Johann Wolfgang von Goethe, mein Verwandter

Mit meinem berühmten Verwandten Goethe habe ich nicht viel gemeinsam. Während er das Deutschtum durch seine poetischen Schriften zur kulturellen Blüte brachte, baue ich es mit meinen linguistischen Werken wieder ab, so dass aus seinem Deutschen nur noch ein Kreol übrig bleibt mit dem Namen Afrodeutsch.

Der eine baut etwas auf, das sich historisch nicht als zukunftsfähig herausgestellt hat für ein Volk, das ich für politisch nicht sehr begabt halte. Der andere ist verwurzelt in einem uralten Stamm, dem der Sachsen in Norddeutschland, der schon den alten Römern trotzte, bodenständig ist und eine eigene Sprache hatte. Das war aber kein Deutsch.

Der „Ältere“ wuchs in einer deutschen großbürgerlichen Umgebung auf, der „Jüngere“ spricht die Sprache des einfachen Volkes und setzt sich für es ein und spricht Säxisch (Nüplat).

Größer könnten die Unterschiede zwischen den beiden nicht sein.

Ich demonstriere anhand der Übersetzung des obigen Texts, wie Afrodeutsch aussieht und klingt.

Afrodeutsch

Mit meine námhafte siper Göte ich hábe nicht fíl gémensám. Daurens er bringte de deutshtum durch seine dichtige shriften zú de überbauige blühte, ich abbaue es wíder mit meine sprechlérige werken, só das aus seine deutshe sprech núr noch ein helfe sprech bleibe übrig mit de náme „afrodeutsh“. De eine man aufbaue was, de hábe heraustelt sich géshéhlich nicht als zúkomt für ein folk, de ist státemachig unterbégébt. De andere man ist ferwurtzelt in eine uralte stam, de shún trotzte dí alte rómern, de ist bódenstéhig und hate ein eigene sprech. De „alterer“ aufwaxte in ein deutshe grósse bürgerliche umgébung, de „jungerer“ spreche de sprech fon de einfache folk und einsetze sich für es und spreche neuplat. Dí untersheiden zwishen dí beide täten konen nicht sein grósser.

Säxisch

Ich habe mal das Vorwort von Theodor Herzls „Der Judenstaat“ in Säxisch übersetzt. Dort gibt es hölzern wirkende Attribute in langen Sätzen, was viel über die unschöne Stilistik der deutschen Sprache aussagt.

„einer in der Wirklichkeit vorkommenden Treibkraft“

„der zu bauenden Maschine“

„besser ausführende Mechaniker“

Auch Ansammlungen von Werturteilen werden benutzt.

„in aller Bescheidenheit, unter Hinweis auf meine Unzulänglichkeit und im Vertrauen darauf“

In Säxisch wird das anders gemacht. Solche Konstruktionen wie im Deutschen sind verpönt. Eine Überprüfung durch Programme wäre leicht möglich und dem Schreiber helfen, in einem besseren Stil Sätze zu formulieren.

Ich übersetze die obigen Beispiele so:

en dríwe knöw, welke forfal wirkig.

(„einer in der Wirklichkeit vorkommenden Treibkraft“)

de mashín, welke möt werd bút.

(„der zu bauenden Maschine“)

Ik sin lütke, un ferdüd up mín unnógheit. Ik fertru dárup, dat

(„in aller Bescheidenheit, unter Hinweis auf meine Unzulänglichkeit und im Vertrauen darauf“)

Der gesamte Absatz von Herzl lautet so:

Awer de forligene entsmít inhold de ferwend fun en dríwe knöw, welke forfal wirkig. Ik ünerdüd blót dí tänes un rádes fun de mashín, welke möt werd bút. Ik sin lütke, un ferdüd up mín unnógheit. Ik fertru dárup, dat et sal géw gedríwers, welke góter praken, fílär as ik.

(Hingegen enthält der vorliegende Entwurf die Verwendung einer in der Wirklichkeit vorkommenden Treibkraft. Die Zähne und Räder der zu bauenden Maschine deute ich nur an, in aller Bescheidenheit, unter Hinweis auf meine Unzulänglichkeit und im Vertrauen darauf, daß es besser ausführende Mechaniker geben wird, als ich einer bin.)

Das ist erstmal eine vorläufige Übersetzung. Es ist nicht einfach, sich aus den bisherigen deutschen Sprachstrukturen zu lösen und neu zu denken. Man wird durch die deutschen Texte stilistisch „verdorben“.

Säxisch hingegen ist klar und nüchtern, schnell erfassbar und vor allem die Sprache des Volkes. Je mehr ich mich mit dem Deutschen beschäftige, umso mehr erkenne ich seine Klassenstruktur, die sich auch real in der bürgerlichen Gesellschaft materialisiert.

Einen schönen Tag noch.

Da kann ich nicht meckern.

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