In der christlichen Lehre wird die Familie als Wert sehr hoch gehalten. Es wäre nun auch vorteilhaft, wenn der Held des Christentums ebenfalls dies so getan hätte. Beim Übersetzen des Evangeliums nach Markus 3:20 in Afrodeutsch sticht die Szene hervor, in der Jesu eigene Familie, seine Mutter und seine Brüder, ihn für verrückt halten. Sie wollten nicht, dass er sich mit seinen rebellischen Predigten in Gefahr mit dem damaligen Staat in Person des jüdischen Königs Herodes oder des römischen Kaisers begab. Jesus war kein braver Sohn, sondern sagte sich sogar von seiner Familie los und betrachtete fremde Personen als seine „Mutter“ und seine „Brüder“.
Die Tatsache, dass Jesus ehelos blieb, macht ihn nicht zu einem Vorbild oder Beispiel eines braven Familienvaters. Die christlichen Apologeten können sich jedenfalls nicht auf ihn beziehen, wenn sie die Familie als besonderen Wert in der Gesellschaft hervorheben. Hier gibt es also auch Widersprüche.
Je länger ich über Jesus nachdenke, kommen mir Zweifel, ob er wirklich als herausragende Person für eine Erneuerung der Gesellschaft taugt. Einerseits betont er die Bedeutung der Torah und der darin enthaltenen 613 Ge- und Verbote, andererseits versuchen seine Anhänger, dieses Faktum klein zu reden und umzudrehen. Das ist bei Paulus, dem geschickten Missionar und Umdeuter, aber auch in den Evangelien deutlich zu sehen. Die Evangelien machen ein Neudenken über Jesus oder einen religiösen Neuanfang unmöglich, denn dort sind historische Wahrheit und religiöse Fiktion stark verwoben.
Für einen zukünftigen Staat ist eine solche Religion ungeeignet.
Die Christen werden trotz eklatanter Widersprüche immer darauf beharren, was ja charakteristisch für Religionen ist. Ihre Anhänger formen in ihren Köpfen die jeweilige Religion, egal was in ihren heiligen Schriften steht. Widersprüche und gegenteilige Aussagen werden ausgeblendet.
Für eine zukünftige Gesellschaft ist eine solche Religion ungeeignet. Ihr theologisches Personal erkennt ja noch nicht einmal, was in ihren Schriften schief läuft. Übrigens ist es nicht allein damit, in anderen Weltreligionen ist das auch so. Es rumort zur Zeit heftig, wobei die Frauen eine kämpferische Rolle einnehmen gegen die bequemen Männer, denen ihr Pascha-Dasein so gut gefallen hat.
Seltsamerweise sind die säkularen demokratischen Politiker ebenfalls von den „Umständen“ überrascht und dem Wind, der ihnen entgegenweht. Der Bildungsmangel, der von den bürgerlichen Universitäten ausgeht, macht sich eklatant bemerkbar. Das ist ein Paradoxon und gleichzeitig so lächerlich.
So, ich muss mal weiter übersetzen. Bei mir geht es jedenfalls voran.
Die eigenen Brüder von Jesus (Jakobus, Jose, Judas und Simon), auch seine Schwestern waren von Jesu Messiasrolle nicht überzeugt. Dabei blieb es nicht, auch die Einwohner seiner Vaterstadt Nazareth ärgerten sich über ihn. Sie sahen seine Lehre als Anmaßung an und verwiesen auf den Beruf seines Vaters.
Warum schrieb Markus diese Blamage überhaupt auf? Vielleicht gab es schon damals Gegner des frühen Christentums, die auf diesen Umstand verwiesen oder selber Zeugen waren. Das konnte Markus nicht verheimlichen.
Jesu Brüder werden gerne von den Gläubigen als Cousins umgedeutet, was aber nicht so recht zu den Erzählungen passt. Doch sei es ihnen gegönnt. Im Glauben ist alles möglich.
Meine Schlussfolgerung ist, dass das Christentum unglaubwürdig ist und nicht für eine erneuerte Gesellschaft taugt. Es besteht allerdings Religionsfreiheit. Jeder ist so frei, das zu glauben, was er will.
In einem zukünftigen Staat kann jedoch das Christentum nicht als eine Institution wie bisher in seliger Verbindung über ein juristisches Konstrukt fungieren. Als eingetragene Vereine (e.V.) kann es seinen gläubigen Anhängern zur Verfügung stehen. Eine Vereinigung der unterschiedlichen christlichen Konfessionen sehe ich als etwas schwierig an. Die jeweiligen Theologen und Amtsinhaber wollen doch lieber unter sich bleiben.
Die religiösen Feiertage würden natürlich entfallen. Das kann ja jeder im privaten Rahmen machen. Doch denke ich an die Arbeitnehmer, die Ruhe und Entspannung brauchen, weshalb staatlich geschützte Feiertage geschaffen werden könnten.
Ostern und Weihnachten sind ja viel älter als das Christentum oder generell der Hochreligionen. Sie haben ja genügend Symbole, die die Menschen erfreuen. Darauf zu verzichten wäre ein Jammer. Es könnten auch andere alteuropäische Feste revitalisiert werden, die näher an der Natur und der Mutter Erde orientiert sind. Auch der Karneval könnte ein solcher Staatsfeiertag werden.
Je länger ich mich also mit der Übersetzung der Evangelien beschäftige, desto mehr neue Ideen kommen mir in den Sinn. Während ein anderer deutscher Übersetzer Martin Luther auf den theologischen Vorgaben des Fälschers und Umdeuters Paulus verharrte, komme ich zu ganz anderen Schlussfolgerungen.
Beim Übersetzen der Evangelien fällt mir so manches auf. Nachdem Jesus jemanden geheilt hatte, trug er ihm auf, sich dem Priester zu zeigen und ein Opfer darzubringen. Und zwar deshalb, weil es Mose so geboten hatte. Das bedeutet, dass Jesus gar kein Neuerer war, wie dies seine christlichen Anhänger behaupten. Im Gegenteil und zum Verdruss der Protestanten hielt er sich an die Gebote der Torah, auch den Tempeldienst und die Beschneidung der Jungen. Ein Beispiel ist Markus 1:44.
Später hat dies Paulus, der große „Fälscher“, auf den Kopf gestellt. Bei den Katholiken ist ein Rest des vormaligen Opferdienstes noch in der Messe vorhanden. Martin Luther, ein kleiner „Fälscher“, hatte dies bei seiner Übersetzung der Evangelien nicht bemerkt, ich aber schon. Beide Personen glaubten an ihre Wahrheit, die jedoch mit einigen Aussagen der Evangelien kollidiert
Das Christentum hat kein festes religiöses Fundament, wohl aber geschichtlich das Wohlwollen des jeweiligen Staates, heute eben eines demokratischen Staates, wobei momentan eine schrille antichristliche „Theatertruppe“ den Ton angibt, die nicht vor Kreuzesabhängen und Entfernen von Bibelsprüchen an historischen Gebäuden zurückschreckt. Alle Gläubigen sollen respektiert werden. Ein religiöser Purismus ist auch eine Verarmung der Kultur.