Studium

Jetzt kann ich tun und lassen, was ich will, kann aufstehen, wann ich will, habe keine beruflichen Verpflichtungen mehr. Mein Abschied vom Berufsleben war heute, ein schönes Gefühl der Freiheit, um etwas Neues zu schaffen. Faulenzen kenne ich nicht, es wird weiter gehen mit meinen privaten Arbeiten. Reisen interessieren mich nicht. Dann kann ich meine Sprache noch beenden und neue Bücher schreiben.

 

Jetzt kann ich auf meinem Keyboard spielen, ohne meine Arme und Finger zu überanstrengen. Vor meinem Ruhestand musste ich auf den Tasten des PC in der Firma stundenlang klimpern, was höchst anstrengend war. Das brachte es mit sich, dass ich abends nur eingeschränkt Musik machen konnte. Diese Zeit ist nun vorbei. Wie schön!

Man muss eine Nummer ziehen, wenn man ins Sekretariat der Uni gehen möchte. Es war zum Glück kein großer Ansturm da.

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Ein neuer Abschnitt meines Lebens:

Eingeschrieben an der Universität zu Köln

"Wir freuen uns Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie im Studiengang GasthörerIn - Math.Nat.-Fak. (Gasthörerstudium mit dem Abschlussziel Gasthörerstudium) im Sommersemester 2019 zugelassen wurden!

Wir würden uns freuen, Sie als neues Mitglied der Universitätsgemeinschaft an der Universität zu Köln begrüßen zu dürfen!

Mit den besten Wünschen für ein erfolgreiches Studium.
Ihr Studierendensekretariat / International Office"

Ich war heute in einer Studienberatung im linguistischen Seminar bei Herrn Dr. Frotscher, ein sehr freundlicher und kompetenter Mann (Februar 2019). Für mich kämen die Seminare lateinische und griechische Sprachwissenschaft sowie Einführung in die Indogermanistik in Frage.

Herr Dr. Warr vom physikalischen Institut empfahl mir Experimentalphysik I und II sowie Vektoranalysis und lineare Algebra.

 

Ich muss mal schauen, wie ich die Vorlesungen und Seminare unter einen Hut bekomme. Interessant sind sie alle. Ich will ja was lernen und aktiv mitarbeiten und nicht wie bei Terra X mit leichter Kost nur unterhalten werden.

 

Ich war heute in einer Studienberatung im linguistischen Seminar bei Herrn Dr. Frotscher, ein sehr freundlicher und kompetenter Mann. Für mich kämen die Seminare lateinische und griechische Sprachwissenschaft sowie Einführung in die Indogermanistik in Frage.

Herr Dr. Warr vom physikalischen Institut empfahl mir Experimentalphysik I und II sowie Vektoranalysis und lineare Algebra.

Ich muss mal schauen, wie ich die Vorlesungen und Seminare unter einen Hut bekomme. Interessant sind sie alle. Ich will ja was lernen und aktiv mitarbeiten und nicht wie bei Terra X mit leichter Kost nur unterhalten werden.

Man muss eine Nummer ziehen, wenn man ins Sekretariat der Uni gehen möchte. Es war zum Glück kein großer Ansturm da.

Bislang hatte ich nach dem Start meines Ruhestands keinen Tag Langeweile. Auch habe ich mich nicht nach meiner alten Arbeitstätigkeit gesehnt. Dieser Lebensabschnitt ist endgültig vorbei. Nun kann ich mit neuen Herausforderungen widmen wie der lateinischen Linguistik. In dem Buch werden die phonologischen Entwicklungen der lateinischen Sprache dargestellt, die sehr vielschichtig sind. Das ist genau das Richtige für mich, über Strukturen nachzudenken und daraus bestimmte Gesetzmäßigkeiten abzuleiten. Sprachentwicklungen sind nicht zufällig. Dahinter stecken komplexe Zusammenhänge, die ich nun kennen lerne. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie schön es ist, spannende Entdeckungen zu machen. Es ist wie bei einer Schatzsuche.

Es wird ernst. Nach den Vorübungen in Mathe und Physik im März startet mein Sommersemester mit einigen schönen Vorlesungen und Seminaren. Das wird eine Herausforderung sein und auch sehr schön. Neue Erkenntnisse über die Entwicklung unserer Sprache von vor 6000 Jahren bis zur Antike werde ich erhalten. Die tolle altgriechische Sprache kann ich jetzt eingehend kennen lernen. Auch werde ich Einblicke in das physikalische Geschehen unserer Welt erhalten. Ich wünschte Olivier Simon könnte mit mir das Indogermanistik-Seminar besuchen. Er hat darin ja schon so ein vertieftes Wissen.

Hieroglyphen zu zeichnen ist nicht leicht. Das sind meine ersten Versuche. Tiere abzubilden fällt mir besonders schwer. Übung macht auch hier den Meister. Das Lehrbuch von Gabriele Wenzel gibt anschauliche Anleitungen über die Strichreihenfolge. Sie ist anders als im Chinesischen. Hieroglyphen sehen sehr ästhetisch aus. Wenn ich mich gut auf mein Seminar „Mittelägyptische Lektüre für Gasthörer“ vorbereite, kann ich dann mit den anderen Teilnehmern diese Schrift und Sprache genießen. Das Seminar setzt sehr viel Eigeninitiative voraus anders als in der Schule. Das gilt auch für Gasthörer. Ich freue ich mich schon auf den freundlichen Dozenten Dr. Weber, der mir vorab eine Literaturliste gesandt hat.

Woran merkt man, dass ich nicht mehr in einem Beschäftigungsverhältnis stehe? Am späten Aufstehen? Nein, ich rasiere mich am Mittag. Haha. Der innere Druck des früheren Arbeitslebens ist aber noch nicht von mir gewichen. Oft denke ich, ich müsste noch zum Dienst. Ich denke, das wird bald vergehen. Ein Arbeitsangebot von einer anderen Firma, als freier Mitarbeiter tätig zu werden, habe ich vor ein paar Tagen abgelehnt. Ich möchte etwas Neues machen und nicht mehr in einem subalternen Arbeitsverhältnis stehen wie früher. Ein Studium, das meinen Neigungen entspricht, ist mir viel lieber. Früher hatte ich das Unvergnügen, in der Firma stundenlang Routinearbeiten am PC zu erledigen, so dass mir abends die Arme weh taten. Diese viele Tipperei! Furchtbar! Da beschäftige ich mich doch jetzt lieber mit anderen Dingen. Nun kann ich wieder auf meinem Keyboard spielen, das ich lange vernachlässigen musste, eben wegen meiner überanstrengten Arme. Spielen macht gute Laune. Das Alter ist also keine Bürde, sondern eine Befreiung.

