Jeder kennt bestimmt die berühmte Antwort Jesu bei der Frage nach der Steuer. Einige Pharisäer wollten ihn mit einer Fangfrage in die Fänge der damaligen Staatsorgane treiben. Das durchschaute Jesus natürlich und gab seine bekannte Antwort, die keinen Anlass zum Einschreiten der Polizisten von Herodes gab.
Was aber nicht bedacht wird, dass dieses Ereignis nach Jesu Aufruhr im Tempel stattfand, wenn man den Evangelisten Markus zur Rate zieht. Zu diesem Zeitpunkt hätte schon allein Jesu Aktion im Tempel ausgereicht, um ihn zu verhaften. Aufruhr, genauer formuliert (mutmaßlich) § 82 StGB Hochverrat gegen ein Land, war damals eine Straftat und ist es auch heute noch.
Es ist unstrittig, dass Jesus selber Gewalt angewendet hatte und zwar im Tempel von Jerusalem, die den Tatbestand der Sachbeschädigung, Körperverletzung und Störung der Religionsausübung umfasste, wie man es nach deutschem Strafrecht formulieren würde. Dass er daraufhin verhaftet würde, war die logische Konsequenz.
Nun bin ich beim Lesen des Markus-Evangeliums, wie Jesus etwas tut, was zur Nachahmung nicht empfohlen werden kann, wenn man nicht mit einer beliebigen Rechtsordnung in Konflikt geraten möchte. Nachdem Jesus als der verheißene Messias (König der Juden) bejubelt wurde, kam es zum Eklat im Jerusalemer Tempel. Es gibt darüber etliche Gemälde, in denen Jesus mit einer Geißel auf die Händler einschlägt. Dies wurde als eine „Reinigung“ verbrämt, war jedoch offensichtlich eher eine „Tempelschändung“. Man stelle sich vor, Jesus würde heute in den Petersdom in Rom eindringen und dort die Gläubigen bedrohen und mit einer Peitsche auf den Papst einschlagen. So muss man sich die damalige Situation vorstellen, um ein realistisches Bild von der Gewalttat Jesu zu bekommen.
Juristen könnten die entsprechenden Paragrafen des deutschen Strafgesetzbuchs angeben. Die Gläubigen in der Kirche reagieren darauf nicht und denken auch nicht darüber nach, was ich persönlich erlebt habe. Was wäre aber, wenn jemand auf sie in der Kirche beim Gebet einschlüge? Ich glaube nicht, dass sie dann von einer „Reinigungsaktion“ ausgingen.
Diese Schilderung in den Evangelien lässt den Schluss zu, dass diese Handlung von Jesus ausschlaggebend dafür war, dass er schließlich zum Tode verurteilt wurde. Auch in einem modernen Rechtstaat würde er nicht ungeschoren davon kommen.
Unter dieser Prämisse ist es unverständlich, wie Pontius Pilatus von der Unschuld Jesu ausgehen konnte. Er war ja bekannt für seine blutigen antijüdischen Maßnahmen und hätte gewiss den Aufruhr im Tempel als Gegenstand seines Gerichtsverfahrens gegen Jesus benutzt. Ich gehe von einer bewussten Verharmlosung und Schuldverschiebung auf die „Juden“ durch die Evangelisten aus.
Jesus stellte seiner gläubigen „Truppe“ eine entscheidende Frage, nämlich ob sie ihn als den verheißenen Messias, den jüdischen König der Endzeit, ansehen würden. Dies bejahte sein bester „Mitarbeiter“ Simon Petrus mit einem klaren und deutlichen Jawoll.
Das war aber nicht opportun, denn sich als den zukünftigen König der Juden im Diesseits zu bezeichnen und seine Politik darauf aufzubauen, war gefährlich und galt als Hochverrat. Aber nicht nur damals, auch in demokratischen Staaten ist ein Putsch oder Aufstand Hochverrat. Hier soll man es den Wählern überlassen, welche der Parteien sie an der Staatsspitze haben wollen.
