Fachwörter in der Latina Nova

Der Wortschatz der lateinischen Sprache hat sich in der europäischen Geschichte über das Neulatein weiterentwickelt. Schon die Gelehrten des Mittelalters erfanden neue lateinisch anmutende Wörter, was sich bis in die Neuzeit fortgesetzt hat. Vermeintlich englische Wörter aus der Computersprache stammen oft auch aus dem Lateinischen. Der Fachwortschatz des Deutschen hat seinen Ursprung im Lateinischen, aber auch im Altgriechischen, dessen Wortschatz sehr befremdlich wirkt. Ein Laie kann die griechische Herkunft eines Fremdwortes an dem Buchstaben h hinter bestimmten Konsonanten erkennen: „ph“, „th“, „ch“. Die griechische Laut-Kombination „ps“ wie z.B. in Psychologie ist schwer auszusprechen.

In der Latina Nova beziehe ich mich auf den modernen lateinischen Fachwortschatz, den die alten Römer noch nicht kannten. Ich forme die Wörter so um, dass die Präfixe klar erkennbar sind und danach die Simplexwörter (Einzelwörter) folgen. Von dem Wust an lateinischen Endungen habe ich nur eine begrenzte Anzahl übernommen. Ihr könnt das mal selber anhand der Beispiele untersuchen .

apo-solva (absolut), apo-solvanto (Absolvent), apo-traco (Abstraktion), apo-cedo (Eiterbeule, Abszess), ad-apteo (Anpassung, Adaptation), ad-dareo (Addition), ad-haeseo (Anhaftung, Adhäsion), ad-jeca verbo (Adjektiv), ad-opteo (Adoption), ad-deupeteo (Anbetung, Adoration), as-sorbeo (Adsorption), ad-vocisto (Anwalt, Advokat), as-sensádo (emotionale Anziehung, Affinität), af-fixo (Affix), ag-gregáto (Aggregat), ac-quaereo (Anschaffung, Akquisition), ac-capádo (Akzeptanz), ac-capíco (Akzeptor), ap-pono (Beifügung, Apposition), as-simileo (Angleichung, Assimilation), as-soceo (Assoziation), at-traceo (Attraktion), con-munismo (Kommunismus), con-densíco (Kondensator), 

Die Fachwörter aus dem Altgriechischen habe ich latinisiert, soweit dies möglich ist. Dadurch werden sie leichter verständlich.

apo-solezo (Sonnenferne, Aphel), apo-strudeo (Offenbarung, Apokalypse), apo-mitálo (Apostel), apo-strigo (Hochkomma, Apostroph), apo-tecajo (Apotheke), apo-deueo (Vergöttlichung, Apotheose),  bí-capa myo (Bizeps), bí-atlanta (amphiatlantisch), bí-vivo (Amphibie), bí-yna ámo (Amphiphilie)

Hättet ihr die Bedeutung von allen Fremdwörter gewusst? Bei den Präpositionen erscheinen auch manche mit griechischem Ursprung. Das ist nötig, um mehr Klarheit in die Wortbildung hineinzubringen.

sym-partíádo (Koalition), syl-letristo (Mitautor, Koautor), syn-cadeo (Zusammenfallen, Koinzidenz), syl-legío (Kollegium), syn-studisto (Mitstudent, Kommilitone), syn-ferádo (Konferenz), syn-traceo (Zusammenziehung, Kontraktion)

Für die Ausformulierung der obigen Wörter habe heute ich 5.5 Stunden gebraucht. Es geht nur mühsam voran. Bisher habe ich nur einen winzigen Teil des deutschen Fachwortschatzes geschafft. Ich habe ca. 17000 Wörter in meine Datenbank im Excelprogramm eingepflegt (Stand: 07.07.2024). Sie ist dreisprachig (Afrodeutsch, Latina Nova und Säxisch). Ich arbeite also an drei Plansprachen gleichzeitig.

Das ist ein Ausschnitt aus meiner Vokabeldatenbank, die ich über selbstgeschriebene VBA-Makros steuere. Ohne dieses VBA-Programmtool würde ich nie fertig werden. Früher hatte ich einen Zettelkasten benutzt. Was das ein Haufen Arbeit! Ich habe ein Beispiel aus dem Jahre 1989 gefunden.