Puh, ist das schwer, Hieroglyphen zu lernen. Ich schreibe sie so oft auf, bis ich sie einigermaßen kann. Am nächsten Tag wiederhole ich sie immer wieder, damit sie auch im Langzeitgedächtnis bleiben. Ohne Übung geht es nicht. Ein Studium ist kein Zuckerschlecken, nicht wie eine Fernsehsendung, die man gemütlich im Sessel anschaut. Ich finde es aber viel schöner als im Büro subalterne Tätigkeiten zu machen. Die ersten 50 Seiten des hervorragenden Buchs von Gabriele Wenzel „Hieroglyphen“ habe ich schon durchgearbeitet und Unmengen von Papier für das Schreiben der Zeichen verbraucht. Das Buch ist nur ein Appetitshappen. Es geht dann weiter mit weiterer Literatur, die ich mir besorgt habe. Wie schön, dass ich jetzt genügend Zeit habe. Einfach toll!

Mein bestelltes Buch über die Hieroglyphen ist gerade geliefert worden. Ich bin ganz aufgeregt. Es stand auf der Literaturliste von Dr. Weber, der den Sprachkurs im Sommersemester 2019 leiten wird. Dann kann ich so viel von der ägyptischen Kultur erfahren. Das ist wie eine Schatzsuche, immer etwas Neues und Unerwartetes entdecken. Herrlich!

Habe gerade die ägyptischen Zahlen gelernt. Die alten Ägyptern benutzten das Zehnersystem wie wir auch, jedoch schrieben sie statt der Stellen eigene Zeichen. Die Zahl eins ist ein Strich. Das machen wir auch noch so. Für die Zehn wurde ein Bogen geschrieben. Der Kringel ist eine Hundert. Der Finger soll zehntausend symbolisieren. Da es so viele Kaulquappen gibt, hätten sie den Zahlenwert für 100.000 erhalten. Ein sitzender Gott mit erhobenen Armen ist gar eine Million. Die Ägypter jonglierten also schon mit großen Zahlen. Mit ihrer Zahlendarstellung zu rechnen ist äußerst schwierig, wie ich festgestellt habe. Man braucht Zeit, muss die einzelnen Zeichen durchzählen und anschließend addieren. Dann darf man sich auch nicht bei den vielen Strichen verzählen. Außerdem braucht man viel Platz zum Schreiben. Mit einer solchen Zahlendarstellung könnten wir heute nicht mehr umgehen. Man stelle sich mal die Kassenzettel oder Bankbelege vor. Unsere Ziffern stammen aus Indien, heißen fälschlicherweise „arabische“ Ziffern. Die Araber haben sie nur an uns weiter gegeben. Sie basieren auf dem Stellensystem. Man braucht nur die Ziffern nebeneinander zu schreiben und nicht mühsam einzelne Zeichen zählen. Die Ägypter hätten mit ihren Zahlzeichen nicht die moderne Zahlentheorie entwickeln können. Dazu braucht man ein Stellenwertsystem und bestimmte algebraische Symbole, die erst in Europa entwickelt wurden. Sie erschweren in erheblichen Maße das Verständnis für Zahlen und Rechenoperationen und sind nur für Spezialisten verständlich.

Ein Lichtblick für Genderisten, mal anders herum. In der Hieroglyphenschrift werden die Plurale für die zweite und dritte Person über die femininen Formen abgeleitet.

Für die zweite Person Singular gibt es eine männliche und weibliche Form: ntk (du, männlich), nttsch (du, weiblich), Plural: nttsch-n (ihr).

Für die dritte Person gibt es: ntf (er), nts (sie, Singular feminin) und nts-n (sie, Plural).

Die Vokale werden in der Hieroglyphenschrift nicht geschrieben, daher die Konsonantenkluster.

So sieht mein heutiges Mittagessen aus, Gemüsesuppe mit dem übriggebliebenen Thunfisch von gestern. Es muss nicht immer Fleisch auf den Tisch kommen.

So, jetzt bin ich bei den Übungstexten angelangt. Man muss aus dem Wust der Hieroglyphen die Wörter identifizieren, die einen Sinn ergeben. Das ist nicht einfach. Im Wörterbuch nach den Vokabeln zu suchen, ist zeitaufwändig, wenn einzelne Zeichen unbekannt sind. Dann muss ich erstmal die Aussprache aus den langen Zeichenlisten heraussuchen, um dann das Wort im Wörterbuch zu suchen. Hinzu kommt die Schwierigkeit, die Deutzeichen außen vor zu lassen. Sie können ebenfalls eine eigene Phonetik haben, aber in dem betreffenden Wort eben nicht. Man muss kombinieren und anhand der Bedeutung entscheiden, ob nun ein neues Wort vorliegt oder nicht. Romantiker oder Schnellleser werden mit dieser Schrift nicht zu Rande kommen. Man muss wirklich viel üben und schreiben, um die fremde Aussprache zu verinnerlichen, abgesehen von der eigenen „Schönschrift“. Wenn man auf einem Blatt die Bildzeichen nur so hinschmiert, versteht man gar nichts mehr. Meine Schrift ist noch verbesserungsbedürftig. Ich gebe mir Mühe, besonders Tiere sind schwer zu zeichnen.

 

Heute war ich in einer Einführungsveranstaltung für Physik. Die Erstsemester wurden begrüßt und lernten sich gegenseitig kennen mit einem intelligenten Spiel. Hier konnte ich erleben, wie intelligent manche waren und akrobatische Gedächtnisleistungen brachten. Alle Achtung! Die werden es packen. Ich gehöre eher zum Mittelfeld, Steigerungspotenzial inbegriffen. Es wurden die diversen Bibliotheken gezeigt, und wir machten einen weiten Rundgang zu den verschiedenen Instituten, die für Lehramtskandidaten relevant sind. Wir stellten uns gegenseitig vor, aßen in der modernen Mensa, wo das Essen hinter den Theken frisch zubereitet wurde. Am Abend gab es einen vergnüglichen Teil mit Grillen und Musik. Der Tag hat richtig Spaß gemacht. Morgen geht die Einführung mit einem thematisch vertiefenden Programm weiter, bevor nächste Woche der mathematische Vorkurs für die Physiker beginnt, täglich drei Stunden. Das wird eine schöne Zeit für mich. Endlich werde ich mental gefordert, anders als an meinem letzten Arbeitsplatz mit simplen Grundrechenarten und Prozentrechnung.

Ein anstrengender Universitätstag ist zu Ende. Heute wurde uns der Teilchenbeschleuniger erklärt, der sich im Keller des physikalischen Gebäudes befindet. Wegen einer evtl. Strahlenbelastung mussten wir ein Formular unterschreiben. Was man alles wissen muss, um dieses Riesending zu bedienen und die Hintergründe zu verstehen. Das wird ausführlich ab dem zweiten Semester gelehrt. In der Astrophysik wurde uns erklärt, wie man nach Molekülen sucht, die bei der Sternengeburt entstehen. Man hat schon einige Moleküle entdeckt, die eine Vorstufe für Leben darstellen. Der Professor war mit Leib und Seele dabei. Wie würde Mr. Spock sagen: „Faszinierend.“

Heute hatte ich das Vergnügen, in einer Vorlesung zur mathematischen Einführung in die Physik zu sitzen und den Ausführungen des Professors zu folgen. Das Thema Vektoren wurde besprochen, ein unverzichtbares Mittel, um z.B. Geschwindigkeiten und Kräfte im Raum zu bestimmen und Voraussagen über den Aufenthaltsort von Körpern, Masseteilchen oder sonstige Dingen machen zu können. Hört sich doch gut an. Als Belohnung erhielten wir Übungsaufgaben für zuhause, die wir brav lösen sollten. Sie sind nichts für Leute mit Transpirationsproblemen. Ich kam nämlich schön ins Schwitzen. Ich darf nicht klagen. Ich habe mir ja u.a. Physik als Studienfach ausgesucht. Morgen geht es weiter mit der schönen Mathematik.

