Wer Altgriechisch lernt, wird sich mit Grauen an den Aorist und das Imperfekt denken, vor allem, weil es hier eine Unmenge von Unregelmäßigkeiten gibt. Ich charakterisiere mal das Altgriechische als sprachliches Werkzeug einer ausbeuterischen Oberschicht, die die Sklaven für sich arbeiten ließ, um dann genug Muße für die Repetition historisch überkommener und völlig überflüssiger morphologischer Formen zu haben. Der Kontrast zwischen dem riesigen Lernaufwand und die dann über die Texte erlangten Erkenntnisse ist frappierend.
In meiner Sprache, der Latina Nova, können die alten Texte viel schneller erfasst und verstanden werden, so dass mehr Zeit für deren Interpretation vorhanden ist. Dumm waren die alten Griechen nicht, aber linguistische Stümper. Keiner ihrer Philosophen ist mal auf die Idee gekommen, die Sprache zu reformieren. Die ersten plansprachlichen Systeme stammen von George Dalgarno (1661) und Bischof Wilkins (1668), also fast 2000 Jahre später, als die klassische griechische Kultur schon lange untergegangen war.
Für den Ausdruck der Vergangenheit habe ich auf das Altgriechische zurückgegriffen, wo es den Aorist und das Imperfekt gibt. Sie bilden die gleiche zeitliche Vergangenheitsstufe, drücken jedoch zusätzlich aus, ob die Handlung punktuell (Aorist) oder lange (Imperfekt) stattfindet. Im Altgriechischen sind das die Verbaspekte, wie man also eine Handlung betrachtet. Sie sind aber im Altgriechischen unscharf definiert, und erfordern so manches Mal bei der Übersetzung akrobatische Verrenkungen. Für das Indoeuropäische nimmt man an, dass es anfangs nur Aspekte gab, keine so ausgeprägten Zeitstufen wie in vielen seiner Tochtersprachen.
Beinahe hätte ich vor lauter Griechenbegeisterung vergessen zu erwähnen, dass ich im Türkischen ein schönes Morphem (-mis [gesprochen: misch]) gefunden habe, mit der vergangene Ereignisse als nicht persönlich miterlebt dargestellt werden. Das ist etwas ganz Tolles. Mit einer einzigen Endung können die Türken einen Sachverhalt schildern, der in anderen Sprachen mit periphrastischen Ausdrücken wiedergegeben werden müssen. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen und habe dieses mis-Morphem in meiner Sprache nachgebildet und stelle es als -oi- dar.
Meine Sprache ermöglicht eine präzise Darstellung von Sachverhalten, was in den heutigen natürlichen europäischen Sprachen in dieser Kompression nicht möglich. Mit wenigen Kunstgriffen kann man also mit dieser Sprache in weniger Zeit mehr ausdrücken.
Wenn ich mir die deutschen Äquivalente anschaue, erscheinen sie mir farblos. Das Deutsche kann klanglich mit der Latina Nova nicht mithalten.