Die Open Air Festivals in Wacken, einem kleinen Ort in Norddeutschland, sind ein Genuss für Kopfwackler und Hörgeschädigte. Dort wird jedes Jahr ohrenbetäubend laute Hardmetal-Musik gespielt und aus Kehlen gesungen, die wohl mit Feuerwasser geölt wurden. Jedoch ist das reine Geschmacksache und jedem selbst überlassen, was er sich zutraut.
Zum Glück braucht er nicht zuvor eine besorgte Bundesregierung oder ebenso besorgte ältere Bürger fragen, ob dies gut für seine Gesundheit wäre. So unterscheiden sich eben Musik und Kunst vom Geschmack der kleinbürgerlichen politischen Querköpfe, die gefangen in ihrem eigenen engen geistigen Horizont sind. Solche Leute haben keinen Sinn für versteckte Schönheit.
Genauso festgefahren sind die christlichen Theologen und ihre frommen Schafe, die eigensüchtig den Gott bemühen und die Augen verschließen vor allem, was ihre kleine Idylle stören könnte. Doch Fakten lassen sich nicht unterdrücken, oder gefriert neuerdings Wasser bei einer Temperatur von 100 Grad Celsius aufgrund einer staatlichen Verordnung oder dem Willen einer demoskopischen Mehrheit?
Nun zum eigentlichen Thema nach dem Präludium. Und zwar komme ich auf Jesus zu sprechen, der in den Evangelien praktisch als Nichtjude dargestellt wurde, dem sein Jüdischsein abgesprochen wurde durch die Art der Darstellung. Ja, mit Worten kann man gut manipulieren, jedenfalls jene ansprechen, die einen rudimentären Kindheitsglauben haben und nur das hören wollen, was sie glauben wollen. Mit Fakten sind sie unüberzeugbar, was nicht weiter schlimm ist. Die Geschichte dreht sich immer weiter, auch gegen ihren Willen.
Ich stelle euch einen Jesus vor, der Jude war und entsprechend als Jude gelebt und gedacht hat. Für Abendländler ist das schwer nachzuvollziehen, doch ich setze eure Intelligenz voraus, umzudenken und Jesus in einem neuen Licht zu sehen.
Was die Evangelienschreiber nicht unterdrücken konnten, war, dass Jesus in die Synagoge ging. Diese Gebäude in christliche Kirchen umzubenennen, hatten sie nicht gewagt, jedoch irgendwie befremdlich von „ihrer Synagoge“ geschrieben, als ob Jesus kein Jude gewesen wäre. Achtet auf solche Details. Sie sollen den Blickwinkel des Lesers in eine bestimmte Richtung lenken.
„Und er ging von dort weiter und kam in ihre Synagoge.“
Cai il plu íreva dé pau cai veneva in jahuda halon.
和 他 更ᚢ 足了ᚨ 离 ᛈᚨᚢ 和 来了ᚨ 内 ᚣᚨᚻᚢᛞᚨ 堂ᛟᚾ.
Nun folgt eine Diskussion darüber, was am Sabbat erlaubt und was verboten wäre. Normalerweise ist der Sabbat ein Ruhetag, an dem nicht gearbeitet werden soll. Ist die Heilung eines Kranken Arbeit und damit am Sabbat verboten?
Nun lest die kurze Geschichte aus dem Evangelium mal selber.
„Und siehe, da war ein Mensch, der hatte die verdorrte Hand. Und sie fragten ihn und sprachen: "Darf man am Sabbat heilen?"
Pau homíno eva, hu hata déforma manon. Cai rogevai Jeshua'n: "E lica mede in shaba díu, ca?"
在ᚨᚢ 仁女ᛟ 了ᚨ ᚻᚢ 有了ᚨ 离形ᚨ 手ᛟᚾ 和 问了ᚨᛁ 名Jeshuan 是 許ᚨ 医ᛖ 内 礼ᚨ 旦ᚢ 么ᚨ.
Er aber sprach zu ihnen: "Welcher Mensch ist unter euch, der ein Schaf hat und, wenn es am Sabbat in eine Grube fällt, es nicht ergreift und herauszieht?"
Il diceva léi: "Céa homo esta inter li, hu há vula diron cai, if zho cade nel foson, na cape zhon cai extrene zhon, ca?"
(Hier habe ich die 4. Person „zho“ eingesetzt, weil schon eine dritte Person vorkommt.)
他 言了ᚨ レへᛁ 么へᚨ 仁ᛟ 今ᚨ 介 レᛁ ᚻᚢ 有ᚨ 羊ᚨ 犬ᛟᚾ 和 ᛁᚠ ヤᛟ 掉ᛖ 内ら 沟ᛟᚾ 不ᚨ 又ᛖ ヤᛟᚾ 和 外引ᛖ ヤᛟᚾ 么ᚨ.
