Heute ist ein christlicher Feiertag, Pfingsten genannt, und zwar der zweite Teil dieses Festes. In der Bevölkerung ist nicht so bekannt, was dies für ein Tag ist. Er geht auf ein Ereignis in der Antike zurück, als sich ganz viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern des römischen Reiches zum Christus bekannten. Da es mit den Simultandolmetschern nicht so richtig klappte, half der „Heilige Geist“ aus und übernahm diese Arbeit. Jeder konnte den anderen verstehen und das ohne jegliche Fremdsprachenkenntnis. Jedenfalls kann man es so in der Apostelgeschichte nachlesen. Lest selber:
"1 Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. 2 Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. 4 Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. " (Apg 2, 1ff.)
"8 Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören?“
Auf diese Frage gab es einmal die Antwort des Schreibers der Apostelgeschichte, aber auch Gegenmeinungen. So z.B. diese hier:
"13 Andere aber spotteten: Sie sind vom süßen Wein betrunken."
Ich gehe nicht davon aus, dass sich die Teilnehmer wie auf einer Kirmesveranstaltung betrunken hatten. Es musste sich schon um eine religiöse Veranstaltung gehandelt haben.
Der Apostel Paulus gibt den entscheidenden Hinweis in seinem Brief an die Korinther, wo er die „Zungenrede“ thematisiert. Was das ist, könnt ihr auf wikipedia nachlesen. Ein bisschen Arbeit gönne ich dem, der nicht weiß, was die „Zungenrede“ ist. Für die Bildung muss man schon selber sorgen und nicht wie vor dem Fernseher sitzen, wo alles in kleinen Appetitshäppchen mundgerecht serviert und schnell vergessen wird.
"27 Wenn jemand in Zungen redet, [dann] zwei oder höchstens drei, und zwar der Reihe nach; und einer soll auslegen. " (1. Kor 14, 27)
Der Schreiber der Apostelgeschichte muss schon so weit von diesem Pfingstereignis gewesen sein, dass er gar nicht wusste, was eigentlich vorgefallen war. Natürlich hatten die Gläubigen damals nicht ein Fremdsprachenwunder erlebt, sondern den psychischen Zustand einer Glossolalie, wie sie in einigen protestantischen Gemeinden heute noch praktiziert wird. Ich habe mir darüber eine Dokumentation angesehen und die Gläubigen gesehen, wie sie geistig weggetreten waren, aber nach dem Aufwachen glücklich aussahen. Das war sehr beindruckend. Es zeigt, dass es noch mehr bewusstheitliche Erfahrungen jenseits des Gebets und der religiösen Rituale gibt, die Menschen glücklich machen. Warum nicht?
Die frühen christlichen Überlieferungen enthalten schon so viele Fehler und Fehlinterpretationen, wie das obige Beispiel des Pfingstwunders zeigt. Offensichtlich lassen sich Gläubige leicht täuschen nach dem Motto: Ich glaube nur das, was ich glauben will. Mit Wahrheit hat das natürlich nichts zu tun. Aber jeder kann nunmal glauben, was er will. Meinungen müssen nicht unbedingt wahr sein.
Für die Zukunft der christlichen Kirchen bedeutet dies, dass unbedingt eine Trennung von staatlichen und kirchlichen Organisation, welcher Konfession auch immer, auch anderer Religionen, stattfinden sollte. Die Ehe zwischen dem Staat und seinen Kirchen hat beiden bisher sehr gut genutzt. Ersterer stellte den rechtlichen Rahmen zur Verfügung, die zweiteren konnten propagandistisch und finanziell gut darin agieren und diesem Staat den Rücken stärken, komme, was da wolle.
Ich erinnere an die frühen Christen, die gar nicht so unterwürfig waren und für ihren Glauben einstanden, auch mit ihrem Leben, wovon die heutigen Halleluja-Rufer und Amen-Sager meilenweit entfernt sind. Wenn es hart auf hart käme, könnten sich die Kirchen auf diese Schäflein nicht verlassen.
Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie die Zukunft dieser Gesellschaft aussehen könnte. Ob sich dies so entwickeln würde, kann niemand voraussagen, nur dass noch abrupte Änderungen kommen werden, das ist sicher.
In einer zukünftigen Gesellschaft würden staatliche und religiöse Organisationen entflochten, wobei sich die religiösen Organisatoren wieder auf ihre ureigensten Tätigkeiten konzentrieren könnten. Sie hätten dadurch die Möglichkeit, die Aktivitäten der staatlichen Elite kritisch zu beurteilen und dies ggf. ihren Gläubigen zu vermitteln. Die Rechtform eines eingetragenen Vereins würde genügen, damit sie ihren religiösen Betätigungen nachgehen könnten. Auf der anderen Seite hätte der Staat, die angeschlossenen Länder, Städte und Gemeinde keine Verpflichtung, die sakralen Einrichtungen der religiösen Institutionen finanziell zu unterstützen oder ihnen besondere Rechte verglichen mit den übrigen eingetragenen Vereinen e.V. einzuräumen. Das würde sich auch auf bisher rechtlich geschützte religiöse Berufsbezeichnungen aufwirken, die dann keinen Ausschließlichkeitscharakter mehr hätten. In Vereinen gibt es ja bestimmte Eigenbezeichnungen der Mitglieder, die real keine Außenwirkungen haben, z.B. die militärischen Ränge in Karnevalsvereinen.
Könnten die Kirchen diesen radikalen institutionellen Wechsel verhindern? Die Antwort darauf lautet Nein, denn sie haben das Vertrauen in der breiten Öffentlichkeit verloren.
Hinzu kommt, dass der bürgerliche Staat sich Stück für Stück selbst demontiert, sogar schon in der Judikative, deren oberstes Organ durch einen Beschluss vom 24.03.2021 den ersten Schritt zum Ende der Bundesrepublik Deutschland eingeleitet hat. So drastisch sehe ich das. Meine Meinung beruht auf den mehrfachen Aussagen des Verfassungsgerichts, aufgrund von Maßnahmen gegen den Klimawandel Freiheitsrechte einzuschränken. Dieser schwer verständliche Beschluss ist frei im Internet verfügbar. Wer ein Beispiel misslungener sprachlicher Gestaltung genießen möchte, sollte sich dieses etwas länger ausgefallene juristische Schriftstück durchlesen. Ein Liter Kaffee würde bestimmt ausreichend sein, damit man beim mehrfachen wiederholten Lesen der Sätze wach bleibt.
Ein Beschluss des Verfassungsgericht ist rechtlich bindend und wird erst in der Verfassung und dann in den Exekutivgesetzen umgesetzt. Die Deutschen können sich nach Ende der Corona-Pandemie auf eine Fortsetzung ihrer eingeschränkten Freiheit einrichten. Bislang hat die irrationale Furcht vor dem Virus die Bevölkerung zurückgehalten. Nach der erfolgreichen Impfung könnte der alte Freiheitswille der Germanen, der im deutschen Volk nicht untergegangen ist, wieder erwachen, denn das Virus stellt dann keine gesundheitliche Gefahr mehr da.
Auch diese Analyse ist nur die unbedeutende Meinung eines Einzelnen. Nun möchte ich aber Schluss machen und wünsche allen einen angenehmen Feiertag.