IDO

IDO - eine "idiotische" Sprache?

Plansprachen einen ansprechenden Namen zu geben, ist nicht leicht. Mittlerweile hat man sich an den Namen "Esperanto" gewöhnt, spricht diese Sprache aber im Allgemeinen nicht, außer einigen Sprachexoten.

Ihre als Nachfolgesprache gedachte Plansprache IDO ist so gut wie unbekannt in der Bevölkerung. Ihr Name ist nichtssagend, führt eher zu einer gedanklichen Assoziation mit "Idiot", obwohl dies natürlich nicht zutrifft. Das bedeutet auch keinesfalls, dass IDO-Lerner die eben Bezeichneten sind. Es haben doch sehr intelligente Personen an ihr mitgewirkt. Der Name ist jedoch sehr unglücklich gewählt.

Diese "Sektierersprache" hat viele esperantische Elemente beibehalten, andere weggelassen oder modifiziert. Sie konnte sich nie aus dem Sog ihres großen Vorbilds lösen, was man schnell merkt, wenn man sich in Esperanto gut auskennt. Ihr Tempussystem ist ebenso blöde wie im Esperanto, wenn man mal ein anderes Tempus als die übliche Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft braucht. Ein Aspektsystem wie in slawischen Sprachen sucht man hier vergebens. Oder eine dubitative Modalität mit referenziellen Merkmalen ist hier unauffindbar. Im Grunde ist diese Sprache sehr anspruchslos, was durch die eine regelmäßige Deklination und die nicht vorhandene Konjugation unterstrichen wird. Der Unterschied zwischen einem Vorgangs- und Zustandspassiv wird nonchalant übergangen.

IDO ist auf kindlichem Niveau, genau wie ihr Namen ("Kind") dies vermuten lässt. Man kann mit ihr kein Renomee gewinnen, wenn man sie erlernt. Bei den alten Sprachen Lateinisch und Griechisch ist dies eher der Fall. Sie erfordern Disziplin und Ausdauer und haben dafür auch linguistisch mehr zu bieten.

Warum glauben so viele Plansprachler, eine Sprache müsse möglichst simpel strukturiert sein? Simpel im Sinne eines strukturellen Vergleichs mit ähnlichen natürlichen Sprachen. Würde das IDO mit einer Sprache mit völlig anderem Sprachbau verglichen, so wäre sie nämlich nicht "leicht" erlernbar. Das Kriterium "leicht erlernbar" gilt nur für den indoeuropäischen Sprachraum. Ein Lerner, der von einer unregelmäßigen flektierenden Sprache auf die regelmäßig agglutinierende IDO-Sprache mit isolierenden Tendenzen umschwengt, empfindet dies als "leicht". Ein Sprecher aus einer polysynthetischen Idianersprache heraus hätte da einige Probleme.

Der Blödsinn mit der "Weltsprache" ist leider nicht aus den Köpfen der sprachlichen "Weltverbesserer" zu bringen. Die Idisten sind genauso Träumer auf diesem Gebiet wie ihre Brüder im Geiste, die Esperantisten. Sie haben nichts dazu gelernt, ganz schön kindisch.

Was ich außerdem beobachtet habe, gehören die Idisten nicht zu den gesellschaftlichen Vorreitern. Sie wollen konservieren, was schon längst überholt ist. Ihre Sprache treibt sie nicht zu gedanklichen Höchstleistungen an. Vielmehr verbleiben sie im saturierten Bürgertum. IDO wird unweigerlich an Bedeutung verlieren. Schlecht gewählter Name + Langeweile vermittelnde Anhänger sind keine ernsthafte Konkurrenz zum Esperanto.

Auch wenn ich in dieser Plansprache keinen "Quantensprung" im Vergleich zum Esperanto erkennen kann, steht es natürlich jedem frei, sich damit zu beschäftigen und sie zu lernen bzw. in ihr zu kommunizieren.