Laubhüttenfest und Pessach

Feste zu feiern ist etwas Angenehmes, auch religiöse Feste, die einen anderen Charakter haben. Die Menschen kommen zusammen, sehen einander, sprechen miteinander, was zutiefst menschlich ist. Schon unsere Vorfahren vor Millionen Jahren müssen das genauso empfunden haben, nur dass sie noch keine Bibel zur Hand hatten.

 

Jesus hatte auch keine Bibel zur Hand, wie wir sie heute kennen mit dem alten und neuen Testament. Er kannte nur den Tenach, die Torah, die Propheten und die Schriften an sich, ein umfangreiches Kompendium des Judentums und eine unerschöpfliche Quelle für religiöse Diskussionen in der Jeschiva, wo jüdische Männer nichts weiter als Religion machen.

 

In den Evangelien wird bechrieben, welche jüdischen Feste Jesus selber feierte, nämlich alle. Den Osterhasen oder den Weihnachtsmann kannte er noch nicht. Ich werde zwei Feste vorstellen, die in den Evangelien erwähnt wurden, das Laubhüttenfest und das Pessach.

Jesus konnte das Laubhüttenfest nur heimlich feiern, denn nach ihm wurde gefahndet und er musste um sein Leben fürchten. Das ist doch eigentlich verwunderlich für einen lammfrommen Prediger, der so schöne Gleichnisse erzählen konnte. So richtig klar rückten die Evangelienschreiber mit den historischen Fakten nicht heraus. Sie machten eher durch ihre Art der Schilderung Stimmung gegen die damaligen Juden. Mit den Evangelien könnte ein unbedarfter Leser Antisemit werden, wenn er nicht innerlich auf Distanz zu den versteckten und offenen Abwertungen von Juden geht. Die Evangelienschreiber gaben sich wohl alle Mühe, Jesus zu einem Nichtjuden zu machen. Gerade im Johannes-Evangelium spüre ich stark eine Judenhetze, schlimm umd abstoßend. Man muss ja nicht die braune Brühe, wie man nach dem Holocaust sagen würde, trinken.

 

„Darnach zog Jesus umher in Galiläa; denn er wollte nicht in Judäa umherziehen, weil die Juden ihn zu töten suchten.“

 

Tum Jeshua perívagáde in Galgalío, dé causu ca na voleva perivage in Jahudío, dé causu la Jahudáni volevai more ilon.

 

Jeshua 围行久 Galgali 忇了 围行 Jahudi Jahud 忇了ᚨᛁ ᛟᚾ.

 

„Es war aber das Laubhüttenfest (der Juden) nahe.“

 

La sucota festeo eva proxáda.

 

ᛖᛟ 近久.

 

„Nachdem aber seine Brüder zum Fest hinaufgegangen waren, ging auch er hinauf, nicht öffentlich, sondern wie im Verborgenen.“

 

Metu ca séa fratéri hatai superíre al festeon, superíreva ancu, na publiter, sedu cryfiter.

 

哥丁 有了ᚨᛁ 上足 向ら ᛖᛟᚾ 上足了 ⼖类.

 

Der Umstand, dass Jesus auf der Fahndungsliste stand, beweist, dass seine Lehre staatsgefährdend gewesen sein musste, wie man es mit modernem Vokabular ausdrücken würde. Und nicht jeder seiner jüdischen Landsleute war mit ihm einverstanden.

 

Das wichtigste jüdische Fest ist das Pessachfest, an dem sich die Juden an den Auszug ihrer Vorfahren aus dem alten Ägypten erinnern. Auch Jesus feierte es, wie klar aus der Überlieferung der Evangelisten hervorgeht.

 

„Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote, an dem man das Paschalamm zu schlachten pflegte, sagten die Jünger zu Jesus: "Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten?"

 

Nel prota díádo del unzyma festeo, pa hu oni carnáde la deuvula metos, la deuáni dicevai á Jeshua'n: "Pé endim praepare la fagáteon del deuvula metos pró ton?"

 

内ら 旦久 之ら 不揉 ᛖᛟ ᚻᚢ 肉久 鬼羊 ᛟᛋ 鬼員 言了ᚨᛁ Jeshua 在へ ᛁᛗ 前挨 食代ᛖᛟᚾ 之ら 鬼羊 ᛟᛋ ᛟᚾ.

 

"Der Meister lässt dich fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Paschalamm essen kann?"

 

"La megisto lasa roge ton: Pé esta la camero, in hu eblam fage syn ma deuáni la deuvula meton?"