Drei Tage intensive Mathematik an der Universität und trotzdem doof geblieben. Ich erlebe Koryphäen, die in bewundernswerter Art und Weise die Aufgaben lösen können. Ich würde nur einen Preis für fleißiges Mitschreiben kriegen. Aber das übt. In kurzer Zeit muss jeder der Anwesenden in der Vorlesung mitschreiben, was der Professor von seinen mitgebrachten Blättern abschreibt. Er setzt modernste Technik ein und benutzt ein Tablett, doch das erhöht nicht die Verständlichkeit. Das Universitätswesen ist falsch aufgebaut. Es werden nur Einserkandidaten Professor, jedoch fehlt Ihnen eine didaktische Ausbildung, ein großer Mangel. Deshalb gibt es in der Physik nur wenige Studenten. Es werden nur wenige dem mathematischen Niveau folgen können. Frauen sind deutlich in der Minderzahl. Schade. Es gibt eine riesige Kluft zwischen den theoretischen Ausführungen in der Vorlesung und den anschließenden Übungen. Das wenige Wissen, was ich in der kurzen Zeit erwerben konnte, habe ich Lehrbüchern entnommen, nicht der Vorlesung. Paradox, nicht wahr? Die Übungen dienen dazu, sich selbst erarbeitetes Wissen zu vertiefen. Man lernt dort nur im Nachhinein. Es werden also nicht Aufgaben besprochen und dann selber geübt, sondern umgekehrt. Auch wird moderne Technik mit Onlinetests eingesetzt, die man nur besteht, wenn man zuvor selber sich die Sachen beigebracht hat. Die anschließende Besprechung geht sehr rasch vor sich mit viel Abschreiberei von der Tafel. Das ist nun nicht elektronisch, sondern mit einer handelsüblichen Kreide an der Tafel. Nur die Besten werden hier überleben. Der Universitätsbetrieb sollte von Grund auf renoviert werden, damit mehr Interessierte die schönen Fächer studieren könnten. Physik ist sehr interessant, jedoch ohne profunde Kenntnisse der höheren Mathematik nicht schaffbar. Ich habe mir einen Zeitrahmen viel maximal drei Stunden täglich gesetzt, schließlich habe ich ja noch andere Interessen. Eine Prüfung brauche ich als Gasthörer ja nicht ablegen.

Jetzt habe ich einen mathematischen Leckerbissen mitgebracht, ein Anschauungsobjekt, wie ein Kurs in linearer Algebra aussieht. Zunächst sind da ganz viele Buchstaben und Indizes zu sehen. Was sie bedeuten, ist mir unklar, irgendetwas wird mit einem Kreuzsymbol multipliziert, warum auch immer. Ich habe sie im Affentempo mitgeschrieben. Der Professor schreibt sein Blatt ab, und die Studenten schreiben das Gleiche ab. Jeder ist fleißig am Schreiben. Was das Geschriebene bedeutet, ist mir jedenfalls unklar. Es ist wie eine Religion. Man glaubt einfach an die Wahrheit. In der Übung soll man dann damit umgehen und rechnen. Ich benutze zuhause eigene Lehrbücher, wo durchgerechnete Beispiele drin stehen, damit ich wenigsten etwas verstehe. Was der Professor zuvor vorgeschrieben hat, kann ich nicht verstehen. Vielleicht sind die Verlesungen extra darauf angelegt, dass der Vortragende beweisen kann, er habe es verstanden. So kann ich die Übungsaufgaben zu unter 50 % bestehen. Durchfallen kann ich aber nicht, haha. Mein Gehalt kommt pünktlich am Monatsende aufs Konto. Wer also Physik als Beruf studieren möchte, sollte sich vorher anschauen, was ihn erwartet. Hat jemand den kleinen Fehler gesehen auf dem Foto? Zumindest strukturelle Fehler erkenne ich.

Die Teilnahme am Vorkurs für Physik bröckelt. Der trockene Vorlesungsstoff und die super schwierigen Übungsaufgaben zeigen Wirkung. Im Marketing würde man von einem Fehlschlag bei der Produkteinführung ausgehen. Das kümmert aber nicht den Universitätsapparat. Gerade was für unsere moderne Gesellschaft so wichtig ist, wird suboptimal angegangen. Ich schreibe weiterhin mit und versuche, Schritt zu halten. Das Thema ist einfach zu spannend. Ich möchte auch einmal so profund wie unserer Professor mit der linearen Algebra umgehen, auch wenn es mir jetzt so schwer fällt.

Schluss für heute. Nach vier Stunden intensivem Üben bin ich geschafft. Dabei habe ich noch keine Aufgabe gelöst, nur die Rechentechnik anhand eines Lehrbuchs nachvollzogen. Es ging um die Multiplikation von Matrizen und inverse Matrizen. Damit werden Drehbewegungen in der Physik bestimmt. Wenn ich an das kaufmännische Rechnen zurückdenke, bekomme ich einen Lachanfall, auch darüber, was ich jahrelang in der Firma machen musste. Auch wenn ich Schlusslicht bin, gefällt es mir unter den jungen Studenten sehr gut. Ich kann zu ihnen hochschauen und freue mich über ihre Fähigkeiten. Die Gesprächsthemen sind ganz anders als in der alten Firma, sehr interessant und aufschlussreich. Der Arbeitsaufwand ist immens, täglich drei Stunden höhere Mathematik und eine Stunde fachlicher Austausch mit den Kommilitonen. Zuhause schaffe ich noch drei Stunden. Das ist noch zu wenig, um die Stofffülle zu bewältigen. Die Ausrede, man wäre zu alt, lasse ich nicht gelten. Dann brauche ich eben länger und muss härter arbeiten. Nur so ist ein erfolgreiches Studium zu schaffen. Ich hatte Professor Berg angeschrieben, der im Sommersemester die Vorlesung Vektoranalysis und lineare Algebra abhält. Er sprach von einem „steilen Anstieg“ der mathematischen Anforderungen, womit er völlig recht hat. Er hätte besser von einem „extremen“ Anstieg sprechen sollen. Aber das ist nicht schlimm. Davon lasse ich mich nicht abschrecken. Die Physik ist einfach zu schön. Auf dem Foto ist ein Beispiel zu sehen, dass die Lösung einer Aufgabe schon mal mehrere Seiten in Anspruch nimmt. Der Übungstutor bemerkte freundlich, dass diese Aufgabe nicht besonders schwierig wäre. Wenn dem so ist, dann kann ich erahnen, wie sie im höheren Semester aussehen. Zum Glück habe ich genügend Papier.

