Kann eine Tochter über ihre Mutter hinauswachsen? Wie ich festgestellt habe, ist dies in den romanischen Sprachen möglich. Das Latein, das man als Urromanisch bezeichnen könnte, hat eine miserable Art, Konjunktionen auszudrücken. Es wäre natürlich einfach, sie blindlings zu übernehmen und fertig ist die Suppe, aber gewonnen hat man dadurch nichts. Ich habe nach einer praktikablen Möglichkeit gesucht, die Konjunktionen so zu komponieren, dass man ihren Inhalt leicht ersehen kann. Im Spanischen bin ich fündig geworden.
Temporale Konjunktionen
ádu ca (als, wenn, immer wenn) < áda (lange)
Ádu ca veneum á domu, incambem la telovidon. (Wenn ich nach Hause komme, schalte ich den Fernseher ein.)
-> Cuando llego a casa, enciendo la television.
Bei „quando“ erkennt das geübte Auge das Fragepräfix „qu“ und das folgende „-ando“, was mich an ein Gerundium erinnert. Was es genau war, kann ich nicht sagen. Dr. Olivier Simon, ein Indogermanist und Jurist, ist hier der Fachmann. Ich habe dieses Wort in meine Sprache als „-áda (lange) und dem folgenden „ca (dass)“ umgesetzt.
Bei den übrigen Konjunktionen habe ich mich an das spanische Original gehalten.
antes da que -> antae ca (bevor) < anta (vor)
hasta que -> astu ca (bis dass) < asta (bis)
en cuanto -> in entu ca (sobald) < enta (seiend)
después que -> metu ca (nachdem) < meta (nach)
como si -> obmodu ca (als ob) < oba (entgegen) + moda (modal)
a menos que -> á mineu ca (es denn, dass; wenn) < mina (wenig)
aunque -> obvú ca (obwohl, auch wenn) < oba (entgegen) + vú (wollen)
para que -> á finu ca (damit) < fina (endgültig)
por eso -> pró eta (deshalb) < pró (für)
Ich habe den Eindruck, das Spanische ist dem alten Latein ähnlicher als die direkte Nachfolgesprache Italienisch und zwar im Schriftbild und der Aussprache. Spanisch klingt hart, Italienisch weich. Bei youtube kann man darüber informieren und Sprachproben anhören.
Das Lateinische selbst hat sich im Laufe seiner Geschichte immer gewandelt. Was wir heute als „klassisch“ bezeichnen, ist nur ein bestimmter Ausschnitt aus der Sprache der Oberschicht. Anhand von antiken Grafittis kann man heute zeigen, wie die einfachen Leute im Römischen Reich gesprochen haben. Durch die frühe Verschriftung der romanischen Sprachen wurde ihre Entwicklung gehemmt und alte, völlig überflüssige grammatische Formen bewahrt. Französisch ist ein Paradebeispiel einer Sprache mit versteinerter Schrift. Würde man die Schrift jedoch konsequent phonetisieren, würde jeder fragen, was ist das für eine Sprache? Nichts würde ans Lateinische erinnern.
Kann eine Sprache gesellschaftliche Strukturen verändern? Das zumindest glauben die Genderisten, obwohl es Studien gibt, die dies widerlegen. Der Wegfall bestimmter Endungen und der Gebrauch neuer Wörter führt nicht geradewegs zu einer neuen Gesellschaft. Es gibt viele asiatische Sprachen, die dem sprachlichen Geschmack der modernen Ideologinnen (mit oder ohne Stern) entgegenkommen. In diesen Gesellschaften sind ihre propagierten Wünsche jedoch nicht realisiert trotz der genderfreien Sprache. Sprache ist nämlich ein bloßes Kommunikationsmittel, mit dem Gedanken so oder so ausgedrückt werden können. Man erlebt es täglich in den Medien, wie Sprache so geformt wird, damit die jeweiligen Aussagen „gut rüberkommen“. Gesellschaftliche Änderungen können nur über politische und ökonomische Entscheidungen herbeigeführt werden. Alles andere ist bloße symbolhafte Augenwischerei und vergiftet das persönliche Klima zwischen den Geschlechtern.
Mit meiner Plansprache Latina Nova soll es für die Sprecher einfach sein, den modernen wissenschaftlichen Wortschatz zu benutzen und entsprechend klar und präzise ihre Gedanken auszudrücken. Sie ersetzt aber nicht das persönliche Arbeiten, die Disziplin und den Durchhaltewillen, sich Bildung anzueignen und sich anzustrengen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.