 

ᛟᚾ 在へ ᚻᚢ ᚨᛗ 鬼員 鬼羊 ᛟᚾ.

 

"Und der Hausherr wird euch einen großen Raum im Obergeschoss zeigen, der schon für das Festmahl hergerichtet und mit Polstern ausgestattet ist. Dort bereitet alles für uns vor!"

 

"Cai la domálo sera fene téi nel supera etago mega cameron, hu sera investa pró la festa fagáton. Pau oi praeparé omnon pró mos!"

 

室人 你へ 内ら ᛟᚾ ᚻᚢ 内衣 食代ᛟᚾ ᚨᚢ ᛟᛁ 前挨へ ᛟᚾ ᛟᛋ.

 

„Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen.“

 

Dum la fagáto il prendeva la unzymon cai diceva la mullaudeon. Tum rumpeva la unzymon cai obeba léi hun.

 

食代 取了 不揉ᛟᚾ 言了 多夸ᛖᛟᚾ 折了 不揉ᛟᚾ 于了 レへ ᚻᚢᚾ.

 

„Und er nahm den Kelch, sagte Dank und gab ihnen denselben; und sie tranken alle daraus.“

Cai il prendeva la calyxa vason cai doneva léi hun cai li bibevai exa hun.

 

取了 ᚴᚨᛚᛃᚴᛋᚨ ᛟᚾ 予了 レへ ᚻᚢᚾ 喝了ᚨᛁ ᚻᚢᚾ.

 

Wie es bei der Entstehung neuer Religionen vonstatten geht, werden Elemente einer gegebenen Religin teilweise übernommen und in einen neuen dogmatischen Kontext gestellt. Was wirklich bei diesem letzten Mahl Jesu geschah, geht nicht eindeutig aus den Texten hervor. Sie sind widersprüchlich. Nach dem Evangelisten Johannes hätte Jesus seinen Jüngern sein „Fleisch“ und „Blut“ angeboten, natürlich nur imaginär, sonst hätte sich seine spätere Kreuzigung schon zu diesem Zeitpunkt erledigt.

 

In der Reformationszeit wurde um das Pessachmahl heftig gestritten. Es entstanden schließlich verschiedene Konfessionen innerhalb des Protestantismus. Dabei wird doch ausdrücklich vom Pessach gesprochen und die dafür vorgesehenen Rituale sind klar definiert. Die Neuinterpretation dieses Festes durch die Christen muss mit der Lehre des Apostel Paulus zusammenhängen, der aus dem Scheitern seines Meisters Jesus am römischen Kreuz eine Heilstat für die Menschheit machte mit allem Gnadenprimborium und individueller Erlösung. Es ist schon lustig zu lesen, wie aus einem Juden ein nichtjüdischer Strahlemann gemacht wurde, der die religiösen Bedürfnisse der heidnischen Abendländler bediente.

 

Eine Rückführung des Abendlandes auf die originale Lehre Jesu bedeutet, die religiösen Feste so zu begehen, wie sie ursprünglich gestaltet waren, ohne seine Person darin heilstechnisch einzufügen. Dann befindet man sich eher auf dem gleichen Boden mit Jesus.

Allerdings sind wir ja keine geborenen Juden und brauchen daher auch nicht den jüdischen nationalen Bezug bei den religiösen Formeln während dieser Feste. Ein wenig Eigenständigkeit sollte den Abendländlern schon gestattet sein. Auch die schönen alteuropäischen Bräuche mit dem putzigen Hoppelhasen und dem lieben Weihnachtsmann sollten erhalten bleiben. Sie entsprechen dem europäischen Charakter und ihrer Kultur.

 

Die Puristen können für selbst entscheiden, welche religiösen Elemente sie für sich dulden, jedoch dürften sie ihren limitierten Geschmack nicht den anderen aufzwingen, schließlich ist nicht jeder religiös. Eine allzu restriktive Staatsreligion, egal welcher Ausprägung, ist immer eine Kampfansage gegen die individuelle Freiheit, die immer gewahrt werden muss auch gegen den Willen von Parlamenten oder Mehrheitsmeinungen.

 

Eine absolute Freiheit ist in keiner Gesellschaftsordnung möglich, jedoch halte ich das Modell mit der originalen Jesus-Lehre für einen Weg, die Elite vor Dekadenz zu schützen und dem Volk ein Leben mit Glücksmomenten zu ermöglichen und das innerhalb gegenseitiger Toleranz und Freiheit.