Ein noch früheres Wörterbuch hatte ich im Jahre 1981 (August bis Oktober) erstellt. Damals nannte ich diese Plansprache Eurasisch. Sie hat nichts mit dem Lateinischen gemeinsam und wirkt sehr künstlich. Jedoch sind die Wörter nach bestimmten Regeln zusammengesetzt, die ich vergessen habe. Oh je. Das motiviert mich, bei der Latina Nova anders vorzugehen und dem Lerner den Umgang mit dieser Sprache leichter zu machen. Wer schon mal Latein in der Schule gelernt hat, wird vieles in Latina Nova wiederfinden.

Meine ältesten Aufzeichnungen habe ich nicht mehr zur Hand. Sie datieren in die 1970-er Jahre.

Als ich Latein auf dem Gymnasium erlernte, war das eine völlig fremde Welt für mich. Niemand aus meiner Verwandtschaft konnte Latein, sie waren keine Akademiker. Es wurde, als ich klein war, noch in der Kirche verwendet, verschwand dann aber aufgrund eines Konzils in Rom. Die katholische Kirche hatte sich nationalistisch vereinnahmen lassen wie ihre große Konkurrentin, die protestantische Kirche. Die Gläubigen sollten alles in ihrer Nationalsprache verstehen können. Dabei war den Verantwortlichen aber entgangen, dass Religionen besser funktionieren, wenn das gemeine Volk, der Laie, die liturgischen Handlungen nicht versteht, aber das ist ein anderes Thema. über das Latein wurde während meiner Schulzeit immer gelästert, weil es nicht gesprochen würde und es niemand bräuchte.

Ich gewann aber den Eindruck, dass durch diese Sprache das Verstehen von Sprache mehr gefördert wird als durch irgendeine ihrer romanischen Tochtersprachen, die aufgrund der germanischen Eroberungszüge entstanden sind.

Das Lehrbuch auf der linken Seite des Fotos stammt aus dem Jahre 1972. Es war ein treuer Begleiter bei meinen Studien zur Schaffung einer neuen europäischen Sprache. Europa ist ohne den sprachlichen Einfluss der Römer undenkbar.

Hätte der Germane Arminius nicht die römische Legion unter der Führung des Varus hinterhältig besiegt, wäre die deutsche Geschichte ganz anders verlaufen, etwa wie in Frankreich. Dann würden wir auch eine romanische Sprache sprechen.

Die deutsche Sprache ist praktisch ein Müllhaufen der Geschichte, voll mit der (notwendigen) Übernahme fremder, also nicht germanischer Wörter, angereichert mit grammatikalischen Entlehnungen aus dem Lateinischen. Unsere Vorfahren hatten nicht das sprachliche Niveau der Römer, die wiederum von den Trojanern, und diese von den orientalischen Völkern beeinflusst waren. Die Germanen waren schlichte Gemüter, wie sie schon Tacitus beschrieben hatte, eher „Wilde“, wie es 2000 Jahre später die Nationalsozialisten bewiesen haben, ohne große intellektuelle Ansprüche.

Wer als Deutscher gebildet sein will, muss notgedrungen die entsprechenden Begriffe aus dem Lateinischen oder Griechischen benutzen. Mit plumpen Versuchen einer Eindeutschung käme er nicht weiter. Das klänge dann doch zu „doof“. Oft gibt es auch keine germanischen Äquivalente. Ich halte die deutsche Sprache nicht für zukunftsträchtig. Deshalb fußt meine Plansprache Latina Nova auf dem Lateinischen und den romanischen Sprachen.

Ein amerikanischer Psychologieprofessor, George Boeree, hat eine wohlklingende Plansprache entwickelt mit dem etwas sperrigen Namen Lingua Franca Nova (LFN). Ihre Grammatik orientiert sich an den Kreolsprachen, die aus dem Kontakt der Kolonialsprachen mit den Sprachen der einheimischen Völkern hervorgegangen sind. Das Wörterbuch ist ziemlich dick und hat über 600 Seiten. Ich finde es sehr bewundernswert, so viel Mühen und Zeit in ein Projekt zu stecken, dessen Erfolg ungewiss ist. Besonders schön finde ich die Wortauswahl der LFN. Da habe ich manche Anregungen gehabt.

Wer Lust hat, kann sich mal das Elefen-Wiki anschauen. Simon Davies stellt dort immer neue Artikel ein. Er ist sehr fleißig dabei. Wenn ich dort die Artikel lese, freue ich mich darüber, wie schön eine Plansprache sein kann. Werde ich auch mal 17 000 Einträge für das Wörterbuch in meiner Sprache schaffen?