Morgen ist erstmal Pause. die lineare Algebra haben wir durch, war schwer genug für mich, immer zu folgen. Immerhin habe ich pro Vorlesung etwa 12 Seiten mitgeschrieben in einem Affentempo. Der Professor schwelgte vor seinem Pult nicht in Erinnerungen, sondern wie klar alles wäre und unterstrich dies durch Gesten. Immerhin konnten einige Studenten ihn bei Schreibfehlern ertappen. Das sind die Überflieger. Täglich drei Stunden Mathematik in der Universität schlaucht. Eine Vorlesung hat den Vorteil, dass man bei den Zeichnungen mitbekommt, was dargestellt wird. Man kann schrittweise den Werdegang mitverfolgen. In Büchern sind nur die fertigen Zeichnungen zu sehen und es fällt schwerer zu erkennen, wie sie entstanden sind. Das Gleiche gilt für die Rechenschritte. Sie erfolgen sequentiell. Auch wenn man sie nicht versteht, bleibt doch einiges im Gehirn haften. Noch effizienter wäre eine Vorlesung, wenn sie durch ausgebildete Pädagogen erfolgen würde. Solange noch genügend Studenten ihren Abschluss schaffen, wird sich daran nichts ändern, dass die Vorlesungen keinem didaktischen Standard entsprechen. Die anderen, die interessiert sind, aber nicht so schnell folgen können, bleiben bei dem heutigen System außen vor. Das ist sehr schade. Bei mir ist das nicht schlimm. Ich brauche keinen Abschluss. Mein Abschluss findet irgendwann in einem ausgehobenen Quader statt, was man gemeinhin als Grab bezeichnet. Bis dahin habe ich das Vergnügen an den interessanten physikalischen Erläuterungen, die nebenbei erfolgen. Der Elan der jungen Leute ist ansteckend, deshalb mache ich weiter. Frust wie bei meiner alten Arbeitsstelle erlebe ich nicht. Die Studenten sind hoch motiviert.

Heute wurden neue Infos über das Physikstudium von der studentischen Fachschaft dargelegt. Ein Doktorand der Biophysik führte uns anhand eines komplexen mathematischen Modells vor, wie Gene aufeinander einwirken. Das wird mittels statistischer Physik ermittelt. Für Mathematiker der reinste Leckerbissen. Dann wurde uns ein Labor gezeigt, wo der Dozent einfache Experimente mit flüssigem Stickstoff und supraleitenden Magneten vormachte. In der Werkstatt nebenan werden Instrumente und Gerätschaften für die experimentelle Physik von den Feinmechanikern nach den Zeichnungen der Professoren selber hergestellt. Sie können Materialien auf den Hundertstel Millimeter genau bearbeiten. Das war alles sehr interessant. Ein Physikstudium ist eine feine Sache, wenn da nicht die leidige Sache mit der höheren Mathematik wäre. Aber da muss ich durch. Morgen geht es weiter mit der Vektoranalysis, ein neues Thema, allerdings für Fortgeschrittene.

Heute hatten wir Tutorenwechsel im Vorkurs Physik. Eine junge Doktorantin übte mit uns. Sie ist sehr sympathisch und ermuntert uns, an der Tafel zu arbeiten. Die Analysis gefällt mir besser als die lineare Algebra. Eine simple Aufgabe habe ich auch an der Tafel dargestellt. Nur noch diese Woche ist der Mathemarathon. Dann beginnt der Ernst des Studiums für die anderen mit echten Noten. Ich kann dann erst mal das Tempo rausnehmen und mich auch mit Sprachen beschäftigen, die mir mehr liegen.

Erste Hilferufe sind im Vorkurs zu hören. Diskussionen werden mit der Übungsleiterin angestoßen über die Schwere der Aufgaben. Ihre Antwort ist, die Teilnehmer hätten sich ein superschweres Fach mit hohen mathematischen Anforderungen ausgesucht, womit sie vollkommen Recht hat. Die Studierenden, wie heute die Studenten genannt werden, müssten daher viel üben. Wer erst vier Wochen vor der Klausur begänne, würde durchfallen. Ohne Üben zu Hause ginge es nicht. Als ich dann von einem Kommilitonen hörte, dass er nach zehn Minuten intensiver Auseinandersetzung mit einer Aufgabe aufgegeben hätte, musste ich innerlich den Kopf schütteln. Solche Kandidaten werden in diesem Fach scheitern. Ich war schon mehrmals an der Tafel und habe dort Fehler fabriziert, aber dadurch gelernt. Ohne Fleiß keinen Preis. Zum Glück ist das nicht wie in meinem alten Berufsleben: war ich dort mit einer Aufgabe schneller als erwartet fertig, wurde ich gleich mit neuer Arbeit vollgeschüttet. Jetzt habe ich wenigstens Verschnaufpausen.

Hurra! Endlich geschafft! Der Vorkurs Physik ist nach drei Wochen zu Ende. Ich wäre sonst zusammengebrochen. Heute gab es als „Abschiedsgeschenk“ die komplexen Zahlen, mit denen man bequem komplizierte trigonometrische Berechnungen vereinfachen kann. Professor Schadschneider, eine Koryphäe in Physik, hat es so dargestellt, dass auch ich es verstehen konnte. Jetzt muss der gesamte mathematische Stoff noch sacken. Ab der nächsten Woche habe ich dann wöchentlich nur noch zwei Vorlesungen in Mathematik. Leider wird im Sommersemester nur der zweite Teil der mathematischen Methoden angeboten. Ihr könnt euch also vorstellen, was auf die Studenten zukommt, wenn sie gleich ins kalte Wasser springen müssen, ohne schwimmen zu können. Sie müssen sich die fehlenden Grundlagen alleine beibringen, sonst würden sie untergehen wie eine bleierne Ente. Bei den Onlinetests haben beim letzten Thema Integralrechnung nur ein Viertel der Teilnehmer mitgemacht. Ich habe sogar die beiden Tests mit der Differenzial- und Integralrechnung bestanden und Aufgaben an der Tafel vorgerechnet. Ich bin also nicht doof geblieben und habe mich stetig gesteigert. Das Alter ist also kein Hinderungsgrund, Leistung zu bringen, was Arbeitgeber gerne vergessen und Abteilungen schließen, wie ich das persönlich erlebt habe. Das Perfide ist, dass sie dann eine neue Firma gründen, um dort junges Personal einzustellen, die ähnliche Tätigkeiten verrichten.

Mal was anderes lernen. Heute morgen geht es um 8 Uhr wieder zum Kurs Altgriechisch in der Uni. In einer Sitzung haben wir die 24 Buchstaben des griechischen Alphabets gelernt. Es geht schnell voran. Nun kann ich jeden Tag immer mehr lernen. Meinem Ziel, die alten Philosophen in ihren Originalschriften zu erkunden komme ich dadurch immer näher. Die Lektüre fängt dann schon im Wintersemester an. Das ist kein Vergleich zur Schule, wo es gemütlich vor sich geht. Der Mathematik werde ich nicht untreu. Heute fängt die Vektoranalysis und lineare Algebra an, ein richtiger Batzen an neuen Informationen und Berechnungen, kein Vergleich zum Altgriechischen, das eher Erholungswert hat, haha.

Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, Bibelhebräisch zu lernen. Ich habe ja sonst nichts zu tun, haha. Diese Sprache ist so ganz anders als europäische Sprachen und hat über die Übersetzung der heiligen Texte der Juden Europa nachhaltig geprägt. Die Juden bilden nur ein kleines Volk in der Welt, aber wie sie es geschafft haben, andere Völker dermaßen zu prägen, muss auch mit dieser Sprache und den damit verbundenen Denkstrukturen zusammenhängen. Darüber werde ich im Laufe des Kurses noch nachdenken. Der Dozent Dr. Rölver gestaltet den Kurs sehr motivierend und humorig. Ich fühle mich dort wohl. Es ist es angenehm, dorthin zu gehen.

Mein Semesterstundenplan steht jetzt fest. Ich bin ausgelastet und kann neue Welten entdecken. Am liebsten gehe ich zu den Sprachkursen. Die Mathematik ist ein notwendiges Übel, um Physik zu verstehen. LaVa steht als Abkürzung für lineare Algebra und Vektoranalysis, ein schwieriger Brocken. Bei der letzten Nachprüfung in diesem Fach sind 80 % durchgefallen, wie ich das recherchiert habe. Im Physikstudium findet eine rigorose Auslese statt. Schließlich werden bei der Bachelerprüfung nur eine Handvoll übrig bleiben. Ich könnte dieses Studium zur Zeit auch nicht schaffen. Dazu müsste Hirn vom Himmel fallen.

Heute bin ich in die Lektüre eines mittelägyptischen Hieroglyphentextes eingestiegen. Der Dozent Dr. Weber ist ein sehr freundlicher Mensch in den Siebzigern, der seinen Studenten im gleichen Alter Unterricht in Hieroglyphen erteilt. Ich war unter ihnen ein Jungspund. Dieser Kurs ist extra für Gasthörer eingerichtet worden. Die älteren Herrschaften waren alle gut vorbereitet und konnten die Sätze fließend übersetzen. Ich habe sie bewundert. Was sie leisten konnten, hervorragend! Zumindest konnte ich die Namen in den Texten identifizieren, so viel hatte schon vorher gelernt. Jetzt darf ich im Eigenstudium die Grammatik nachholen und die nächsten Sätze vorbereiten. Wer an der Uni keine Eigeninitiative zeigt, ist fehl am Platz. Das gilt auch für Sprachkurse, wie ich jetzt festgestellt habe.

Respektlosigkeit gegenüber einer Professorin habe ich heute im Kurs für Altgriechisch erlebt. Eine junge Studentin verließ einfach nach zwanzig Minuten den Raum, nachdem ihr bewusst wurde, welcher Lernaufwand mit dieser Sprache verbunden ist. Beim Hinausgehen gab sie noch eine patzige Bemerkung in Richtung der Professorin. Ich finde den Unterricht sehr informativ. Hier wird man auf die Lektüre von schwierigen altgriechischen Texten mit allen Details dieser facettenreichen Sprache vorbereitet. Das bedeutet, man muss täglich die neue Grammatik selber erarbeiten, die dann am nächsten Tag eingeübt wird. Selbstverständlich müssen auch Vokabeln gelernt werden. Der Kurs wird immer kleiner. Eine Studentin sagte mir, sie bräuchte erstmal eine Woche Urlaub und würde diesen auch jetzt antreten. Da musste ich lachen. Ich wäre froh, in den physikalischen Übungen gäbe es eine so gut aufgebaute Didaktik wie in diesem Kurs. Dort fehlt es an entsprechend ausgebildetem Personal. Was soll ich mich darüber beklagen, es wird sich hier nichts ändern. Ich werde mich weiter von einer Wissenslücke zur anderen hangeln müssen. Zum Glück brauche ich keine Prüfung bestehen.

Erschlaffte Studenten im Griechischkurs. Nicht nur, dass die Teilnehmerzahl schrumpft, die Lernbereitschaft ist auf einem Tiefpunkt. Ich habe keine Lust, mich immer zu melden und die Sätze zu übersetzen oder Nomen zu deklinieren. Die Professorin schaut traurig aus. Die Teilnehmer klagen über das viele Lernen, wenn wir uns nach dem Kurs treffen. Ihnen ist wohl nicht bewusst, dass sie im Berufsleben ohne Pause durchackern müssen. Da fragt kein Chef nach ihrem Befinden. Ich finde die Arbeit an der Uni nicht übermäßig belastend, sondern eher als Bereicherung des Lebens. So viele neue Erkenntnisse habe ich schon gesammelt und viel Spaß gehabt, auch bei den schwierigen Mathevorlesungen. Wenn ich über den mathematischen Stoff nachdenke, kann ich die genialen Gedankengänge dahinter nachvollziehen, wenn auch nicht selber bei den Übungen umsetzen. Durch Niederlagen lasse ich mich nicht unterkriegen. Dann wird es eben besser im nächsten Semester. Eine Hoffnung braucht jeder Mensch.

Verpeilt! Heute fragte ein neu dazugekommener Student nach dem Seminar, ob es sich um den Sprachkurs Altgriechisch 2 handeln würde. Das löste allgemeines Gelächter aus. Nicht nur dass er vier Wochen nach Semesterbeginn plötzlich in unserer Runde der griechischen Sprachwissenschaft auftauchte, er hatte keinen Plan, wann denn sein gewünschter Sprachkurs stattfinden würde. Das wäre jedenfalls nicht in diesem Semester, sondern in den kommenden Semesterferien. Er sah schon etwas älter aus, und ich fragte mich, wann er denn mit seinem Studium fertigt sein würde. So wird er sein Graecum nicht schaffen. Nach vier Wochen geruhsamen Schlafes in einem falschen Seminar zu erscheinen und danach eine solche Frage zu stellen, ist wirklich Verpeiltheit.

Komme eben aus einer Mathematikvorlesung mit dem Thema Fourierreihen. Der Professor war erstaunt, warum gar keine Fragen gestellt wurden. Routiniert hatte er diese Reihen in seiner ihm eigenen Begeisterung an der Tafel dargestellt, die nicht auf die Zuschauer übersprang. Brav schrieben sie die Integrale mit und auch ein schönes Theorem, dessen Formulierung eine Viertelseite in Anspruch nahm. Was sich dahinter verbarg, war mir schleierhaft. Gewiss würde es in irgendeiner Übung als bepunktete Aufgabe gestellt. Ich habe mir abgewöhnt, diese Übungen zu besuchen. Sie werden von Hilfskräften abgehalten, die ihre Prüfungen sehr gut geschafft haben, allerdings dies didaktisch nicht weiter vermitteln können. Physik zu studieren frustriert eher als es Freude bereitet. Nicht ohne Grund besteht hier in Köln eine Abbrecherquote von 80 Prozent. Das ist enorm, zeigt aber auch, dass beim Studium etwas schief läuft. Ich würde es nicht den motivierten Studenten anlasten, eher der Art und Weise, wie mathematisches Wissen vermittelt wird. Es ist viel zu abgehoben und setzt schon tief gehende Kenntnisse voraus. Im Vorkurs habe ich festgestellt, dass uns mathematische Happen vorgeworfen würden, ohne inneren Zusammenhang oder ein systematisches Einüben oder Trainieren von mathematischen Fähigkeiten. Die soll man sich augenscheinlich selber beibringen. Das werde ich nun selber in die Hand nehmen und so viel Mathematik lernen, wie es zum Verständnis meiner gekauften Physikbücher notwendig ist. Ich will doch Physik verstehen.

