wird es nicht weitergehen, auch wenn sich die herrschende Klasse in ihrer unendlichen Güte und Fürsorge dagegenstemmt.

Jetzt kann ich richtig angeben mit dem, was mir WikiTree angezeigt hat, nämlich meine Verwandtschaft mit Prinz Philip Mountbatten. Die obsoleten Titel lasse ich mal weg. Sie haben heute keine Funktion mehr. Den Begriff "Prinz" sehe ich als Berufsbezeichnung an, als ein Repräsentant des britischen Staates. Wie die Heiratsbande so spielen. Was beweist, wie klein der Genpool möglicher Ehegatten ist.

Ich fand diesen Prinzen sehr witzig. Er erinnerte mich an meinen Vater mit seinem Elan und seiner Bereitschaft, Dinge anzupacken und seine Art, zu interagieren und mit den Menschen zu sprechen.

 

Meine Mutter mit ihren 93 Jahren. Sie ist fit wie ein Turnschuh und auch geistig rege.

Eine tolle Mode gab es 1959, haha. Meine Mutter im gepunkteten Mantel und ich im flauschigen Wollanzug. An diese Zeit kann ich mich nicht erinnern, ein Opfer der frühkindlichen Amnesie, wenn das Gehirn rasch wächst und alle Erinnerungen löscht. Das wirkt wie die Defragmentation einer Festplatte.

Was wäre aus mir geworden, wäre ich in einem anderen Land groß geworden? Eine solche Frage kann man nur spekulativ beantworten. Wie ich in der eigenen Familie und bei anderen festgestellt habe, können die Theorien einer primären sozialen Prägung nicht stimmen. Die genetischen Anlagen überwiegen doch und prägen den Charakter und die innere Einstellung, an die Herausforderungen des Lebens heranzugehen, entscheidend. Auch muss es epigenetische Einflüsse geben, die über Generationen hinweg nicht verbal tradiert werden, sondern sich genetisch manifestieren. Darüber habe ich nachgedacht, als mich eine Kollegin fragte, warum ich mich mit asiatischen Sprachen und der asiatischen Kultur beschäftigen würde. Niemand aus meiner Verwandtschaft oder meiner mir bekannten Vorfahren hatten ein solches Interesse. Es gibt aber einen genetischen Hinweis auf eine Abstammmungslinie aus dem Altai-Gebirge, was sehr überraschend mich war. Die Forschung über die Epigenetik steht erst am Anfang. Vielleicht werden hier noch unbekannte und überraschende Entdeckungen gemacht.

Was man aus seinen genetischen Anlagen macht, ist aber entscheidend für das eigene Leben. Wie ich den Biografien berühmter Wissenschaftler entnehmen konnte, haben sie Tag und Nacht an ihrem Erfolg gearbeitet, haben auf Vergnügungen verzichtet und sind in ihrer Arbeit aufgegangen. Ob sie als Vorbild für jeden gelten könnten, bezweifle ich. Ihr Leben ist doch zu entbehrungsreich und trotz alle dem hat nicht jeder von ihnen einen großen Bekanntschaftsgrad erreicht. Interessante genetische Anlagen reichen jedenfalls für den persönlichen Erfolg nicht aus. Das ist meine Lebenserfahrung. Man muss etwas dafür tun, jeder auf seine Weise.

Gedichte

Gelernt ist gelernt. Was man im hohen Alter noch leisten kann. Mein Vater kennt noch viele Gedichte auswendig, die er in seiner Jugend gelernt hat. Das ist sehr bewundernswert.

In der zukünftigen Gesellschaft sollten die Schüler wieder mehr von der Kultur des eigenen Volkes lernen. Das ist mir nach dem Vortrag zweier Gedichte durch meinen Vater bewusst geworden.

 

Das queere, besser gesagt, verquere Zeug von heute, ist ungeeignet, den Zusammenhalt des Volkes zu fördern. Es ist vielmehr Sprengstoff und wird die Demokratie der bürgerlichen Elite auflösen, eines Herrschaftssystems, das am Volk verbeigeht und es verachtet.

 

Omnibus-Fahrten

Wollt ihr mal sehen, wie früher nach dem Zweiten Weltkrieg die Busse aussahen. Mein Vater hat diese gelben Wagen selber gefahren. Er kannte sich damit gut aus.

 

Irgendwie hatte diese alten Omnibusse noch einen gewissen "Charakter", nicht so stromlinienförmig und nicht so designed wie aus einem Science-Fiction-Film. Je mehr sich die moderne Zeit eckenlos, geglättet und gesoftet präsentiert, um so mehr verliert sie den Charme des Ursprünglichen, der Robustheit, auch der Unvollkommenheit. In einer solchen historischen Phase werden ebensolche Individuen geprägt, die Krisen nicht überstehen können und alles falsch machen, was sich hier anbietet. Das flauschige Himmelbett einer verakademisierten Jugend wird sie nicht davor bewahren, harte Zeiten zu erleben und zu kosten, was die alten Leute noch durchmachen mussten.