Heute hat der Ferienkurs Griechisch II begonnen. Er dauert zweieinhalb Stunden mit einer kurzen Pause, die ganze Woche. Professorin Armoni treibt uns an. Man muss schon ausgeschlafen sein. Wir sollen das gesamte Lehrbuch schaffen, 42 Kapitel. Das ist eine schöne Menge an neuer Grammatik und Vokabeln. Ich sitze jetzt im Philosophikum und lerne, aber nicht nur Griechisch, auch Sanskrit, mein nächstes Ziel. Am nächsten Donnerstag wird unser grammatisches Wissen in einer Klausur geprüft, um den Kenntnisstand zu ermitteln, ob es sich überhaupt lohnt, weiter zu machen. Einfach ist diese Sprache eben nicht. Auch ich muss viel üben und das täglich.
Gleich beginnt der Griechischkurs. Noch ist es ruhig. Die anderen Studenten kommen auf den letzten Drücker. Warum wohl? Haha
Draußen ist es frisch, drinnen ist es stickig in dem alten Gebäude. Noch zweieinhalb Stunden Altgriechisch, dann ist Wochenende.
Heute haben wir einen Griechischtest zurückbekommen. Ich habe einige Fehler gemacht, die auf meinem analogischen Denken zurückzuführen sind. Sie zeigen, wie sehr diese Sprache von einem richtig durchdachten Grammatikgerüst entfernt ist. Meine Plansprache weist diese eklatanten "Schnitzer" nicht auf. Nichtsdestotrotz werde ich die griechische Flexion mit ihrer Redundanz sinnbefreit stur auswendig lernen müssen, um klassische Texte verstehen zu können. Der Test wurde nicht benotet. Die Professorin war von dem allgemeinen Ergebnis jedenfalls nicht begeistert.
Ich warte gerade auf den Beginn des Griechischkurses und denke nach. Immerhin bin ich zur Zeit etwa fünf Stunden mit dieser Sprache beschäftigt. In einer kleinen Gruppe besprechen wir den vorzubereitenden Stoff der nächsten Lektion. Dabei diskutieren wir auch über die historischen Hintergründe und reden über andere Dinge. Ich finde das immer sehr interessant. Die Zeit an der Uni gefällt mir trotz der Arbeit sehr gut.
Ich rätsele darüber, ob Russisch oder Altgriechisch schwieriger ist. Auf jeden Fall ist die griechische Grammatik mit ihrem Partizipiengebrauch sehr gewöhnungsbedürftig, vergleichbar mit dem schönsten Amtsdeutsch. Es ist sicherlich kein Zufall, dass das antike Griechisch heute nicht mehr gesprochen wird.
Puh, noch zehn zweispaltige Seiten Vokabeln voll gepackt mit unregelmäßigen Verben im Griechischbuch lernen. Das schlaucht ganz schön. Wer Griechisch gelernt hat, der hat meine Hochachtung. Das ist eine Sprache mit vielen Haken und Ösen, keineswegs „logisch“ aufgebaut, sondern eher sprachhistorisch gewachsen. So viele Lautveränderungen bei den Tempora habe ich noch nicht gesehen. Hinzu kommt die von modernen Sprachen abweichende Satzbildung mit vielen Partikeln und Partizipien, eine völlig andere fremde Sprachwelt. Eindeutigkeit wie in der Mathematik ist in dieser Sprache nicht vorhanden. Ich gehe oft beim Übersetzen nach dem Ausschlussverfahren und statistischen Wahrscheinlichkeiten vor. Die alten Griechen hatten doch nicht so ein präzises sprachliches Denkinstrument, wie ich vorher angenommen hatte. Tja, so manche Illusionen zerplatzen an der Realität, eine Erkenntnis, die man auf auf andere Phänomene des Lebens übertragen kann.
Der Endspurt hat begonnen. Nur noch eine Woche Griechisch lernen. Ich habe schon mal die Vokabeln vorbereitet, die Grammatik folgt. Altgriechisch ist eine sehr anspruchsvolle Sprache, die man nicht mal nebenbei lernen kann. Im nächsten Semester geht es mit dem Lektürekurs weiter, natürlich mit dem Philosophen Platon, der sich so umständlich ausdrückt. Ich möchte lieber die Abenteuer des Odysseus lesen. Das wird spannend. Mein Wecker wird mich in einer Viertelstunde daran erinnern, dass der Kurs um 10 Uhr beginnt.