Heute habe ich meinem Physikprofessor eine Frage über Singularitäten in der Funktionentheorie gestellt, die er nicht sofort beantworten konnte. Mich hat das Fieber gepackt, über mathematische Phänomene nachzudenken wie ich es früher mit linguistischen Themen getan habe. Ich nehme nicht alles so hin, was mir in den Vorlesungen vorgesetzt wird. Ich will Mathematik verstehen, nicht nur algorithmisch anwenden. Es liegt noch eine Menge Arbeit vor mir. Die Zukunft ist spannend. Ich kann noch viel Neues entdecken.

Ich habe mal wieder an meiner Plansprache gearbeitet. Neu aufgenommen habe ich den Aorist, den wir zur Zeit im Griechischkurs behandeln. Es ist ein besonderer Zeitaspekt, den es im Deutschen nicht gibt. Damit hat man ein mächtiges Sprachinstrument, bestimmte Handlungsaspekte auszudrücken. Mein Studium bringt also neue Erkenntnisse hervor. Ich arbeite jetzt mit Papier und Bleistift. Damit kann ich besser arbeiten als am Bildschirm, wo man leicht den Überblick verloren kann. Ich bin gespannt, wie dick meine Schnellhefter noch werden. Eine detailliert beschriebene Plansprache ist doch ziemlich umfangreich.

Trotz der Hitze geht es voran mit meiner Sprache. Ich will ja mal fertig werden damit. Die Gedanken fliegen mir zu und ich komme schnell voran. Der Besuch von linguistischen Seminaren hat sich gelohnt. Mein Kopf ist voll neuer Ideen. Bald kommt die vorlesungsfreie Zeit, in der ich natürlich nicht auf der faulen Haut liegen werde. Dann kommen die Fortsetzung des Griechischkurses in den Semesterferien und Mathematik dran. In dem Beispiel habe ich ganze Sätze gebildet. Dabei habe ich es vermieden, die deutsche Sprachstruktur zu imitieren. Sie ist zu kompliziert und umständlich. Man kann es auch kurz und prägnant ausdrücken. Hoffentlich könnt ihr meine Schrift lesen. Viel Spaß beim Entziffern.

Morgen gehe ich die Welt retten. Der Asta (Allgemeine Studierendenauschuss) hat zu einem Umwelttag eingeladen. Es soll aufgeräumt werden und Blümchen gepflanzt werden, wie ein Student schrieb. Da bin ich dabei. Ich habe mir eben ein Klimawandel-Mittel gekauft, damit ich nach dem Aufenthalt im Freien auch wiedererkennbar bin. Bei der Unmenge an Mitteln in der Drogerie habe ich mich für ein mit „gut“ getestetes Produkt entschieden. Es gibt auch Produkte mit Faktor 50, doch so lange will ich mich der Sonne doch nicht aussetzen. Nach getaner Arbeit soll es ein Picnic geben, worauf ich mich schon freue. Hoffentlich kommen auch viele. Dann macht das richtig Laune.

Frisch geduscht schreibe ich euch von einem schönen Sonntagnachmittag an der frischen, sonnenbeschienen Luft bei sommerlicher Temperatur. Studenten der Medienhochschule haben heute Müll eingesammelt und damit sechs orangene Müllbeutel gefüllt. Zum Schutz vor dem Dreck und Bakterien hatten sie spezielle Handschuhe angezogen, wie ihr auf dem Foto sehen könnt. Das Bücken nach Zigarettenkippen tat mir gut. Dadurch kam mein Kreislauf so richtig in Gang und erspart mir meine abendlichen sportlichen Übungen. Der Beutel mit der gefüllten Windel, die ich im Gebüsch des Parks entdeckt hatte, verbreitete ein charakteristisches Aroma. Warum jemand extra um einen Baum herumläuft und dieses Ausscheideprodukt dort deponiert, erschloss sich mir nicht. Nach getaner Arbeit und Säen von Blumensamen setzten wir uns in den Schatten und chillten, wie man das heute nennt. Die Atmosphäre war heiter und voller Lachen. Es ist doch schön, mit jungen Leuten zusammen zu sein, sie ernst zu nehmen und für Ihre Zukunft einzutreten. Es wird kein Weg daran vorbeiführen, den Umweltschutz stärker als bisher in die Politik einzuziehen und auch Maßnahmen durchzusetzen, die der trägen, alternden breiten Masse nicht schmecken. Sie hat der Jugend ein Desaster hinterlassen.

Noch eine Woche Vorlesungen, dann ist erstmal Pause. Ich habe gerade einen Schnellhefter beiseite gelegt mit den indogermanischen Lautgesetzen und der Grammatik. Das ist die Sprache unserer Vorfahren vor tausenden von Jahren. Es ist erstaunlich, wie viele Wörter in der langen Zeit noch erhalten sind und auch heute noch gesprochen werden. Der Dozent Dr. Frotscher kennt diese Sprache in- und auswendig. Er konnte aber nicht genau angeben, wie diese Sprache wohl geklungen hat. Hätte es damals schon die modernen Aufzeichnungsgeräte in Spitzenqualität gegeben, könnten wir uns einen Eindruck vom Klang machen. Indogermanisten müssen tief gehende Kenntnisse in alten europäischen und indischen Sprachen haben. Mir fehlen noch Gotisch und Sanskrit, ggf. Altkirchenslawisch. Dr. Frotscher kennt sich sogar mit Hethitisch aus. Er hat darüber seine Doktorarbeit geschrieben. Ich war gerne in seinem Seminar.

So, mein Seminar Griechische Sprachwissenschaft ist auch zu Ende. Professor Hill hat sie uns während des Sommersemesters in seiner freundlichen und witzigen Art näher gebracht. Jetzt können wir die altgriechischen Dialekte unterscheiden und identifizieren anhand bestimmter Merkmale in der Morphologie. Warum das Altgriechische ein eigener Sprachzweig in der indogermanischen Sprachfamilie ist, hat der Professor uns anhand der Isoglossen gezeigt, die typisch für diese Sprache sind. Das sind ganz charakteristischen Lautverschiebungen. Dadurch kann ich jetzt besser die griechische Grammatik verstehen und behalten. Regeln zu kennen und diese geschickt anzuwenden ist einfacher als stumpfsinnig Wörter auswendig zu lernen und sich über die seltsame Aussprache zu wundern. Am besten hat mir die Darstellung des Mykenischen gefallen, das auf Kreta gesprochen wurde. Die Mykener benutzten eine eigene Schrift, die aus den Hieroglyphen abgeleitet war, nicht die Vorform der heutigen griechischen Schrift. Es war sehr spannend zu verfolgen, wie man diese vergessene Schrift in heutiger Zeit zu lesen gelernt hat. Das erfolgte nach einem logisch systematischen Verfahren anhand von Inschriften, die dazu gehörige Bilder aufwiesen. Eine grandiose Leistung. Dabei stellte man fest, dass Mykenisch keineswegs das Urgriechische war, sondern nur ein Dialekt. Vor den Mykenern benutzte ein unbekanntes Volk diese Schrift, die man zwar lesen kann, aber kein Wort versteht. Kurios, nicht wahr? Wer die Sprache zu dieser Schrift, Linear A, findet, geht in die Geschichte ein. Also los, sucht nach ihr.