Jesus wurde später während seines Gerichtsprozesses verspottet und auch die Titulatur „König der Juden“ am Kreuz (Pfahl) war eine Verspottung, was den Christen nicht geläufig ist. Als Messias ist Jesus zwar gescheitert, aber dogmatisch als „temporär“ sterblicher Gottessohn in die Geschichte eingegangen. Dieses Dogma zieht sich durch das ganze Markusevangelium. Der Schreiber dieses Evangeliums wollte den Leser eintrichtern, dass der Gottessohn notwendig sterben musste, um eine Erlösungstat für die Menschheit zu vollbringen.
Meine Schlussfolgerung ist, dass das Christentum nicht unbedingt wahrheitsbasiert ist. Teile dieser Religion sind recht angenehm und positiv zu bewerten, jedoch mit der Wahrnehmung historischer Ereignisse hapert es manchmal. Jeder kann dies so beurteilen, wie ihm beliebt. Ich bin tolerant. Wer Jesus als „Heiland“ betrachtet, dem sei es unbenommen. Es gibt Religionsfreiheit, ein hohes verfassungsrechtliches Gut.
Soll ich den Ausführungen der Evangelisten folgen? Martin Luther hat es getan, ich aber nicht. Irgendwann hört es bei mir auf, die fantasievollen Schilderungen von zwei Brotproduktionen, Totenerweckung, Krankenheilungen und Heilsverkündigungen zu lesen. Und die Jesu Einteilung des Jenseits in Himmel und Hölle steht im Widerspruch zur Torah, in der klar und deutlich von der Scheol die Rede ist.
Eine Erneuerung der christlichen Religion als Ganzes ist mit solchen Aussagen unmöglich. Teilaspekte sind durchaus positiv zu bewerten, doch die Dogmatik, die das Christentum definiert, wirkt für mich absurd. Jedoch ist es die persönliche Angelegenheit eines jeden, wie er damit umgeht.
Wer die verschiedenen Texte analysiert, wird darin die spätere christliche Theologie wiederfinden. Auch mit gutem Willen kann man die Schilderungen des Markus nicht so glätten, dass sie stimmig werden, jedenfalls wenn man wissenschaftlich einwandfreie Verfahren anwendet. Bei Glaubensaussagen kann man auch Glaube und Wissenschaft bunt mischen, was ich gerne den Theologen und Gläubigen überlasse.
Mich überzeugen sie nicht. Nach meiner Meinung hapert es an Wahrhaftigkeit, ein Kriterium, auf das die Evangelisten großen Wert gelegt haben. Je mehr Menschen davon überzeugt sind, dass das Christentum nicht das ist, für was es gehalten wird bzw. für was es sich ausgibt, desto eher wird es an Bedeutung in den staatlichen Institutionen verlieren und als ein antikes Relikt betrachtet werden.
Im privaten Bereich wird das Christentum noch länger bestehen bleiben.
Änderungen in der Ausübung von Religion und den jeweiligen Glaubensvorstellungen werden von der Jugend ausgehen. Schließlich sind ja schon viele Religionen ausgestorben und neu dazu gekommen. In der menschlichen Geschichte gab es hier immer Änderungen. Interessanterweise hingen die bekannten Religionsstifter vor der Verkündigung ihrer Ideen anderen Religionen an: Buddha, Abraham, Mose, Paulus, Mohammed. Dieser Umstand ist den Anhängern dieser Männer nicht bewusst oder wird ausgeblendet.
Jesus war ein Jude und blieb es zeitlebens auch. Er stiftete keine neue Religion. Sein von ihm nicht-berufener Apostel Paulus hat aus ihm einen „Christus“ (griechisch für hebräisch Messias = König) gemacht, und danach war der Weg frei für den „Christen“ Jesus und damit zum „Christentum“ mit seiner jahrhundertelangen dogmatischen Entwicklung und Zerstückelung in verschiedenste Konfessionen.
In den heutigen demokratischen Staatsstrukturen ist diese Religion nicht unumstritten. In Deutschland taucht sie monetär auf den Gehaltszetteln in Gestalt der Kirchensteuer auf. Was würde wohl geschehen, wenn dieser Geldfluss nicht mehr automatisiert erfolgen würde, indem die entsprechende Steuergesetze geändert würden? Der Staat ist jedoch daran nicht interessiert, weil er kräftig an diesem Einzugsverfahren mitverdient. Im Jahre 2022 war das 2 % bis 4 % von den 13 Milliarden Euro Kirchensteueraufkommen. Auch wenn die „Liebe“ zwischen Staat und Kirche längst erkaltet ist, so bleiben die „Ehepartner“ zusammen eben wegen der finanziellen Vorteile auf beiden Seiten. In Deutschland gibt man die Steuern also an den „Kaiser“ und an den „Gott“, wie es Jesus gesagt hatte.
In Deutschland gehe ich davon, dass hier die unaufhaltsame Scheidung zwischen Staat und Kirche konsequenter als in anderen Staaten vorgenommen wird und keine Steuermittel nach der Abschaffung der Kirchensteuer mehr für religiöse Institutionen bereitgestellt werden. Die religiösen Institutionen müssten sich über private Beiträge und Spenden versorgen. Die individuelle Religionsausübung ist ein Verfassungsgut. Eine Staatsreligion gibt es jedoch nicht.
Außerdem ist das Christentum nicht mehr die einzige Religion von Bedeutung in Deutschland. Je mehr muslimische Flüchtlinge ins Land kommen und dort verbleiben dürfen, umso mehr verschiebt sich der Anteil der Christen in der Bevölkerung und entsprechend ihr Einfluss. Die geschichtlichen Veränderungen finden also momentan schon statt.
Die christliche Religion wird in Zukunft weiter an Ansehen verlieren, auch durch das unerträgliche sexuelle Fehlverhalten mancher hoher Funktionäre in der kirchlichen Hierarchie, die sich dann entschuldigen, wenn es nicht mehr anders geht.
Sogar in einer großen asiatischen Religion mit einem freundlichen älteren Herrn aus einem Hochgebirge, dem Himalaya, tun sich Abgründe auf. So gebrauchte er nicht eine Geißel, sondern seine Zunge, die er in Richtung eines Jungen ausstreckte und ihm etwas zumurmelte, was nicht gut ankam. Der freundliche ältere Herr entschuldigte sich später dafür.
In einem anderen asiatischen Land mit Hochgebirge und mit nicht so freundlichen älteren Männern mit schwarzem Turban tobt ein erbitterter Kampf um das weibliche Haupthaar mit Todesurteilen und Schüssen in die Menge. In der Konkurrenzreligion, dem Islam, brodelt es zur Zeit, nachdem ihre gläubigen Anhänger in bestimmten Staaten die Macht übernommen hatten und die Dogmen und die religiöse begründeten juristischen Lehrmeinungen dem Volk überstülpten.
Was ist los mit den Weltreligionen von heute?
Der Umkehrschluss, religionslose Politiker wären besser, stimmt nicht, wie man gut in den säkularen europäischen Staaten beobachten kann.
Für das tägliche Leben ist eine wie auch immer geartete religiöse Dogmatik oder eine weltfremde Ideologie nicht wichtig. Sie führen eher zu Spaltungen im Volk. Für die Politik ist eine praktische Intelligenz notwendig, gepaart mit Fachwissen und Einsichtsvermögen, was das Gegenteil von Populismus und Opportunismus oder Fanatismus ist.
Hätte Jesus den Praxistest nach einer Machtübernahme in Jerusalem bestanden? Ich gehe davon aus, dass auch er in der (praktischen) Politik inkompetent gewesen wäre, nicht das notwendige Fachwissen gehabt hatte, weil er sich zwar gut in den religiösen Schriften auskannte, was jedoch niemals für eine verantwortungsvolle Politik ausreicht.
Ein guter Wille und eine gute Gesinnung ersetzen nicht das Fachwissen. Jesus wäre in seinem „Reich Gottes“ mit ihm als Messias (König) an der Staatspitze gescheitert, genauso wie bestimmte religiöse Politiker einer anderen Religion im Nahen Osten, was ich während meiner Lebenszeit beobachtet habe.
Wir können froh sein, in einem modernen Rechtsstaat zu leben, in dem die Todesstrafe abgeschafft ist. Zur Lebenszeit von Jesus war dies nicht so. Ein König konnte ohne Weiteres jemanden einen Kopf kürzer machen und sei es aus einer Laune von einer jungen Frau heraus. Genau das erfahren wir aus dem Markus-Evangelium.
Die Enthauptung von Johannes, dem Täufer, sollte doch bekannt sein.