Heute ist der letzte Tag des Griechischkurses. Alle Studenten sind darüber so froh. Es hat nicht ausgereicht, dass ich mich täglich fünf Stunden mit dieser Sprache beschäftigt habe. Die Grammatik ist einfach zu umfangreich. Dazu kommen die unregelmäßigen Verben, deren am häufigsten gebrauchten einander sehr ähnlich sehen, ein Grausen. Immerhin haben wir in fünf Monaten geschafft, wozu man früher im Gymnasium drei Jahre gebraucht hat. Das Koine-Griechisch der Bibel ist verglichen mit dem attischen Griechisch, was wir gelernt haben, vom Niveau her viel leichter zu verstehen. Biblische Texte sind für mich eine wohltuende Erholung. Das ist doch auch etwas wert. Darauf gönne ich mir jetzt ein Eibrötchen und werde heute Nachmittag zur Feier des Kursendes mit meinem Sohn essen gehen.
Vom Platon habe ich genug, ein Schwafler höchster Güte, der im Grunde nur Plattitüden in seinem Buch Gorgias über die Rhetorik bringt. So etwas Langweiliges habe ich noch nie gelesen. Oh Grausen! Jetzt habe ich mir ein kleines Buch gekauft, in dem Geschichten über Don Camillo und Sherlock Holmes in altgriechischer Sprache geschrieben sind. Meine Mühen mit dieser nicht besonders „logisch“ strukturierten Sprache müssen sich doch gelohnt haben. Ich freue mich darauf, mal etwas Lustiges und Interessantes zu lesen.
Wir haben eine Übungsklausur in Griechisch geschrieben. Sie ist für mich besser ausgefallen als gedacht. Mit 5 Fehlern glatt bestanden. Der Dozent fragte die Teilnehmer mit mehr als 15 Fehlern, ob sie denn im richtigen Kurs wären. Dabei ist schon der Kurs arg geschrumpft. Und davon haben einige nicht die Klausur mitgeschrieben. Dabei brauchen sie den erfolgreichen Abschluss für ihr Studium. Wenn sie so weiter machen, kann man sich ausmalen, was dann folgt. Übrigens war ich so schnell fertig, dass ich noch eine zweite Klausur geschrieben habe mit 4,5 Fehlern. Für meine Ansprüche war das noch zu schlecht. Ich werde noch mehr lernen und üben. Es ist mir angenehmer, die Texte fließend lesen und verstehen zu können, ohne dauernd Vokabeln nachschauen zu müssen. Dann macht das Lesen von griechischen Originaltexten richtig Spaß.
In diesem Kurs über das Koine-Griechisch beschreibt der Dozent die gesamte Grammatik in einem Überblick. Das ist hilfreich nach meinem Griechischkurs an der Universität, damit ich die Puzzleteile der Morphologie zusammenkriege. Ich habe noch einige Neuigkeiten erfahren und bin damit sehr zufrieden.
Nun habe ich mich wieder ausgiebig mit dem Altgriechischen beschäftigt, um ggf. bisher überlesene grammatische Erscheinungen und geeignete Vokabeln für meine Plansprache zu übernehmen. Dabei fällt mir immer wieder auf, wie verrückt das Altgriechische strukturiert ist. Die griechischen schriftlichen Überlieferungen können niemals Volkssprache gewesen sein. Diese Kunstsprache hat so viele grammatische Formen und ebenso viele nicht erklärbare Abweichungen von den Regeln, dass ich jeden bewundere, der dies alles auswendig lernt. Ich begnüge mich damit, aus dem altgriechischen Fundus einige interessante und für das Denken essenzielle Strukturen an meine Sprache anzupassen, aber so, dass sie leicht zu memorieren sind. Langsam nimmt meine Sprache Gestalt an.
Jetzt folgt ein Nebenprodukt meiner Sprachforschungen. Auch wenn die Indogermanisten nun aufheulen, ihre Hypothesen zweifele ich an. Sie versuchen, aus allen indogermanischen Sprachen eine hypothetische Grundsprache zu postulieren mit bestimmten Hauchlauten und seltsamen Konsonantenverbindungen. Nach meiner Intuition ist es wahrscheinlicher, dass sich der östliche Zweig der indogermanischen Sprache (Satem) aus dem westlichen Zweig (Centum) abgespaltet hat, dass also die Zischlaute sich aus den Gaumenlauten entwickelt haben. Und ich meine nicht Lateinisch oder Germanisch als diese Ursprache. Vielleicht gibt es mutige Kämpfer, die das mal hypothetisch durchspielen. Fortschritte gibt es dann, wenn man mal andere Wege geht als bisher.
Auf dem Foto habe ich einen Abschnitt aus den Lausbubengeschichten von Wilhelm Busch übertragen, Max und Moritz. Vielleicht erkennt ihr einige lateinische Wörter wieder. Aus dem Griechischen stammen cai (und) und die Vorsilbe ano (hinauf). Ein deutsches Wort habe ich versteckt. Sucht mal selbst.