Die Wortbildung in einer Plansprache ist essenziell für Ihre Güte. Ich habe noch keine Plansprache gesehen, die meinen Vorstellungen von Logik, Eindeutigkeit und Ästhetik genügt. Während man bei der Ästhetik endlos diskutieren kann und doch zu keinem Konsens gelangt, ist es jedoch möglich, die Logik und Eindeutigkeit der Wortbildung zu analysieren und statistisch auszuwerten. In den natürlichen Sprachen gibt es keine Regularien, die aus dem Wust der Komposita ein Werk aus einem Guss machen. In der Sprachgeschichte werden immer neue Wörter übernommen, die ihre eigenen Regeln zur Wortkomposition haben und dadurch das bisherige System stören. In der deutschen Sprache ist dies der Fall. Neben den ererbten Wörtern aus dem Germanischen sind auch viele Wörter aus dem Lateinischen und Griechischen zu finden, so dass zahlreiche Affixe dreifach vorkommen, aber immer das Gleiche bedeuten.

Es gab Bestrebungen, die Fremdwörter einzudeutschen, aber das klappte nur teilweise. Vielfach wurden Begriffe erfunden, die lächerlich klingen und nicht zu verstehen sind. Die Deutschen können sich ruhig damit abfinden, dass ihre Sprache für die moderne Zeit nicht viel taugt. Mit schöngeistiger Literatur, die die Seele des Volkes der Dichter und Denker widerspiegelt, kann man in der Wissenschaft wenig anfangen. Manche Sprachen sind einfach ungeeignet für eine komplexe arbeitsteilig organisierte Gesellschaft mit immer neuem technologischen und wissenschaftlichen Fortschritt. Dazu gehört Deutsch. Ihr Rang läuft zur Zeit in Europa ab und wird vom Englischen übernommen, was mit der kulturellen und ökonomischen Hegemonie der englischsprachigen Vereinigten Staaten von Amerika zusammenhängt.

In meiner Plansprache Latina Nova achte ich auf die logischen Zusammenhänge und die Eindeutigkeit der Komposita, die sich am Lateinischen und Altgriechischen orientieren, zweier Sprachen, die viel älter als das Deutsche sind, dennoch ihr haushoch überlegen sind. Das ist mein Eindruck, den ich nach 40 Jahren Beschäftigung mit der Linguistik im Allgemeinen und speziell den Plansprachen gewonnen habe.

Wie eine Plansprache mit Katakana geschrieben werden kann, demonstriere ich an diesem Beispiel. Sie repräsentieren einzelne Buchstaben wie im lateinischen Alphabet. So können sie jedes Wort in der Plansprache abbilden. Am Wortende habe ich für die jeweiligen Wortarten die Hiragana-Schrift benutzt. Woher die jeweiligen Grapheme stammen, ist letztlich egal. Sie passen optisch gut zu den chinesischen Zeichen. Eine Plansprache muss also nicht grundsätzlich mit lateinischen Buchstaben geschrieben werden.

Hat das schon jemand gesehen? Das ist meine Plansprache Latina Nova, geschrieben mit chinesischen Zeichen. Die Buchstaben habe ich den beiden Kana-Silbenalphabeten (Hiragana, Katakana) entnommen. Man kann sie jetzt wie die lateinischen Lettern benutzen. Sie werden als einzelne Buchstaben definiert, nicht mehr als Silben mit einem vokalischen Auslaut.

Meine Plansprache kann also auch mit Hilfe der chinesischen Zeichen und des Zeichenalphabets geschrieben werden und zwar durchgängig inklusive der Grammatik. Damit könnte sich der Einsatzbereich meiner Sprache auch auf China und Japan erstrecken.

Sie würde keine reine europäische Sprache, sondern eine eurasische Sprache sein.

Die chinesische Schrift ist zu schön, um sie aufzugeben, wie es passieren würde, würde sich Esperanto überall durchsetzen. Der Erfinder des Esperantos agierte mental in der Gedankenwelt des 19. Jahrhunderts und glaubte fest an die Universalität des lateinischen Alphabets. Mein Sprachentwurf hat einen anderen Ansatz, nämlich andere Kulturen zu achten und von anderen Völkern zu lernen.

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