Was mir aufgefallen ist, dass König Herodes dachte, Johannes wäre von den Toten auferstanden. Das setzt doch voraus, Johannes nach seinem Tod woanders existierte, jedenfalls nicht in einem Himmel, wie er im Christentum gelehrt wird. Dieser Ort der Toten wird im Tenach (Altes Testament) Scheol genannt. Lest das mal nach.
Wenn Johannes also in der Scheol ruhte, könnte er bildlich gesprochen von den Toten auferstehen. Wäre er im Himmel, würde er ja leben und wäre nicht tot. Markus hätte dann schreiben müssen, dass Johannes vom Himmel herabgestiegen wäre.
Und führen wir mal den Gedanken weiter. Nach den Überlieferungen sprach Jesus permanent vom schönen Himmel und der heißen Hölle, was ein eindeutiger Widerspruch zum Tenach („Altes Testament“) ist. Dort gibt es keinen schönen Himmel oder eine heiße Hölle.
Entweder die christlichen Überlieferungen sind falsch oder Jesus verkündete eine neue Lehre. Ich gehe von letzterem aus, was aber ein Widerspruch zu seiner Aussage ist, dass eher Himmel und Erde vergehen würden als dass ein Jota von der Torah (Gesetz) ausfallen würde.
Meine Schlussfolgerung ist, dass das Christentum eine neue Lehre ist, die nicht vollständig mit den alten jüdischen Lehren übereinstimmt. Von der Dogmatik des Gottes abgesehen, die jedem sofort ins Auge springt, ist auch die Jenseitsauffassung völlig verschieden. Das Fatale ist, dass auch Jesus eine eigene Lehre vertritt, die nicht mehr ursprünglich ist und im krassen Widerspruch zur Torah steht, was er jedoch in einem berühmten Ausspruch verneint. Das passt nicht zusammen.
Wer es noch nicht kennt, wird ein interessants Detail über Jesu Charakter erfahren. Es geht um die Aussendung seiner zwölf Apostel, die paarweise einen Missionsauftrag erfüllen sollten und zwar mittelos und arm gekleidet. Und falls diese Bettelapostel von den Bewohnern abgewiesen werden sollten, sollten sie weggehen, aber den Schmutz von ihren Sandalen ausschütteln, jedoch nicht zu Reinigungszwecken, sondern als Geste der Verachtung. In arabischen Ländern werden dazu Schuhe eingesetzt, wie dies ein amerikanischer Präsident bei einer Pressekonferenz erfahren musste.
Was tatsächlich hinter der Aussendung der Apostel steckte, kann man nur vermuten. Nur um Kranke zu heilen, wird doch niemand losgeschickt ohne Barmittel oder Verpflegung. Meine These ist, dass Jesus Anhänger für sein Reich Gottes requirieren wollte und deshalb seine Apostel (Gesandten) wie Bettelmönche ausstaffierte, um ihnen ein entsprechendes Image zu verpassen.
Wer anderer Meinung ist, kann sie gerne haben. Erkenntnisgewinn kommt durch Diskussion, nicht aber durch Dogmatisierung oder Tabuisierung von Themen.
Man braucht nur aufmerksam lesen. Jesus ist offensichtlich nicht immer der lammfromme Prediger, wie es in den Köpfen der gläubigen Christen herumspukt. Er schiebt ja noch eine kleine Drohung hinterher mit der Vernichtung ganzer Städte. Die Realisierung überlässt er dann dem „jüngsten Gericht“.
Johannes, der Täufer, sein Cousin, ist viel authentischer als Jesus.
Die Widersprüche in den Evangelien und bei Jesus selbst sind keine gute Grundlage für eine Religion, die Wahrheit postuliert und deren frühen Überlieferer wahre Begebenheiten aufschreiben wollten. Sie waren jedoch schon so in einer christlichen Dogmatik verstrickt, dass ihnen eklatante Unstimmigkeiten nicht auffielen wie so vielen nach ihnen, mir aber schon.
Welche gesellschaftlichen Konsequenzen das haben wird, hatte ich schon geschrieben. Ich muss mich ja nicht wiederholen.
Wer anderer Meinung ist, der kann sie ruhig haben. Wir leben ja in einer Demokratie mit Meinungs- und Religionsfreiheit. Jeder kann glauben, was er will.
Denkt mal darüber nach, was ich geschrieben habe.
Das ist eine Übersetzung in Afrodeutsch.