Fast geschafft! Morgen noch eine Fragestunde in Physik und dann sind Semesterferien. Ich bin darüber nicht traurig. Es schwirren so viele Themen in meinem Kopf herum, die erstmal verarbeitet werden müssen. Ich habe eben nachgeschaut, an wie vielen Sitzungen von anderthalb Stunden ich teilgenommen habe. Spitzenreiter ist der Sprachenblock mit 93 Sitzungen, darunter Altgriechisch mit 51 Sitzungen, gefolgt von griechischer Sprachwissenschaft, Althebräisch, ägyptischen Hieroglyphen und Indogermanistik. Im physikalischen Institut habe ich an 43 anstrengenden Vorlesungen teilgenommen, auch nicht gerade wenig. Hier werde ich mich in Zukunft tiefer einarbeiten. Zuerst habe ich vor, weiterhin Sprachen zu lernen. In den Semesterferien bietet sich hier die Fortsetzung des Griechischkurses an. Der Wochenplan für das Wintersemester ist noch nicht fertig. Leider überschneiden sich einige Vorlesungen, an denen ich Interesse hätte. Da werde ich Prioritäten setzen. Ich habe ja vor, noch ein paar Jahre zu leben, haha. Die Universität gefällt mir gut. Außer dem Lernen von interessanten Themen habe ich auch junge Leute kennen gelernt, die wirklich nett sind. Wir haben viel Spaß miteinander. Heute hat eine Kommilitonin leckere, selbst gebackene Muffins mitgebracht, hm. Leider besucht sie den Griechischkurs nicht weiter. So ist das Studentenleben. Heute Abend gehe ich zu einer Party der Linguisten. Gestern feierte unser Hieroglyphenkurs zusammen mit unserem Dozenten Dr. Weber und seiner Frau das Semesterende in einem Restaurant mit gepflegter Außengastronomie. Ein Studium im Alter ist doch etwas Schönes.

So sieht das Philosophikum in den Semesterferien aus, leer. Ich habe einige Studenten gesehen, die vor den Seminarräumen stehen und auf ihre Prüfungen warten. Hier kann ich gut nachdenken und mich erholen.

Ich habe die Schnauze voll! Auch wenn es der breiten Masse unbequem ist, ihren bisherigen Lebensstil zu ändern, um gegen den Klimawandel anzukämpfen, ich will nicht mehr mit 33,6 Grad in der Wohnung leben. Ich werde Umweltaktivitäten verstärkt unterstützen.

Ich war heute auf einer Studenten-Party. Die Stimmung war gut. So lässt es sich schön leben. Ach, wie schön ist das Studentenleben. Gaudeamus igitur, fällt mir dazu ein.

Vor der Universität befindet sich ein großes Loch. Es wird gebaut und zwar ein Fahrradkeller für die Studenten. Dann können sie ihre Räder dort abstellen, und man braucht keinen Slalom zwischen den abgestellten Rädern vor dem Gebäude mehr machen.

So schön ist es im Park. Die Sonne lacht, Ruhe und Entspannung pur.

Es ist Zeit zum Nachdenken über meine kommenden Ziele im Wintersemester 2019/20. Über sich zu reflektieren ist ab und zu notwendig unter dem Hintergrund, sein Leben sinnvoll und mit Glück ausgefüllt zu gestalten. Der Griechischkurs hat mir gezeigt, welche Mängel und Ungereimtheiten diese Sprache hat und wie umständlich und unpräzise damit Gedanken und Anschauungen codiert werden. Die modernen Sprachen können das viel besser. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die griechischen Philosophen und ihre Philosophie maßlos überschätzt werden. Platon ist bei mir unten durchgefallen. Er ist ein Meister des Geschwätzes und der Plattitüden. Nach dem Schock, der mir meine durch vorherige Unwissenheit genährten Illusionen über das Griechentum genommen hat, werde ich mich mehr anderen Themen widmen, die nicht von den alten Griechen geschaffen worden sind, vielmehr u.a. von deutschen, englischen, französischen oder italienischen Wissenschaftler erarbeitet wurden und werden. Das schöne Feld der höheren Mathematik ist so faszinierend und gut durchdacht, ein echter Genuss an abstrakter Ästhetik und stringenter Logik. Da kann selbst Aristoteles nicht mithalten. In der Mathematik gibt es keine Dummschwätzer und Um-den-heißen-Breiredner. Hier zählen andere Qualitäten. Im vergangenen Semester hat mich die Tensoranalysis mit ihrem hohen Abstraktionsgrad fasziniert, obwohl ich ja nichts verstanden hatte, was Professor Berg an die Tafeln geschrieben hatte. So etwas entmutigt mich nicht oder lässt mich verzweifeln, vielmehr setze ich alles daran, es zu verstehen und damit treffsicher umzugehen. Niederlagen kennt jeder. Sie sind auch eine Chance, daraus zu lernen, um es dann besser zu machen. Wie freue ich mich auf neue Herausforderungen.

Es wird ernst. Heute beginnen die Vorlesungen für das Wintersemester 2019/20. ich habe mir den Stundenplan selbst zusammengestellt. Darin bin ich frei und nicht an die Studienordnungen gebunden. Mein Schwerpunkt liegt auf der Mathematik, dieser schönen Wissenschaft mit großer Ästhetik und Präzision. Ihre bewiesenen Theoreme haben Ewigkeitswert, sind unumstößlich, anders als bei den Naturwissenschaften, wo bisherige Erkenntnisse auch mal umgeworfen oder modifiziert werden werden. Aber auch anders als bei Religionen, deren Stifter und spätere Repräsentanten einen absoluten Wahrheitsgehalt und einen Ewigkeitswert vorgaukeln und selber daran glauben, obwohl Religionen sehr wandelbar sind und unverhofft untergehen können. Ich bin sinnvoll beschäftigt und kann mich mit den jungen Studenten über mehr als nur Allgemeinheiten unterhalten. Meine jetzige Zeit ist die beste in meinem Leben.

