Türkischer Nationalismus

Wie ernst werden die nationalistischen Sprüche des Herrn Atatürk von den Türken in Deutschland eigentlich genommen? Ein Zitat: "Kinder der türkischen Zukunft, selbst unter all diesen Umständen, ist es Eure Aufgabe, die türkische Unabhängigkeit und Republik zu retten. Die Kraft, die ihr dazu benötigt, fließt im aldigen Blut Eurer Adern. Wie glücklich ist jener, der sich ein Türke nennt." (Band 1, Seite 6 des beanstandeten Buches für türkische Schüler)

Kann so ein Buch integrationsfördernd sein?

Es geht um das umstrittene Buch aus der Türkei, das den hiesigen türkischen Kindern mit dem veralteten Bezug auf ein 
"adliges türkisches Blut". Das klingt einfach lächerlich. Die türkischen Kinder, die das ernst nehmen, werden natürlich wie Fremde in Deutschland leben. Atatürk war nicht bewusst, dass sein türkischer Nationalismus keineswegs zu einer Annäherung der Türkei mit Europa führen würde, sondern eher trennt. Die europäische Zukunft liegt doch in einer Aufgabe der bisherigen Nationalismen, der deutschen und türkischen.
Ich persönlich halte so einiges aus der deutschen Geschichte auch nicht für angemessen oder gut. Da gab es so vieles Schreckliches, Grausames und Dummes. Selbstverständlich steht dies auch zur Diskussion. Das würde schon bei den Grimmschen Märchen anfangen, beim Nibelungenlied weitergehen, die feudale christliche Geschichte Deutschlands in Frage stellen. Ich bin nicht parteilich oder vaterländisch, patriotisch, nationalistisch oder sonst wie hier gebunden. Humanistische Ziele zählen für mich. Wer auf der Abstammung seinen Stolz aufbaut und dies so kitschig wie irgendmöglich darstellt, und dadurch andere Völker indirekt oder auch direkt diskriminiert, wird immer Unheil hervorbringen. Das wird immer wieder zu Kriegen, Bürgerkriegen, Kampf gegen fremde Völker im eigenen Land führen.

Pathos vergangener Tage haben in Schulbüchern nichts zu suchen. Für mich gibt es auch keinen "Generalverdacht", ein Lieblingswort heuzutage. Wer kann schon etwas dazu, als X oder Y geboren zu werden. Sich aber über seine Eltern oder Verwandten in eine bestimmte nationale Rolle zwängen zu lassen, bei der nur der dumme Ausspruch "Ich bin stolz, ein X oder Y zu sein" herauskommt, zeigt keine intellektuelle Leistung. Geboren zu werden, hat man ja nicht selber gemacht. Wie schon gesagt, auch deutsche Dichter und Literaten stehen zur Diskussion, egal von wem Kritik aber auch Anerkennung geäußert wird. Schulen sollten den Kindern humanitäre Ziele vermitteln und alles vermeiden, was sie zu Rassenhass, Fremdenfeindlichkeit oder destruktivem Nationalismus (Patriotismus) anstacheln könnte. Dazu gehört auch eine eindeutige Distanzierung von Selbstüberschätzung des eigenen Volkes, die auch schriftlich fixiert wird mit den Worten, z.B. "Diese Ansicht teilen wir nicht. Das ist menschenverachend. Das ruft zu Rassenhass auf. Das ist Volksverhetzung etc." und zwar in deutschen oder türkischen Schulbüchern.

Wenn sich erstmal bestimmte inhumane Gedanken in den Köpfen der Kinder festgesetzt haben und dies auch noch über geschichtliche Autoritäten verfestigt wird, wird das zu Streit, Hass, Ausgrenzung und bei großen sozialen Katastrophen zu kollektiv aggressiven Auseinandersetzungen führen. Dessen sollte man sich bewusst sein und distanziert seine eigene (deutsche oder türkische) Geschichte betrachten.