Alte Zeichnungen oder die vergangene Zukunft

Beim Aufräumen habe ich alte Zeichnungen von mir aus dem Jahre 1976 gefunden. Ich hatte sie aus einem Lexikon abgezeichnet und den Text abgeschrieben. Jetzt habe ich sie gescannt, damit ihr sie anschauen könnt. Ich hatte nicht mehr an sie gedacht.

Ich bin noch nicht fertig mit meinen Ordnern. Im Laufe von Jahrzehnten hat sich einiges angesammelt. Es ist wichtig im Leben, die eigene Vergangenheit in die Gegenwart zu katapultieren und darüber nachzudenken.

Auch in Staaten spielt die Vergangenheit eine enorme Rolle für die Gegenwart. Ich habe mich mit Bismarck beschäftigt, dem vermeintlichen Gründer des deutschen Reiches als Einheitsstaat. Er war nicht davon überzeugt, dass er eine gute Idee war und sah schon das Scheitern dieses Projekts voraus, was ja unter Kaiser Wilhelm auch geschah. Adolf Hitler setzte die Einheitsidee und den Größenwahn des deutschen Volkes „effektiv“ bis zum Untergang fort. Auch bei der Wiedervereinigung, die eher ein Anschluss an die BRD (Bundesrepublik Deutschland) im Westen oder anders ausgedrückt Einverleibung der DDR (Deutsche demokratische Republik) und völlige Zerstörung dieses Staates war, wurde der Geburtsfehler eines Einheitsstaates fortgesetzt.

Auch wenn es die Nationalen noch nicht mitgekriegt haben, dieser Staat wird noch unregierbar mit einer herrschenden Klasse, deren akademische Ausbildung arg eingeschränkt ist und unter dem Tunnelsyndrom leidet. Was als typisch deutsch von diesen Schwärmern bezeichnet wird, sind nur Sekundärtugenden. Und was die deutschen Klassiker betrifft, so schimmert bei ihren Plagiaten die römische und altgriechische Literatur oder antike bildende Kunst und Architektur durch. Sogar was die Nationalsozialisten als typisch deutsch in ihren Militärparaden ansahen war römischen und türkischen Ursprungs. Selbst die deutsche Sprache ahmt die lateinische Stilistik nach.

Authentischer sind die verschütteten Traditionen der alten Stämme, woraus sich Königreiche entwickelten. Heute sind durch die Masseneinwanderung der Orientalen neue Traditionen nach Zentraleuropa gedrungen, was natürlich zu neuen souveränen Kleinstaaten führen könnte, wenn die Assimilationskräfte der ehemaligen alten Königreiche aus dem 19. Jahrhundert auf diesem Territorium nicht ausreichen. Die Zukunft der BRD bleibt spannend. Langfristig wird sich dieser unglückliche Staat allerdings auflösen. Der Sog einer tausendjährigen Geschichte von selbstständigen Königreichen und Fürstentümern lässt sich durch eine papierene Verfassung und einer orientierungslosen bürgerlichen Klasse sowie einem Volk im Dämmerzustand nicht aufhalten.

Ich habe noch viel zu tun, meine alten Sachen zu sichten und auszusortieren. Das Altpapier kann ich nicht so schnell entsorgen. Die Müllabfuhr kommt nur alle vierzehn Tage und ich kann nicht die ganze Tonne füllen. Es gibt ja noch andere Mieter. Für dem Elektroschrott habe ich einen besonderen Abhol-Termin mit der Stadt vereinbart. Ihr glaubt nicht, was sich hier alles an Kabeln, Mini-Pads, Ladegeräten, Stecker aller Art und alten Haushaltgeräten angesammelt hat.

Nach der Abholung des Sperrmülls habe ich einen professionellen Entrümpler beauftragt, alte Aufzeichnungen und völlig veraltete Papiere sowie einen Kubikmeter unbrauchbarer Mathematik- und Physikbücher aus meiner Wohnung zu entfernen, um Platz zu schaffen. Ich brauche Freiraum. Die Vergangenheit soll Vergangenheit sein. Jetzt sieht es in der Wohnung schon besser aus.

Auch in der BRD wird einmal das große Aufräumen und Saubermachen stattfinden. Ein solcher Staat hat keine langfristige Zukunft. Akademiker mit bescheidenen Allgemeinkenntnissen und viel Schwafelwissen bestimmen über das Schicksal eines ganzen Volkes und beschließen einmütig in ihrem Parlament so viel Unfug, wie sich im Nachhinein immer wieder herausgestellt hat. Die bürgerlichen Universitäten mit hochgebildeten Professoren und Dozenten aus dem geisteswissenschaftlichen Bereichen haben einen Tunnelblick und bemerken nicht einmal, wie sie sich aus der Geschichte verabschieden und bedeutungslos werden. Sogar die einzige Oppositionspartei, die vom nationalen Pathos berauscht ist, hat sich bei den „Versagern“ eingereiht, redet sie öffentlich ganz anders als sie dann im Parlament abstimmt, was jeder schön nachprüfen kann. Diese Helden des Wortes und der Meckereien werden ebenso an Ansehen und Glaubwürdigkeit verlieren, wenn sie praktische Politik machen.

Meine Analyse ist: Es wird noch ein Kulminationspunkt erreicht, an dem sich bestimmte Bundesländer aus der BRD loslösen und souveräne Freistaaten mit einer eigenen Politik in ihren neuen Hauptstädten bilden werden. Berlin würde ihre Funktion und ihre vielen Vororte verlieren und sich wieder zu einem unbedeutenden Ort in den Sümpfen zurückentwickeln. Dieses historische Ereignis würde am Vormittag besprochen und beschlossen und abends öffentlich zur gemütlichen Nachrichtenzeit mit einem anschließenden Brennpunkt vollzogen. Das würde dann etwas anders als 1989 bei der Maueröffnung in der DDR nicht mehr durch einen „schusseligen“ Journalisten vonstatten gehen. Aber dieses historische Ereignis liegt erst in einer fernen Zukunft. Doch es wird so kommen wie bei allen gravierenden Systemkrisen, die nach dem gleichen Schema ablaufen.

Ein Bild von mir gezeichnet. Sind wir nicht alle Clowns?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen