Es gibt keinen Stillstand bei mir. Ich beschäftige mich mit Sanskrit, der Sprache der Bhagavadgita. Die Schwierigkeit beginnt mit der Schrift, die mehr Buchstaben als die lateinische Schrift hat und zudem noch auf seltsame Art verbunden werden. Interessant ist diese Sprache auf alle Fälle. Ich bin gespannt auf neue Erkenntnisse und Einsichten.
Sanskrit ist eine Sprache für Freaks. Wer sein Gehirn auf Trab bringen will, hat hier eine Fundgrube für Regeln ohne Ende und deren unendliche Variationen mit Ausnahmen aller Art, Sonderregeln, Lautveränderungen, Besonderheiten. Diese Sprache ist mir ein Rätsel. Aufgeben ist aber keine Option. Ohne die klassische Literatur im Original lesen zu können, erschließt sich deren Sinn nicht. Übersetzungen sind leider nur eine Krücke. Sie können auch in die Irre führen. Ohne Sanskrit würde ein bedeutender Baustein in der Indogermanistik fehlen. Übrigens hat diese Sprache einiges mit dem Russischen gemeinsam, aber weniger mit dem Lateinischen. Das ist schon erstaunlich. Ich lerne eine neue Gedankenwelt kennen, was sehr spannend ist. Ich freue mich auf neue Entdeckungen und Erkenntnisse.
Es ist erstaunlich, welche Gemeinsamkeiten es zwischen Sanskrit und dem Lateinischen oder Altgriechischen gibt. Sie dienen mir als Merkhilfen. Mit dem assoziativen Lernen bleiben fremde Wörter besser im Gedächtnis haften. Außerdem erspart es Lernzeit. Eine fremde Sprache beherrscht man erst, wenn man sie ohne weiteres Nachdenken aus dem Kopf niederschreiben kann und die grammatischen Regeln erkennt. Das wird mit Sanskrit noch etwas dauern. Ohne die vielen Lautveränderungen im Satz wäre ich schon viel weiter. Immerhin finde ich die Wörter im Wörterbuch schon schneller. Damit es hier nicht zu einfach wird, werden die Verben nach einem bestimmten Lautschema einsortiert. Wenn man es nicht kennt, ist man aufgeschmissen. Das habe ich am eigenen Leibe erfahren. Wer Sanskrit erlernen will, sollte stressresistent sein und sich auf harte Arbeit einstellen. Dagegen ist English ein Kinderspiel.
Es gibt keinen Stillstand bei mir. Ich beschäftige mich mit Sanskrit, der Sprache der Bhagavadgita. Die Schwierigkeit beginnt mit der Schrift, die mehr Buchstaben als die lateinische Schrift hat und zudem noch auf seltsame Art verbunden werden. Interessant ist diese Sprache auf alle Fälle. Ich bin gespannt auf neue Erkenntnisse und Einsichten.
Sanskrit zu übersetzen ist für Anfänger wie mich sehr mühsam. Für zwei kurze Sätze habe ich eine Stunde gebraucht. Das ist enorm. Der größte Zeitfresser ist die total andere Anordnung der Vokabeln im Wörterbuch. Ich lege mir das Alphabet zurecht und vergleiche die Position, wo denn das gesuchte Wort wohl stehen könnte. Eine echt mühsame Sache. Hinzu kommt, dass das Lehrbuch von Adolf Stenzler nicht für den Selbstunterricht geeignet ist. Es besteht aus einer sehr knappen Darstellung aller Sanskritregeln, geordnet nach grammatischen Themen. Man muss auf jedes Wort achten, sonst verliest man sich ganz leicht. Ohne einen Lehrer kann man Sanskrit nicht erlernen. Ich habe gleich zwei Lehrer, einmal Master Pascal Coenen im linguistischen Seminar und Professorin Niklas vom indologischen Institut. Da werde ich wohl diese äußerst schwierige Sprache packen. Jedenfalls habe ich die Übungssätze so weit vorbereitet, wie es es ging. Wer seine Gehirnzellen auf Trapp bringen will, sollte es mit Sanskrit versuchen.
Sanskrit ist wirklich nicht einfach. Es werden dort Wörter zusammengeschrieben, die eigentlich getrennt sein müssten. Hinzu kommen die Lautveränderungen innerhalb solcher Wortmonster. Das macht das Verstehen enorm schwer. Eine solche Sprache habe ich noch nicht erlebt. Was wir zur Zeit übersetzen, sind Sinnsprüche mit mehr oder weniger Sinngehalt. Oft klingt es verschroben. Wie ich die vielen grammatischen Regeln überhaupt behalten soll, ist mir noch unklar. In jeder Sitzung wird neuer Stoff dargestellt mit so vielen Regeln, schlimmer als im Altgriechischen. Augen zu und durch, oder doch lieber Augen auf und durch?
Der Ernst des Lebens hat wieder begonnen, auch per Internetschaltung von der Universität. Der freundliche Professor Hill hat uns fünf Sanskritsätze zum Übersetzen aufgegeben. Ich habe heute für den ersten Satz eine Stunde gebraucht. Das ist ein Riesentempo, bei dem mich eine Schnecke noch überholt. Wer jetzt lacht, den melde ich bei unserem Sanskritkurs 2 an. Beim Sanskrit ist alles schwer, Schrift, Grammatik und Satzverständnis, ein richtiger Kandidat für eine erfolglose Plansprache, haha.
Geschafft. Der Sanskritkurs ist durch. Wir haben die ganze Grammatik dieser schwierigen Sprache durchgenommen, aber ich habe zu wenig davon behalten. Zumindest kann ich die Schrift mit den Ligaturen fließend lesen und Wörter im Wörterverzeichnis rasch finden trotz der völlig anderen Anordnung der Buchstaben. Jetzt beginnt meine persönliche Nachbereitungsphase in den Semesterferien, die wirklich notwendig ist. Zum Schluss des Kurses sind nur drei Studenten übrig geblieben. Es sind also noch freie Plätze vorhanden. Wer im nächsten Semester am Lektürekurs teilnehmen möchte, kann ruhig vorbeikommen.
Glaubt jemand, dass man eine Stunde mit der Übersetzung eines altindischen Satzes braucht? Ich führe mal vor, warum das so lange dauert. Zu übersetzen ist:
atisthanmanujendranam murdhni devapatiryatha
So sieht der Satz in der Umschrift aus. Ich konnte die Sonderbuchstaben hier nicht angeben. Aber es geht auch so.
Das erste Wort besteht aus drei Wörtern:
atisthat (er stand) < a-tistha-n
manuj (ein Mensch) < manuj-e
indr-anam (Indra + Endung Genitiv Plural)
murdhni (an der Spitze = Lokativ Singular)
Wörtlich: „Er stand an der Spitze der Könige“
Man muss sein Gehirn auf Hochtouren bringen, um diese Einzelwörter zu isolieren, denn es ist nicht vorn vornherein klar, wo sie anfangen und wo sie enden. Auch werden sie nicht einfach aneinander geschrieben, nein, bestimmte Lautregeln (Sandhi) verändern die Wortausgänge stark. Wo eigentlich ein „t“ (atisthat) stehen sollte, befindet sich ein „n“ (atisthan). Aus einem „i“ (Indra) wird ein „e“ (Endra). Dann muss man noch die Kasusendungen erkennen, wie hier den Genitiv Plural (-anam) und den Lokativ (-i) , ein Fall, der in modernen indoeuropäischen Sprachen nicht mehr vorkommt. Weil Sanskrit eine flektierende Sprache ist, gibt es für eine bestimmte Kasusendung verschiedene Varianten dieser Endung. Das muss man natürlich berücksichtigen und diese können je nach den vorangehenden Konsonanten leicht anders ausgesprochen werden. Da kommt Freude auf.
Das letzte Wort devapatiryatha besteht aus drei Wörtern:
deva (Gott)
patir (-s) (Oberhaupt)
yatha (wie)
Daraus wird dann: „wie der Götterherrscher“
Auch hier musste man erkennen, dass das Schluss-r (patir) eigentlich ein Schluss-s ist.
Sanskrit ist nichts für Schnellleser, auch nicht für verwöhnte Englischkenner. Hier braucht man viel Zeit zum Analysieren, Nachschauen im Wörterbuch und der Grammatik und zum Nachdenken. Es ist nahezu unmöglich, diese Sprache autodidaktisch zu lernen. Ein erfahrener Lehrer ist unumgänglich. Professor Hill vom Institut für Linguistik ist einer davon.
In meiner Sprache lautet der obige Satz:
Il steba pa l’acro del reugi coma la deuulorego.
(„Er stand an der Spitze der Könige wie der Götterherrscher.“)
il (er), steba (stand), pa (an), la (der), acro (Spitze), del (der = Genitiv) reug-i (Könige), coma (wie), deuulorego (Götterherrscher).
Dieser Satz lässt ich in einem Zug herunterlesen und ist sogleich verständlich, ohne komplizierte Lautveränderungen oder Zergliederung einzelner Wörter. Man erkennt, dass jedes Wort auf einen Vokal endet. Jedes Wort ist leicht identifizierbar. Hätte ich das Konzept der alten Inder mit konsonantischen Endungen übernommen, wäre es auch zu phonetischen Kollisionen mit dem nächsten Wort gekommen. Das zeigt, warum es außerordentlich wichtig ist, sich Gedanken über die Lautung im Satz Gedanken zu machen, sonst landet man bei komplizierten Lautveränderungsregeln.
Eine Plansprache sollte immer einfacher als natürliche Sprachen sein.
Heute ist wieder Sanskrit-Tag für mich, eine Überwindung der eigenen Trägheit und Unzulänglichkeit. Diese Sprache ist eine Herausforderung, so wie das Leben eine Herausforderung ist. Man kann darauf hedonistisch reagieren und nur die Sachen erledigen, die Spaß machen oder man zieht die Bergsteigermontur an, um einen Achttausender zu besteigen. Ich wähle den steilen Weg. Nur er führt nach oben. Wer den Spaßweg wählt, hat seinen Spaß, aber braucht wie ein Abhängiger immer mehr davon, bis es öde wird. Sich zu stählen und selbst zu überwinden, führt zur Zufriedenheit. Das wird jeder Bergsteiger bestätigen. Auf dem steinigen Weg hat man nicht immer Erfolge. Ich bin bei einem Wort im Satz (s.u.) an einem Felsüberhang hängen geblieben. Eine Umkehr gibt es aber nicht. So muss ein erfahrener Kamerad einspringen und das nötige Eisen geben. Mein Rat an junge Leute ist: Gebt nicht auf, auch wenn die Probleme riesengroß sind. Haltet durch im Team und unterstützt einander.
Stellt euch mal vor, ich hatte heute eine Privateinführung ins Sanskrit durch Professorin Niklas. Es sind so wenig Indologie-Studenten im Institut. Ich bin in einen Fortgeschrittenenkurse gelandet, in dem originale Sanskritlektüre in einer Gruppe mit vier Personen behandelt wurde. Damit ich überhaupt mithalten kann, muss ich mich durch die umfangreiche Lautlehre quälen und selbstständig die erste Übung anfangen. Das ist eine echte Herausforderung. Man könnte auch vom Sprung ins kalte Wasser sprechen. Über die Sanskritliteratur wird sich mir ein neues Fenster in die Menschheitskultur geöffnet. Das ist es wert, mich anzustrengen. Im Foto seht ihr die Analyse des ersten Übungssatzes durch Prof. Niklas.
Heute hat uns Professorin Niklas vom Seminar für Indologie einen Unterricht zu zweit gegeben. Sie ist eine freundliche und angenehme Lehrerin, eine Kapazität auf ihrem Gebiet. Sie hat uns gezeigt, wie man das Sanskrit richtig lernt. Dazu muss man es schreiben und die Sätze analytisch auflisten. Die Benutzung des Wörterbuchs ist unumgänglich.
Es ist besonders schwer, die einzelnen Wörter aus den Sätzen herauszufiltern. Sie werden gewöhnlich aneinandergefügt und dabei finden Lautveränderungen statt, die Sandhi heißen. Eine verwickelte Sache.
Das Wörterbuch zu benutzen ist nicht leicht. Die Buchstabenreihenfolge ist anders als im lateinischen Alphabet. Seltsame Schrift, unübersichtliche Wörter, fremdes Wörterbuch und eine ausufernde Grammatik. Hier ist auch alles schwer.
Ich hoffe, meine Mitstudentin hält durch, sonst bin ich allein und komme immer dran. Meine Hausaufgabe ist noch nicht beendet. Ich brauche eine Pause. Pfff.