Heute war ein schöner Tag. Er fing mit einer Analysis-Vorlesung bei Professor Marinescu an. Er stellte die Mathematik mit einer Begeisterung und einem Fun dar, was ich so noch bei keiner Mathematikvorlesung erlebt habe. Außerdem schrieb er sehr deutlich und für ältere Semester auch entsprechend groß an die Tafel. Wunderbar. Die andere Vorlesung über die mathematischen Methoden der Physik hielt Professor Altland, der ein dickes Buch zusammen mit einem anderen Professor über dieses Thema geschrieben hat. Er war sehr lebendig in seiner Darstellung und nicht allzu abstrakt, wie das schon kennengelernt hatte. Prima! Eine schöne Freizeitbeschäftigung für mich. Alte Sprachen sind ja mein Ding. Im linguistischen Institut gab Dr. Frotscher eine Einführung ins Gotische. Es ist zu schade, dass ein wichtiges Dokument in gotischer Sprache aus dem 5. Jahrhundert verloren gegangen ist. So hat man außer der westgotischen Übersetzung des Neuen Testaments nur sehr wenige Zeugnisse. Könnte das auch mit unseren heutigen digitalisierten Dokumenten geschehen, wenn die Datenträger durch Kriegseinwirkungen zerstört würden? Das Material ist ja nicht so haltbar wie Stein oder gebrannter Ton.

So, jetzt mache ich Ernst mit der Mathematik und bereite sie nach, wie dies die Professoren geraten haben (Auf dem Foto ein Ausschnitt aus der Mathematik I). Im vorigen Semester hatten die Sprachen Priorität, nun aber die Mathematik, eine schöne Wissenschaft mit manchmal sehr knapper Ausdrucksweise und fremden Symbolen. Wichtig bei dieser symbolischen Darstellung ist, genau zu wissen, was sie bedeuten. Wer sinnlos nur die Symbole abliest oder auswendig lernt, bleibt mathematischer Analphabet. Früher hätte ich das nicht gekonnt. Jetzt fällt mir das immer leichter. Das ist der Lohn intensiven Studiums und Repetition. Morgen habe ich gleich zwei Mathevorlesungen, sehr spannend und interessant. Darauf freue ich mich schon. Vor allem die beiden Professoren Mörters und Altland sind super freundlich und hilfsbereit bei Fragen aus dem studentischen Publikum. Der erstere ist für die reine Mathematik zuständig, der letztere für die Mathematik für Physiker.

Heute habe ich in der Mathevorlesung gemerkt, warum so viele Mathestudis im ersten Semester das Handtuch werfen. Der Hörsaal ist nach einer Woche an Vorlesungen schon leerer geworden. Die Beweise hauen an Abstraktion einen um. Ein Beweis über die Identitätsabbildung nimmt eine ganze Seite in Anspruch und er ist noch nicht fertig. Die Eindeutigkeit fehlt noch, kommt in der nächsten Stunde dran. Im Unterschied zu früher kann ich noch folgen. Jedoch fällt mir das noch schwer. Es ist so ungewohnt. Mathematik ist eine schöne Sache. Gleich geht es mit Altindisch weiter mit seiner eigenwilligen Schrift. Beim letzten Mal waren sechs Studenten zugegen. Das Alphabet habe ich schon gelernt. Nun wird es mit der Grammatik beginnen. Eine tolle Sache!

Freiheit. Jetzt kann ich tun und lassen, was ich will, kann aufstehen, wann ich will, habe keine beruflichen Verpflichtungen mehr. Mein Abschied vom Berufsleben war heute, ein schönes Gefühl der Freiheit, um etwas Neues zu schaffen. Faulenzen kenne ich nicht, es wird weiter gehen mit meinen privaten Arbeiten. Reisen interessieren mich nicht. Dann kann ich meine Sprache noch beenden und neue Bücher schreiben.

Ein Jahr ist vergangen mit viel Arbeit und vielen neuen Erkenntnissen, ohne Urlaub, aber es lohnt sich für mich. Meine Plansprache entwickelt sich prächtig, sehr schön. Zum Bücherschreiben bin ich noch nicht gekommen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Es geht weiter ins vierte Semester. So sieht ein Studentenausweis in DIN-A4 aus, praktisch klein und passt in jedes Portemonnee. Wie es sich in der Genderspeech-Zeit gehört bin ich hier ein Doppelgeschlecht, zumindest grammatisch. Ob es sich um eine Bescheinigung oder einen Ausweis handelt, ist nicht klar ersichtlich. Aber das sind nur Nebensächlichkeiten. Durch das Studium bin ich zu ungeahnten Erkenntnissen gekommen, was anderen noch zugute kommen wird. Gleich habe ein Seminar in Altpersisch, eine Sprache, die jeder braucht, haha. Ich bin gespannt.

Albertus Magnus vor dem Gebäude der Universität zu Köln ist so allein, obwohl er beschwerdefrei ist. Keiner spricht mehr mit ihm. Ich habe ihn aber begrüßt.

Noch keine Änderung der Lage an der Universität von Köln / Deutschland. Ein kleiner Virus hat die Hirne der bürgerlichen Elite verwirrt. Die Uni ist zu, Shutdown der Intelligenz.

Es geht weiter ins vierte Semester 2020. So sieht ein Studentenausweis in DIN-A4 aus, praktisch klein und passt in jedes Portemonnee. Wie es sich in der Genderspeech-Zeit gehört bin ich hier ein Doppelgeschlecht, zumindest grammatisch. Ob es sich um eine Bescheinigung oder einen Ausweis handelt, ist nicht klar ersichtlich. Aber das sind nur Nebensächlichkeiten. Durch das Studium bin ich zu ungeahnten Erkenntnissen gekommen, was anderen noch zugute kommen wird. Gleich habe ein Seminar in Altpersisch, eine Sprache, die jeder braucht, haha. Ich bin gespannt.

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Fast geschafft! Morgen noch eine Fragestunde in Physik und dann sind Semesterferien. Ich bin darüber nicht traurig. Es schwirren so viele Themen in meinem Kopf herum, die erstmal verarbeitet werden müssen. Ich habe eben nachgeschaut, an wie vielen Sitzungen von anderthalb Stunden ich teilgenommen habe. Spitzenreiter ist der Sprachenblock mit 93 Sitzungen, darunter Altgriechisch mit 51 Sitzungen, gefolgt von griechischer Sprachwissenschaft, Althebräisch, ägyptischen Hieroglyphen und Indogermanistik. Im physikalischen Institut habe ich an 43 anstrengenden Vorlesungen teilgenommen, auch nicht gerade wenig. Hier werde ich mich in Zukunft tiefer einarbeiten. Zuerst habe ich vor, weiterhin Sprachen zu lernen. In den Semesterferien bietet sich hier die Fortsetzung des Griechischkurses an. Der Wochenplan für das Wintersemester ist noch nicht fertig. Leider überschneiden sich einige Vorlesungen, an denen ich Interesse hätte. Da werde ich Prioritäten setzen. Ich habe ja vor, noch ein paar Jahre zu leben, haha. Die Universität gefällt mir gut. Außer dem Lernen von interessanten Themen habe ich auch junge Leute kennen gelernt, die wirklich nett sind. Wir haben viel Spaß miteinander. Heute hat eine Kommilitonin leckere, selbst gebackene Muffins mitgebracht, hm. Leider besucht sie den Griechischkurs nicht weiter. So ist das Studentenleben. Heute Abend gehe ich zu einer Party der Linguisten. Gestern feierte unser Hieroglyphenkurs zusammen mit unserem Dozenten Dr. Weber und seiner Frau das Semesterende in einem Restaurant mit gepflegter Außengastronomie. Ein Studium im Alter ist doch etwas Schönes. (Juli 2019)