Griechische Sprachwissenschaft

So, mein Seminar Griechische Sprachwissenschaft ist auch zu Ende. Professor Hill hat sie uns während des Sommersemesters in seiner freundlichen und witzigen Art näher gebracht. Jetzt können wir die altgriechischen Dialekte unterscheiden und identifizieren anhand bestimmter Merkmale in der Morphologie. Warum das Altgriechische ein eigener Sprachzweig in der indogermanischen Sprachfamilie ist, hat der Professor uns anhand der Isoglossen gezeigt, die typisch für diese Sprache sind. Das sind ganz charakteristischen Lautverschiebungen. Dadurch kann ich jetzt besser die griechische Grammatik verstehen und behalten. Regeln zu kennen und diese geschickt anzuwenden ist einfacher als stumpfsinnig Wörter auswendig zu lernen und sich über die seltsame Aussprache zu wundern.

Am besten hat mir die Darstellung des Mykenischen gefallen, das auf Kreta gesprochen wurde. Die Mykener benutzten eine eigene Schrift, die aus den Hieroglyphen abgeleitet war, nicht die Vorform der heutigen griechischen Schrift. Es war sehr spannend zu verfolgen, wie man diese vergessene Schrift in heutiger Zeit zu lesen gelernt hat. Das erfolgte nach einem logisch systematischen Verfahren anhand von Inschriften, die dazu gehörige Bilder aufwiesen. Eine grandiose Leistung.

Dabei stellte man fest, dass Mykenisch keineswegs das Urgriechische war, sondern nur ein Dialekt. Vor den Mykenern benutzte ein unbekanntes Volk diese Schrift, die man zwar lesen kann, aber kein Wort versteht. Kurios, nicht wahr? Wer die Sprache zu dieser Schrift, Linear A, findet, geht in die Geschichte ein.

Also los, sucht nach ihr.

Verpeilt! Heute fragte ein neu dazugekommener Student nach dem Seminar, ob es sich um den Sprachkurs Altgriechisch 2 handeln würde. Das löste allgemeines Gelächter aus. Nicht nur dass er vier Wochen nach Semesterbeginn plötzlich in unserer Runde der griechischen Sprachwissenschaft auftauchte, er hatte keinen Plan, wann denn sein gewünschter Sprachkurs stattfinden würde. Das wäre jedenfalls nicht in diesem Semester, sondern in den kommenden Semesterferien.

Er sah schon etwas älter aus, und ich fragte mich, wann er denn mit seinem Studium fertigt sein würde. So wird er sein Graecum nicht schaffen. Nach vier Wochen geruhsamen Schlafes in einem falschen Seminar zu erscheinen und danach eine solche Frage zu stellen, ist wirklich Verpeiltheit.

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