„Wieviel besser ist nun ein Mensch, als ein Schaf! Darum darf man am Sabbat wohl Gutes tun.“
"Za cé mula plu bona e homo ca vula diro. Pró esun e lica bonu face in shaba díu."
乎ᚨ 么へ 多ᚨ 更ᚢ 好ᚨ 是 仁ᛟ 么ᚨ 羊ᚨ 犬ᛟ 为 这ᚢᚾ 是 許ᚨ 好ᚢ 作ᛖ 内 礼ᚨ 旦ᚢ.
Soweit so gut. Jesus war der Meinung, dass die Heilung von Kranken am Sabbat erlaubt wäre. Dem kann man mit gutem Gewissen zustimmen, besonders wenn man mal an diesem Tag schwer krank geworden ist. Dann will man doch nicht die Schmerzen bis zum nächsten Tag aushalten.
Die Evangelisten stellten jedoch bei anderen Gelegenheiten das so dar, als ob Jesus das Ruhegebot am Sabbat gänzlich aufgehoben hätte. Ich armer Geist hatte das auch als Kind so verstanden, wenn der Pastor am Sonntag entsprechende Stellen aus den Evangelien vorlas. Irgendwann wird man erwachsen und lässt nicht mehr denken, sondern schaltet seinen Gehirnkasten selber an. Das führt manchmal zu Überraschungen.
Ich hatte mich gefragt, warum die Messe am Sonntag stattfand und nicht am Sabbat, wie es in den Evangelien stand. Die Antwort darauf ist einfach. Nach Jesu Tod setzten seine nichtjüdischen Anhänger und Biografen alles daran, sein Jüdischsein auszulöschen und ihn zu einem der Ihren zu machen. Das ist ganz deutlich an ihrer Sprache, am Gebrauch bestimmter Wörter, der Konstruktion von Ereignissen und Diskussionen zu erkennen. Dennoch konnten sie die jüdische Identität von Jesus nicht vollends ausradieren, wohl aber dogmatisch umformen nach dem Geschmack des Apostel Paulus und der vielen nichtjüdischen Jesus-Anhänger. Kratzt man die christliche Patina ab, erscheint wieder der originale Jesus.
Dieser Jesus ist faszinierend und äußerst wichtig für das Abendland, das ohne ihn und seine Lehre nicht auskommen kann. Das zu kurz gedachte Konzept der bürgerlich demokratischen Staaten mit einer Religionsneutralität im Staat ist arg verlogen. Es gelten doch die christlichen Feiertage und auch die Kirchen werden vor den religiösen Gebäuden anderer Religionen präferiert. Oder würde der Ruf eines Muezzins in einer deutschen Stadt geduldet neben dem Glockengeläut der Kirchen? Die gesamte Denkweise der Deutschen, auch der Parlamentarier beruht auf dem Christentum. Die Gesetze werden in diesem Geist verabschiedet. Oder ist etwa der Sabbat der gesetzliche Ruhetag In der Woche?
Soviel Blödheit bei der Elite tut mir nicht weh. Sie ist wie eine Massage für mich, um meine Lachmuskeln in Schwung zu halten. Bevor ich wieder eine Massage bekomme, lege ich dar, wie eine Neugestaltung Europas aussehen könnte.
Eine staatliche Neutralität gegenüber Religionen reicht nicht aus, ist im Gegenteil unglaubwürdig. Außerdem entbindet sie die Elite davon, sich an bestimmte Gebote zu halten, und sie entgleitet dadurch schleichend der Moral.
Eine Wiederbelebung der originalen Lehre Jesu mit seiner pragmatischen Auslegung der Torah und Etablierung der wichtigsten Gebote daraus würde auch die Muslime ansprechen, die ähnliche religiöse Vorschriften kennen. An den Muslimen geht in Zukunft kein Weg vorbei. Bei entsprechender Toleranz und Freiheit der jeweiligen Gläubigen ist ein gemeinsamer Weg möglich. Die individuelle Freiheit, sich für oder eben nicht für die Religion zu entscheiden ist äußerst wichtig. Nur muss der Staat bestimmte Normen vorgeben, wie dies ja in jeder Gesellschaft der Fall ist, und zwar offen und nicht so versteckt verlogen wie heute in der bürgerlichen Gesellschaft. Die individuelle Freiheit ist auch von staatlicher Seite zu wahren. Der Staat könnte also z. B. niemandem vorschreiben, ob er die Kaschrut (Speisegebote) beachtet oder nicht. Die religiösen Rahmenbedingungen sind entsprechend weit zu fassen, und die Menschenrechte müssen unbedingt beachtet werden, also nicht vom Belieben einer parlamentarischen Mehrheit abhängig gemacht werden wie bei der jetzigen bürgerlich demokratischen Grundordnung.
Ich denke an das Open Air Festival in Wacken, das nicht jedem gefällt, dennoch ein Sinnbild für gelebte Toleranz ist, sich auch mit diejenigen zu freuen, die mit ihrer anderen Art Lebensfreude ausstrahlen.